Nostalgisch baden gehen in Friedenweiler
Für solch idyllische Orte muss das Wort Kleinod erfunden worden sein. Das Naturfreibad in dem Luftkurort Friedenweiler ist so eins und gehört zu Recht zu den schönsten Bädern im Hochschwarzwald.
Es liegt in dem 650 Einwohner zählenden Friedenweiler im Klosterbachtal und besteht, um genau zu sein, aus zwei Gewässern. Da ist zum einen der 220 Meter lange und 75 Meter breite Klostersee, der als Weiher eines nahegelegenen Klosters angelegt wurde, und seit 1850 als Badesee genutzt wird. Zum anderen ist in den See ein beheiztes Freibecken von 25 Meter Länge und 12,5 Meter Breite eingelassen, was damals, vor 41 Jahren, eine Sensation war. „Wohl ganz Friedenweiler befand sich auf den Beinen, um Zeuge der Einweihung des beheizbaren Freischwimmbades im Klostersee zu werden“, schrieb die Badische Zeitung im Juni 1972. Der damalige Bürgermeister ließ es sich nicht nehmen, zur Eröffnung mit Melone, Frack und Schirm in das Becken zu springen. Ein Dekan bat zudem um Gottes Segen für das Bad.
Umgeben ist das Freibad Friedenweiler von großen Liegewiesen und schattenspendenden Bäumen. Liegestühle und Ruderboote können, ebenso wie Spielgeräte, umsonst ausgeliehen werden. Für die jüngsten Nichtschwimmer gibt es ein Kinderplanschbecken, für Große lockt ein drei-Meter-Brett zum Sprung in den See. In der Mitte des Gewässers ist ein Floß installiert, auf dem man sich sonnen kann oder von wo aus man über eine Rutsche ins Wasser gelangen kann. Vom Terrassencafé aus, das die Badegäste mit Essen und Trinken versorgt, hat man einen wunderbaren Blick über den See und den Schwarzwald drum herum.
Eis aus dem gefrorenen Weiher
Wer in Friedenweiler badet, taucht tief in die Geschichte des Ortes und des Klosters ein. Es wurde 1123 gegründet und unterstand bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts den Benediktinern. Später ging es an die Zisterzienser über. Im Jahr 1613, so besagt es die von einem in Friedenweiler tätigen Pfarrer verfasste Chronik, wurde ein Taglöhner bei der Äbtissin des Klosters vorstellig mit dem Anliegen „hinter dem Kloster bei der Schmitten die Weihermatten auszuheben und einen Damm aufzuwerfen.“ Der Weiherdamm sollte so hoch werden, dass die Mühlen unterhalb des Klosters im Sommer und Winter betrieben werden könnten, auch Fische sollten eingesetzt werden.
Am 16. September 1616 wurde erstmals im Klosterweiher gefischt. Heute ist der Klosterbach ein beliebtes Forellengewässer, und auch im See dürfen Forellen und Karpfen geangelt werden – jedoch nur, wenn das Freibad geschlossen ist. Von 1840 bis 1920 diente der Klosterweiher auch der Eisgewinnung, um das Bier zu kühlen, das in Friedenweiler gebraut wurde. Mit dem aufkommenden Tourismus um 1900 wurde der Weiher als Badesee mit Badeanstalt und Booten eingerichtet, wo auch Seenachtsfeste gefeiert wurden. Im Winter waren Schlittschuhlaufen und Eisstockschießen beliebt. Seit über 20 Jahren beherbergt das ehemalige Kloster, das schon Jagdschloss, Brauerei und Kindertagesstätte war, nun ein Seniorenheim.
Im Sommer kann man im Freibad Friedenweiler nicht nur schwimmen. Das Bad lädt regelmäßig abends zu Freiluftkino und Sonntags morgen zu Musikkonzerten ein. Während beim Sommernachtskino die Musik ausschließlich auf der Leinwand spielt, können die Besucher bei den Konzerten wählen, ob sie nur der Blasmusik lauschen und mit den Füßen wippen, oder ob sie im Takt der Musik im kühlen Seewasser oder im 24 Grad warmen Freibecken ihre Bahnen ziehen.