Als Blasmusiker ist Martin Sedlak in seiner Heimat bekannt wie ein bunter Hund – weniger unter seinem richtigen Namen als unter dem Spitznamen, den er seit Kindheitstagen trägt, Flake.

Wir verbinden die Musik mit unserer Heimat

Einfach guet
12.06.2014

von Barbara Bollwahn

Die Haare sind rot, Kinn- und Schnurrbart und die Wimpern auch, Sommersprossen finden sich bis auf den kleinen Finger, die Augen strahlen blau wie ein sonniger Himmel – Martin Sedlak ist schon rein äußerlich ein Original. Groß, kräftig, zupackend und nie um einen Spruch verlegen.

Als Blasmusiker ist er in seiner Heimat bekannt wie ein bunter Hund – weniger unter seinem richtigen Namen als unter dem Spitznamen, den er seit Kindheitstagen trägt, Flake. Wegen seiner roten Haare wurde er nach dem gleichnamigen Wikingerdorf aus der schwedischen Zeichentrickserie „Wickie und die starken Männer“ benannt, in der Wickie, ein kleiner liebenswerter Junge mit roten Haaren, lebt.

Flake, in Schluchsee geboren und wohnhaft in dem zu Bonndorf gehörenden Dorf Holzschlag, ist mit seinen 44 Jahren längst kein kleiner Junge mehr, aber die Freude am Spielen hat er sich bewahrt als wäre er einer. Mit elf Jahren hat er Trompete gelernt. „Bei der Musik waren viele Kinder.“ Weil er neugierig auf andere Instrumente war, lernte er auch das Tenorhorn zu spielen und die Tuba. Mit 16, 17 Jahren, erzählt er, sei er „so richtig aufgeblüht“. Später kam noch das Alphorn dazu. Besonders angetan hat es ihm die böhmisch-mährische Blasmusik. „Alles e weng urig“, sagt er, „und vom Herzen.“ Noch immer hat er bei jedem Auftritt das gleiche gute Gefühl: „Das macht einfach Laune.“

Noch immer hat er bei jedem Auftritt das gleiche gute Gefühl: „Das macht einfach Laune.“
Noch immer hat er bei jedem Auftritt das gleiche gute Gefühl: „Das macht einfach Laune.“ © Barbara Bollwahn

Liebe, die bis unter die Haut geht

Seit 30 Jahren gehört er der Blaskapelle Grünwald-Holzschlag an, das zu Lenzkirch gehört, die er 13 Jahre lang auch als Dirigent geleitet hat, und mit der er bei der ersten Europäischen Meisterschaft der böhmisch-mährischen Blasmusik den ersten Rang in der Mittelstufe gewann. Jetzt dirigiert Flake, der beim Bauhof Bonndorf arbeitet, die Trachtenkapelle Göschweiler. Er hat bereits in mehreren Kapellen gespielt, eine davon war „Wildwechsel“, die es nicht mehr gibt und an die eine Tätowierung auf seiner rechten Wade erinnert. „Wildwechsel“ ist unter die Haut gestochen, dazu das entsprechende Verkehrszeichen. Den Namen der Gruppe Most, die er mit anderen Musikern vor zwölf Jahren gegründet hat, hat er sich nicht unter die Haut stechen lassen. Most ist auf die T-Shirts der acht Musiker gedruckt, mit dem Zusatz „einfach guet“.

Most steht nicht für Saft aus Äpfeln oder Birnen, dafür trinken Flake und seine Kollegen zu gern Gerstensaft. Most steht für „Musik ohne Strom“. Am liebsten treten die Schwarzwälder vor einem Publikum bis maximal einhundert Personen auf und sind ihre eigenen Verstärker, allen voran Flake mit seinem Tenorhorn.

"Wir spielen mit wenig Aufwand, handgemacht und live."
(Martin "Flake" Sedlak)
Am liebsten treten die Schwarzwälder vor einem Publikum bis maximal einhundert Personen auf und sind ihre eigenen Verstärker,  allen voran Flake mit seinem Tenorhorn.
Am liebsten treten die Schwarzwälder vor einem Publikum bis maximal einhundert Personen auf und sind ihre eigenen Verstärker, allen voran Flake mit seinem Tenorhorn. © Barbara Bollwahn

Musik mit der Heimat verbinden

In seiner Heimat ist er so bekannt, dass alle Nasen lang „Flake!“-Rufe erschallen, wenn er mit Most auftritt oder mit der Band „Flaraclara Blech & Wo“ feurige Polkas und rasante Märsche spielt. Man würde sich nicht wundern, wenn die mächtigen Schwarzwaldtannen ihre Baumwipfel im Takt wiegen würden, so versteht es der leidenschaftliche Schwarzwälder, sein Publikum zu begeistern.

“Musik verbindet. Das ist ganz wichtig. Wir verbinden die Musik mit unserer Heimat.“
(Martin "Flake" Sedlak)

Seine Frau hat er, wie sollte es anders sein, bei einem Blasmusikkonzert kennengelernt. Sie spielt ebenfalls Tenorhorn, in der Trachtenkapelle Blasiwald. Der 15jährige Sohn ist auch musikbesessen und spielt Trompete, Flügelhorn, Schlagzeug und Posaune. Der 12jährige Sohn interessiert sich mehr für Fußball. „Gezwungen wird niemand“, betont der Vater.

Für ihn aber ist die Blasmusik so wichtig, dass er sein Alphorn mit in den Urlaub nimmt, den er oft und gern im Allgäu verbringt. Einmal hat er das Instrument zu Hause gelassen. „Nie wieder“, sagt er. Ein Leben ohne Blasmusik ist für ihn unvorstellbar. „Musik hilft immer und baut auch uff.“