Dank Goretex-Jacken bleiben wir auf dem Rückweg trotz Regenschauers trocken.

Kurzurlaub in St. Peter

Bei Schmuddelwetter doch noch in der Sonne in St. Peter
25.11.2021

von Birgit-Cathrin Duval

Dass wir in St. Peter gelandet sind, ist der Sonne zu verdanken. Doch die macht sich heute rar. Versteckt sich hinter fetten Wolken. Und die ist auch gar nicht gemeint. Die Sonne, die uns nach St. Peter führte, ist das Hotel und Restaurant von Petra und Hanspeter Rombach.

Endlich ein Kurzurlaub mit meiner Freundin. Nur wir beide. Ohne Mann, ohne Kind und Kegel. Wandern in den Alpen. Was haben wir uns darauf gefreut. Doch dann macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Schnee bis in die Niederungen. Da müssen Alternativen her. Also ab in den Schwarzwald. Am besten ein Hotel mit Wellness, das ist bei so grausigem Wetter eine gute Wahl. Nach 20 Absagen sind wir am Verzweifeln. Tummelt sich derzeit die ganze Welt im Schwarzwald? Es ist unter der Woche, es sind keine Ferien und trotzdem unmöglich, für vier Tage ein Zimmer zu bekommen. 
Spät nachts erhalte ich eine E Mail von der Sonne in St. Peter. Man bietet uns einen Lückentag an. Genauer gesagt zwei, doch zum Wochenende ist das Hotel ausgebucht. Wir schlagen zu. Besser zwei Lückentage als gar keinen Urlaub.

Trüb und grau ist es in St. Peter, der Schnee, der morgens in der Frühe fiel, ist bereits getaut, die Berggipfel sind leicht gezuckert. Am späten Nachmittag ziehen wir zu einer Erkundungstour auf den Lindenberg los. Dank Goretex-Jacken bleiben wir auf dem Rückweg trotz Regenschauers trocken. Richtig warm wird es uns in der kleinen aber feinen Sauna der Sonne. Wunderbar entspannt geht es zu Tisch. Die Gaststube ist modern, schlicht und behaglich. Viel Licht, viel Holz und ein Kaminfeuer. Wohlfühlatmosphäre, die Luft zum Atmen lässt. Ein Stil, der uns auf Anhieb gefällt.

Die Sonne strahlt auch ohne Stern

Mit einem Pinot und Chardonnay brut aus Bioland Winzersekt mit Birnenmus stoßen wir auf unseren Kurzurlaub an. Der Service in der Sonne ist dezent-freundlich, nicht aufdringlich oder überbordet. Hier passt einfach alles. Der Gruß aus der Küche verwöhnt den Gaumen und macht gespannt, auf das, was folgen wird. Dass in der Sonne mit Leidenschaft gekocht wird, ist offensichtlich. Unser Menü ist eine Augenweide. Als Vorspeise gibt es eine Topinamburterrine mit Amaranthfeige, Herbstcrostini, Haselnuss und Salat, gefolgt von einer Quittensuppe mit Zitronengras und Zanderbäckchen. Zum Hauptgang serviert uns Petra Rombach einen bretonischen Seeteufel im Knusperblatt gebacken mit Gemüse und Nudeln. Hanspeter Rombach hat 15 Jahre lang unter einem Stern gekocht.

Die Gaststube ist modern, schlicht und behaglich. Viel Licht, viel Holz und ein Kaminfeuer.
Die Gaststube ist modern, schlicht und behaglich. Viel Licht, viel Holz und ein Kaminfeuer. © Sonne St. Peter

Und die fallen bekanntlich nicht vom Himmel, die muss man sich erarbeiten. Das hohe Niveau der Küche, die Liebe zum Detail und das Wohlfühlambiente strahlen auch ohne Stern in der Sonne. Was für ein Glück, dass es uns nach St. Peter verschlagen hat. Und nein, Fotos von den Speisen gibt es keine. Handyfotos dieser Gerichte, ins Web gepostet, wären eine glatte Beleidigung für den Koch. Experimentell rundet das Dessert den Schlemmerabend ab: Eine Creme-Brulee mit Vanilleeis und Curry-Creme.

Am nächsten Tag wandern wir auf dem Kandelhöhenweg zum Hexenberg des Schwarzwaldes. Von der Rheinebene her gesehen erhebt er sich als kantiger Klotz 1243 Meter in die Höhe. Um den geheimnisvollen Berg ranken sich viele Legenden und Mythen. Es erstaunt nicht, dass das Felsmassiv am Nordhang den Namen Teufelskanzel trägt. Ausgerechnet in der Walpurgisnacht 1981 krachte ein mächtiger Gesteinsbrocken in die Tiefe. Die Bergwacht, so wird berichtet, fand im abgegangenen Felsgeröll nicht nur das Gipfelbuch. Ein Reisigbesen lugte in den Felsen hervor! Alten Sagen erzählen, dass der Teufel höchstpersönlich auf der Felskanzel sitzt und darauf wartet, das Wasser eines unterirdischen Sees herauszulassen.

Trüb und grau ist es in St. Peter, der Schnee, der morgens in der Frühe fiel, ist bereits fast getaut, die Berggipfel sind leicht gezuckert.
Trüb und grau ist es in St. Peter, der Schnee, der morgens in der Frühe fiel, ist bereits fast getaut, die Berggipfel sind leicht gezuckert. © Birgit-Cathrin Duval

Wir treffen zwar keinen Teufel, aber einen grinsenden Schneemann, den ein lustiger Geselle aus dem ersten Schnee baute. Oben auf dem Kandel herrscht Winter. Einige Langläufer ziehen in der dünnen Schneedecke die ersten Spuren. Dicke Flocken fallen vom Himmel. Dann reißt plötzlich die Wolkenwand auf und lässt uns weit bis in Tal blicken. Der Bus bringt uns kostenlos – dank Konuskarte – zurück nach St. Peter. Aufwärmen in der Sauna, wo wir uns schon jetzt auf das wunderbare 4-Gänge-Menü freuen.

Wer hätte gedacht, dass Lückentage in St. Peter so genussvoll sind?