Eisenbach: Der Ort, der den Bogen raus hat
Eisenbach ist das beste Beispiel für Wandlungsfähigkeit bei Beherzigung alter Tradition. Fährt man über die Hauptstraße durch den Ort, gibt es neben alten Schwarzwaldhäusern auch gewaltige Industriebauten zu sehen. Und zur Rush Hour ordentlich Verkehr. Denn Eisenbach bietet bei 2100 Einwohnern rund 1500 Arbeitsplätze. Aber auch sonst hat die Gemeinde eine Menge im Angebot.
Das "Gear Valley"
Am Anfang war das Eisen. Brauneisenstein wurde vor Ort schon im Mittelalter abgebaut. Als die Adern versiegten, konzentrierte man sich auf Uhren und die Produktion von Zahnrädern. Die Uhrenproduktion spielt im Schwarzwald längst nicht mehr die Rolle wie früher, Zahnräder und Getriebe werden aber weiterhin benötigt. Gleich mehrere große und kleinere Unternehmen sitzen in Eisenbach und haben längst den Weltmarkt für Feinmechanik erobert. Kein Wunder, dass man den Ort in Anlehnung an das amerikanische Silicon Valley das "Gear Valley" nennt.
Tradition trifft auf Moderne
Einer der ganz Großen ist IMS Gear. Ein neues Gebäude könnte mit seiner architektonisch aufwändigen Spiegelglasfassade auch in jeder Großstadt der Welt stehen. Deutlich traditioneller sind die Bauten des direkt über die Straße gelegenen Hotel-Restaurants Bad, eines Traditionshauses, das sich ebenfalls den Begebenheiten angepasst hat. Auch für das "Bad“ begann alles mit dem Eisen. Nach 300 Metern Stollengraben stießen die Bergleute auf eine Quelle. Sie fassten sie ein und die alte Grenzwirtschaft machte sich die Heilkraft des Wassers zunutze. Die nannte sich seither "Bad Isebach“, woraus nur noch "Bad“ wurde. Bis in die Neunziger Jahre wurde das Heilwasser auch abgefüllt, heute können es Gäste des Hauses in der Wirtschaft genießen. Oder im Pool darin baden.
Gute Schützen sind hier richtig
Dabei ist das "Bad“ noch in anderer Hinsicht bemerkenswert: Hier frönt man dem Bogenschießen. In der Gaststube stehen mit Bogen bewaffnete Skulpturen, draußen bewacht ein Bär die Hausfront, hinter dem Hotel ist ein offener Schießstand, eine Schießhalle gibt es auch. Wirklich interessant wird es im Wald, wo man seine Treffsicherheit an Hirsch und Wildschwein oder an Wolf und Bär erproben kann. 54 lebensechte Tierattrappen können an 40 Stationen geschossen werden, im Winter sind es 15 Stationen. Teilweise kann der Schütze auch ungewöhnliche Kreaturen im romantischen Wald finden, etwa eine Riesenspinne oder einen Dinosaurier. Das skurrilste Ziel wurde von einer amerikanischen Firma für einen internationalen Wettbewerb nach Eisenbach gebracht: ein 4,50 Meter hoher Außerirdischer, der originalgetreu dem Alien aus dem gleichnamigen Film nachempfunden war. Den nahmen die Amis aber wieder mit, nachdem er erlegt war.
Übrigens: Dass man in Eisenbach den Bogen raus hat, sieht man auch daran, dass 1908 im Ortsteil Schollach der erste Skilift der Welt in Betrieb gegangen ist, der ganz ökologisch mit Wasserkraft angetrieben wurde. Schollach liegt wundervoll in einem weiten Tal und ist idealer Ausgangspunkt für Spaziergänge, bei denen man nicht unbedingt neue Höhenmeterrekorde brechen möchte.
Die "Heimatstube Eisenbach": Im 19. Jahrhundert wurde in nahezu jedem Haus in Eisenbach an Uhren gearbeitet. In der Wolfwinkelhalle können in der „Heimatstube Eisenbach“ mehr als 100 alte Schwarzwalduhren besichtigt werden. Eine Mineraliensammlung und ungefähr 160 Präparate der heimischen Vogelwelt komplettieren die Ausstellung. Vor der Besichtigung sollte man sich aber telefonisch anmelden unter 07657/91030. Jedes Jahr findet in der Halle auch die Antikuhrenbörse statt, die sich zum Mekka für Uhrensammler entwickelt hat.