Umsichtige Reisende haben stets eine Karte im Gepäck!

Karten legen!

Hochschwarzwälder Kartenkunde
27.05.2016

von Patrick Kunkel

Damit die Wandertour nicht zum Glücksspiel wird, braucht es eine vernünftige Karte. Ob aus Papier oder digital, ist dabei egal. Wir geben Tipps für die Tourenplanung.

Ach, was ist das praktisch. Schnell den Track mit der Wanderstrecke aus dem Netz geladen, auf's GPS-Gerät überspielt – und los geht's! Elegant schlängelt sich die rote Linie hinauf auf einen Berg – Mann, ist der hoch! Wie heißt der gleich? Egal. Weiter. Die Linie durchschneidet einen kleinen Weiler und umkurvt schließlich auf einer von reizenden Blumen gesäumten Schotterpiste einen stattlichen Schwarzwaldhof mit seinem tief heruntergezogenen Walmdach. Herrlich! Aber wo sind wir überhaupt? Ach, nicht so wichtig, ist doch so schön hier! Dann stürzt sich die rote Linie über einen steilen Hang hinab in einen reißenden kleinen Fluss. Das kann nun wirklich nicht mehr stimmen.

Wenn die Technik nicht mehr mitmacht

Doch genau so etwas kann passieren, wenn man sich in einem Online-Portal eine „ganz tolle Tour“ als GPS-Datei herunterlädt, diese ungeprüft aufs Navi überspielt und einfach loszieht oder -radelt.

Bequemer geht’s nicht. Bloß dumm, wenn die Strecke in der echten Welt nicht hält, was sie im Netz verspricht. Oder wenn das Gerät ausfällt und man plötzlich orientierungslos im Wald steht. Landschaftliche Ahnungslosigkeit ist das eine. Wenn man unterwegs nicht weiß, wo man eigentlich gerade unterwegs ist, ist das schade, aber es schadet immerhin keinem. Werden dagegen Wanderer oder Biker ohne Kenntnisse der Landschaft und ohne Karte im Gepäck von einem leeren Akku, einem Unwetter, der Dunkelheit oder einem Unglück überrascht, kann die Traumtour schnell ziemlich ungemütlich werden. Und manchmal auch gefährlich.

Welche Karten machen überhaupt Sinn für eine Wandertour im Hochschwarzwald?
Welche Karten machen überhaupt Sinn für eine Wandertour im Hochschwarzwald? © Patrick Kunkel

Immerhin: Der Hochschwarzwald hat wilde Ecken, aber keine echte Wildnis. Wer sich hier verläuft, kommt in der Regel glimpflich davon. Umsichtige Reisende haben dennoch stets eine Karte im Gepäck, egal ob zu Fuß, mit dem Rad, auf Tagestour oder Mehrtagestrip.

Eine gelungene Tour beginnt bereits mit der Vorbereitung. Die ersten Schritte mit der guten alten Papierkarte unterscheiden sich nicht wesentlich von der digitalen Tourenplanung: Zunächst verschafft man sich anhand des Kartenmaterials einen Überblick über das Gelände, in dem man unterwegs sein will. Dann entscheidet man sich für eine Route und trägt diese ein. Ob per Textmarker in die Papierkarte oder Klick für Klick am Bildschirm – schon beim Einzeichnen prägt man sich den Routenverlauf der Tour gut ein. Und man stößt eventuell auf Besonderheiten der Landschaft. Schließlich rechnet man Länge, Höhenmeter und voraussichtliche Dauer der Tour aus – zugegeben, dieser Part ist mit Papierkarten deutlich mühsamer und ist die Strecke einmal in die Karte gemalt, bekommt man sie da auch nicht mehr weg – ein Pluspunkt für die Planungssoftware am PC!

Doch welche Karten machen überhaupt Sinn für eine Wandertour im Hochschwarzwald?

Der Klassiker: Papierkarten

Wer es genau wissen will, greift zum Maßstab 1 : 25.000 – dies bedeutet, dass ein Zentimeter auf der Karte 250 Metern in der echten Welt entspricht. Alle Straßen, Wege, Gewässer und Wälder werden in Kombination mit einer präzisen Geländedarstellung wiedergegeben. Deshalb eignet sich dieser Maßstab hervorragend für Wandertouren oder Touren mit dem Mountainbike. Gut geeignet ist aber auch der Maßstab 1:35.000 wie etwa die Karte „Hochschwarzwald“ des Schwarzwaldvereins und des Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL) Diese zeigt darüber hinaus das regionale und überregionale Wanderwegenetz des Schwarzwaldvereins an samt der Namen der Wegkreuze, Einkehrmöglichkeiten und Wanderparkplätzen – für unterwegs eigentlich unerlässlich. Die eigenen „hochtouren“-Karten der Hochschwarzwald Tourismus GmbH bietet bei einem Maßstab von 1:30.000 eine etwas bessere Detailgenauigkeit, die Karten sind zudem wasser- und reißfest.

Eine gelungene Tour beginnt bereits mit der Vorbereitung
Eine gelungene Tour beginnt bereits mit der Vorbereitung © Patrick Kunkel

Für Radtouren oder zum Planen von überregionalen Wanderungen eignet sich eher der Maßstab 1 : 50.000, der bei noch guter Detailtreue einen großen Gebietsausschnitt (also die vierfache Fläche einer TK25) bietet. Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte koordinieren damit ihre Einsätze; das Militär verwendet hauptsächlich diesen Maßstab. Die Freizeitkarten sowie die Landkreiskarten des LGL bieten Detailtreue und dazu das komplette Netz der Rad- und Wanderwege in der Region. Die Radkarten im Maßstab 1:75 000 sind etwas weniger detailliert bilden aber das Radwegenetz inklusive Informationen über die Oberflächenbeschaffenheit ab.

Outdoor-Navigation

Outdoor-Navigation per GPS kann echte Traumtouren bescheren. Der größte Vorteil ist wohl, dass man sich unterwegs nicht mehr mühsam an Landmarken oder mit dem Kompass orientieren muss. Das erledigt alles das GPS-Gerät. Und man muss auch nicht mehr mit verschwitzen Händen an jeder Ecke eine zerknitterte Karte aus der Tasche fummeln, um den richtigen Weg zu finden. Aber wer nicht nur ahnungslos einem Track aus dem Internet folgen will, sollte im Vorfeld ebenso detailliert planen wie einst auf die klassische Tour. Unterschiedliche Programme helfen bei der Tourenplanung und geben auf Knopfdruck schnelle und wichtige Infos über Tourlänge und Höhenmeter. Bequem und für kurze Touren völlig ausreichend sind etwa kostenlos nutzbare Tourenplaner wie der des Schwarzwaldvereins (www.wanderservice-schwarzwald.de). Kartengrundlage sind wahlweise die OpenStreetMap, Google Maps, Satellitenbilder oder die sehr detailreichen topographischen Karten der Landesvermessungsämter. Online lassen sich Routen erstellen sowie Informationen über Tourlänge, Gehzeiten sowie Höhenmeter abrufen, zusätzlich verfügbar sind Wander-, Rad- und Reitwege.

Outdoor-Navigation per GPS kann echte Traumtouren bescheren.
Outdoor-Navigation per GPS kann echte Traumtouren bescheren. © Patrick Kunkel

Käufliche Programme wie Magic Maps erlauben die Tourenplanung ebenfalls auf Grundlage der detaillierten topografischen Karten der Landesvermessungsämter (TK25 oder 50)– diese ähneln den klassischen Papierkarten und sind ebenso detailreich und anschaulich. Neben Haupt- und Nebenstrecken sehe ich auch am Bildschirm sämtliche Wald-, Feld, und Wanderwege, ebenso Höhenlinien, Gewässer und Informationen über die Vegetation. Ebenfalls hinterlegt sind Informationen über Straßennamen, das Radwegenetz, Wanderwege, Points of Interest. Der Vorteil solcher Programme: Die Bedienbarkeit ist komfortabler, die Touren lassen sich lokal auf dem Rechner abspeichern und bearbeiten ohne dass eine Verbindung zum Internet nötig ist. Weitere Informationen zum TOUR Explorer unter: www.magicmaps.de

Fertige Tourenvorschläge bietet zum Beispiel die kostenlose Touren App der Hochschwarzwald Tourismus GmbH. Hochwertige topographische Karten zum Mitnehmen auf dem Smartphone bietet die App „BW Map Mobile“ des LGL. Die kostenlose Basisversion enthält die kostenlose Basiskarte (Maps4BW) sowie eine Reihe von Funktionen, um draußen gut zurechtzukommen. Die erweiterte Version kann als In-App-Kauf aus der gestarteten kostenlosen App heraus für 9,99 € erworben werden und gilt 1 Jahr lang.