Seit 2003 bewirtet Familie Hug müde Wintersportler in ihrer Loipenstrauße.

Selbstgemachtes in der Loipenstrauße

Am schönsten mit Einkehr Teil 3: Eckershäusle in Breitnau
02.11.2021

von Patrick Kunkel

Eine Strauße bedeutet für die meisten ein Glas Federweißer und eine zünftige Mahlzeit. Im Eckershäusle steht neben der Stärkung eher ein heißer Tee auf dem Tisch. Weniger gesellig ist es aber keineswegs, wenn sich erschöpfte Langläufer und Schneeschuhwanderer zur verdienten Pause treffen.

Als Ernst Hug Samstag früh die Tür zum Eckershäusle aufsperrt, ist es drinnen fast genau so kalt wie draußen. „Erstmal einheizen,“ sagt er während kleine Atemwolken aus seinem Mund aufsteigen. In der kleinen, niedrigen Stube stehen ein paar Tische um den kalten Kachelofen beieinander. Im Ofenloch knistert jetzt das brennende Holz, doch bis sich die Wärme im Haus ausbreitet, dauert es. Heute hat er Glück gehabt: „Ab und zu kommt man hoch, dann ist alles eingefroren, kein Wasser. Dann dauert es manchmal über Mittag, bis wir die Küche in Gang bringen.“

Erbaut wurde das kleine Schwarzwaldhaus um die 1700: „Früher war es das Leibgedinghaus unseres Hofs“, erklärt Hug, vom Eckershof stamme auch der Name „Eckershäusle“. Erst im Jahr 2003 kamen die Hugs auf die Idee, müde Skilangläufer zu bewirten: „Wir waren mal hinten im Haus mit den Kindern, da kam ein Skifahrer total erschöpft rein“, erinnert sich Ernst Hug: „Der het gar nit mehr gewisst wo er isch. Es war saukalt und der kam gerade noch rechtzeitig bei uns rein.“ Da habe man gemerkt: Der Bedarf ist wohl da, mitten auf der Thurnerspur eine Einkehr machen.

Mit dem urigen Kachelofen heizt Hüttenwirt Ernst Hug die gemütliche Stube ein.
Mit dem urigen Kachelofen heizt Hüttenwirt Ernst Hug die gemütliche Stube ein. © Patrick Kunkel

Seither päppeln Ernst und Doris Hug kalte und erschöpfte Wintersportler mit heißem Tee und warmen Suppen auf. Aber nur an Wochenenden und nur bei ordentlich Schnee und gutem Wetter. Das Eckershäusle öffnet erst, nachdem Ernst und Doris Hug die Tiere auf dem Hof versorgt haben: „Die Loipenstrauße machen wir ja nur nebenher. Um vier ist Schluss, dann müssen wir ja wieder in den Stall.“ Bei schlechtem Wetter bleibt die kleine Wirtschaft komplett zu: „Da kommt hier einfach keiner vorbei“, sagt Hug. Was nicht wundert, die Loipenstrauße liegt schließlich mitten auf einer Waldlichtung oberhalb von Breitnau direkt an der Thurnerspur - und ist im Winter nur mit Langlaufski oder Schneeschuhen zu erreichen. Den müden Skiläufern und Schneeschuhgängern setzen die Hugs dann Selbstgemachtes vor:

“Unsere Spezialität sind selbstgebackene Kuchen, jedes Wochenende eine andere Suppe oder einen Eintopf – und natürlich die Bratwürste mit Kartoffelsalat.“
(Ernst Hug)

„Zu Beginn haben wir alles mit dem Rucksack hochgeschleppt, was verspeist und getrunken worden ist.“ Dann schaffte Hug eine Skidoo an, ein Schneemobil: „Das war dann schon einfacher, die ganzen Suppen und Kuchen hochzubringen.“ Aber einmal lag so viel Schnee rund um die Weißtannenhöhe, da blieb der Wirt auf halbem Wege stecken. Voriges Jahr hat er sich dann einen ausrangierten Pistenbully zugelegt, jetzt gehören solche Probleme der Vergangenheit an.

Mit selbstgemachten Kuchen und wechselnden Suppen und Eintöpfen verwöhnt der Hüttenwirt seine Gäste.
Mit selbstgemachten Kuchen und wechselnden Suppen und Eintöpfen verwöhnt der Hüttenwirt seine Gäste. © Patrick Kunkel

Dafür kommen jetzt mehr Gäste als zu Beginn, an einem guten Tag ist die kleine Stube schnell voll: „Früher haben wir das zu zweit geschafft, jetzt sind wir meistens zu viert.“ Neben seiner Frau Doris hilft noch Hugs Schwester, der Schwager und die Kinder – ein echter Familienbetrieb. Ernst Hug mag die Wochenenden in der Loipenstrauße: „Unsere Gäste, das ist ein spezieller Menschenschlag, die Langläufer. Die sind gesellig, die schwätzen gerne und die meisten sind so nett und dankbar, dass sie hier was Gutes und Heißes bekommen.“ Auch würden die Leute die ruhige Stimmung oben im Eckershäusle ganz besonders schätzen, vermutet Hug: „Bei uns läuft aus Prinzip kein Radio.“

Und wie der Name der Loipenstrauße zustande kam? Hug überlegt, grinst dann und erzählt:

“Viele Gäste hatten immer wieder gefragt: Ist die Strauße offen? Da dachten wir: Wenn die Leute meinen, das ist eine Strauße, dann nennen wir es halt Loipenstrauße.“
(Ernst Hug)

So einfach sei das. „Aber einen Besen hängen wir nicht raus, wenn es offen ist. Vielleicht machen wir das noch.“