Fasnacht im Hochschwarzwald.

Narrenpoesie

Hochschwarzwälder Fastnachtstradition
18.01.2024

Sprüche gehören zur Hochschwarzwälder Fastnacht wie Larve oder Häs. Wer nicht mindestens zwei auswendig aufsagen kann, ist kein echter Narr. Die tiefere Botschaft in den kurzen Versen mit zumeist derbem Inhalt ist allerdings nicht immer leicht ersichtlich – erst recht nicht für Menschen, die des alemannischen Dialekts nicht mächtig sind. Daher haben wir einige Fasnetssprüchle aus dem Hochschwarzwald in politisch korrektes Hochdeutsch übersetzt.   

"Iseri Katz hät Jungi g’ha,
inere hohle Oache.
Siebzehni hät sie g’ha,
jetzt ka si nimmi soache."

Unsere Katze hat Nachwuchs bekommen,
als Ort der Niederkunft diente ein hohler Eichenbaum.
Siebzehn Junge brachte sie zur Welt,
nun leidet sie unter Blasenschwäche.

Narren beim Umzug im Hochschwarzwald.
Narren beim Umzug im Hochschwarzwald. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

"‘s goht en Bur in Garte und schießt.
Er butzet ‘s Fiedle mit Brennnessele, des bießt.
Het de Bur des Kriitli kennt,
not het er 's Fiedle net verbrennt!"

Ein Landwirt begibt sich in seinen Garten, um seine Notdurft zu verrichten.
Zur Reinigung seines Gesäßes verwendet er Brennnesseln, das empfindet er als wenig angenehm.
Hätte der Agronom die krautige Pflanze identifizieren können,
so hätte er jetzt nicht Feuer unterm Allerwertesten!

"Alti Hex im Schnoogeloch,
hät kon guete Kaffee kocht.
Am Sunntig hät sie Hochzit g’ha,
alle Lit sin g’storbe dra!"

Betagte Dame im Stechinsektental,
bereitete suboptimalen Kaffee zu.
Am Sonntag ging sie den Bund der Ehe ein,
all ihre Festgäste erlagen einer Koffeinvergiftung!

Traditionelle Umzüge im Hochschwarzwald.
Traditionelle Umzüge im Hochschwarzwald. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Hochschwarzwälder Brauchtum erleben:

Hexen, Geister, Gruseltiere, die mit Schellen, Tänzen und wildem Geheul die Straßen bevölkern und ihr Unwesen treiben – das sind die Merkmale der schwäbisch-alemannischen Fastnacht, wie sie im südwestdeutschen Raum und in der Nordschweiz gefeiert wird. Auftakt der „Fasent“ oder „Fasnet“ ist traditionell der Dreikönigstag am 6. Januar, an dem die Narrenutensilien abgestaubt werden. Vom Schmutzigen Donnerstag bis Fastnachtsdienstag erreicht das Treiben mit zahlreichen Umzügen seinen Höhepunkt. Am Vorabend von Aschermittwoch tragen die Narren ihre „Fasnet“ bei Hexenverbrennungen und schauerlichen Trauerumzügen wieder „zu Grabe“. Die schwäbisch-­alemannische Fastnacht hat wie der rheinische Karneval auch seine Ursprünge im Mittelalter und den Ritualen der christlichen Vorfastenzeit.

Während der Karneval sich jedoch, so wie wir ihn heute kennen – mit Prinz, Funkenmariechen, Maskenbällen und Prunksitzungen –, an jüngeren Traditionen aus dem 19. und 20. Jahrhundert orientiert, knüpft die schwäbisch­alemannische Fastnacht bewusst an jahrhundertealte Überlieferungen, Sagen und Symbole aus dem Mittelalter an. Dementsprechend urwüchsiger ist auch die Verkleidung. Die meisten Umzugsteilnehmer tragen – anders als beim Karneval –  jahrein, jahraus dasselbe Kostüm. Das „Häs“, bestehend aus Narrenkleid und Larve, wird in manchen Familien sogar weitervererbt. „Larve“ ist ein anderer Begriff für Maske. Er stammt vom lateinischen „larva“ ab, was so viel bedeutet wie „böser Geist“ oder „Gespenst“.

Hexen im Hochschwarzwald.
Hexen im Hochschwarzwald. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH