Sommers wie im Winter ist die Hütte beliebter Anlaufpunkt, schon wegen der vielen Wanderwege, die sich kreuzen.

Rustikale Schwarzwald-Wellness im Hotpot

Badevergnügen auf 1200 Metern
10.03.2022

von Birgit-Cathrin Duval

Mitten in der verschneiten Landschaft befindet sich ein dampfender Holzbottich, der “HotPot”. Ein rustikaler Whirlpool in einmaliger Lage mit Panoramablick auf den markanten Gipfel des Herzogenhorns.

Auf 1200 Metern Höhe gelegen bietet die Krunkelbachhütte uriges Wellness-Vergnügen der etwas anderen Art.

Zwei Skitourengeher reiben verwundert ihre Augen als sie einen nur mit Badehose bekleideten Mann barfüssig im Schnee vor der Hütte sehen. Die Kälte scheint ihm nichts auszumachen. Wenige Minuten später steigt er in den blubbernden Zuber. Im sprudelnden Wasserdampf ist nur noch sein Gesicht zu sehen – und ein breites Lachen, das sich darauf abzeichnet. Die Frau, die ihm folgt, hat es etwas eiliger. Mit Bademantel und festem Schuhwerk an den Füßen macht sie sich von der Hütte zum 30 Meter entfernten HotPot auf.

Kalte Getränke im heißen Pool

Der Schwarzwald gibt sich heute von seiner Schokoladenseite. Im Süden erheben sich die Alpen aus dem Nebelmeer, verschneite Tannenwälder umrahmt von einem tiefblauen Himmel und Sonnenschein satt. Doch das Thermometer zeigt frostige fünf Grad unter Null. Dem Paar im Whirlpool kann das egal sein.

Anfangs sei er skeptisch gewesen, wegen des HotPots, erzählt Werner Jünger.
Anfangs sei er skeptisch gewesen, wegen des HotPots, erzählt Werner Jünger. © Birgit-Cathrin Duval

Die sitzen im brodelnden Pott und lassen sich’s gut gehen. Eben kommt Hüttenwirt Werner Jünger vorbei und serviert ein Poolgetränk nach Wahl. Knappe 40 Grad hat das Wasser im HotPot. “Reines Quellwasser”, wie der Hüttenwirt betont. Beheizt wird der Whirlpool vom Holzofen der auch für Wärme in der Hütte sorgt. Zwischen dreieinhalb und vier Stunden braucht das Wasser, um auf Wohlfühltemperatur zu kommen. Deshalb ist der “HotPot” nur mit vorheriger Buchung zu genießen. Das Wasser stammt aus dem in der Nähe entspringenden Krunkelbach.

Die Krunkelbachhütte liegt auf 1294 Metern direkt gegenüber vom Herzogenhorn, mit 1415 Meter nach dem Feldberg  zweithöchster Schwarzwaldgipfel. Die urige Krunkelbachhütte ist einer der höchstgelegenen Berggasthöfe in Baden-Württemberg. Seit fast 30 Jahren arbeitet Werner Jünger als Hüttenwirt. Neben einem zünftigen Vesper mit hausgemachtem Brot und Erbseneintopf ist die Krunkelbachhütte auch wegen ihres leckeren Heidelbeerweins eine willkommene Einkehrstätte. Sommers wie im Winter ist die Hütte beliebter Anlaufpunkt, schon wegen der vielen Wanderwege, die sich kreuzen. Im Winter wird von der Hütte aus eine dreieinhalb Kilometer lange Rodelbahn runter ins Tal bis nach Bernau angelegt. 

Die Krunkelbachhütte liegt auf 1294 Metern direkt gegenüber vom Herzogenhorn, mit 1415 Meter nach dem Feldberg  zweithöchster Schwarzwaldgipfel.
Die Krunkelbachhütte liegt auf 1294 Metern direkt gegenüber vom Herzogenhorn, mit 1415 Meter nach dem Feldberg zweithöchster Schwarzwaldgipfel. © Birgit-Cathrin Duval

Anfangs sei er skeptisch gewesen, wegen des HotPots, erzählt Werner Jünger. Genau wie beim Pistenbully. “Der war auch ein großes Wagnis.” Werner Jünger schüttelt den Kopf als könne er es selbst nicht glauben.

“Jetzt machen sie uns die Hölle heiß.”
(Werner Jünger)

Der Pistenbully ruckelt von Bernau-Hof hoch zur Krunkelbachhütte und zurück. Die umgebaute Schneewalze, die bei ausreichender Schneelage Touristen samt Gepäck und Schlitten transportiert, ist schon lange kein Geheimtipp mehr.

Unterm Sternenhimmel

Vor Einbruch der Dämmerung wird es ruhiger in der Hütte. Die Tagestouristen haben sich auf den Abstieg gemacht. Hüttenwirt Jünger erwartet eine Gruppe Skitourenfahrer, die sich für HotPot, Abendessen und Übernachtung angesagt haben. Eine Stunde später treffen vier Männer ein. Nachdem die Zimmer bezogen sind, startet das Wellnessprogramm. Hüttenwirtin Imelda reicht Bademäntel und Badetücher. Vor dem HotPot ist Duschen Pflicht. Wenige Minuten später öffnet sich die Hüttentür und vier Gestalten in weißen Bademänteln und schwarzen Kappen trippeln eiligen Fußes Richtung HotPot. Über den Bergrücken bläst ein kräftiger Wind – der Weg von der wohlig warmen Hütte bis zum HotPot ist eisig kalt. Von dem herrlichen Panorama ist nichts mehr zu sehen. Stattdessen blicken die Badegäste in einen atemberaubenden Sternenhimmel. So dunkel wie hier auf knapp 1300 Metern wird es in der lichtverschmutzten Umgebung von Städten sonst nirgends. Deutlich zeichnet sich das Sternbild des Orion am wolkenlosen Himmel ab. Dazu die eiskalte, aber klare Schwarzwaldluft und ein kühles Weizenbier direkt an den Whirlpool serviert – so schön kann Wellness auf 1200 Metern sein.