Ein Familientag im Hochschwarzwald
Mit allen Sinnen: Auf dem Naturerlebnispfad
Versunken blickt Malou ins grüne Dickicht, lauscht – das Ohr fest an das Hörrohr gedrückt – in den Wald hinein. „Sei doch mal still“, ruft der Fünfjährige seinem Bruder zu, der hoch auf einem mächtigen Felsen thront. Und tatsächlich, wenn alle Stimmen verstummt sind, lassen sich durch das Hörrohr die Geräusche des Waldes viel intensiver wahrnehmen: Hier knackt etwas, dort raschelt es im Laub und vom Tal her dringt das Läuten der Kirchenglocken herauf. Direkt nebenan hat die sechsjährige Ronja ihren Kopf tief in den Summstein gesteckt, flüstert etwas hinein, kommt staunend und strahlend wieder zum Vorschein: „Ich habe meine Stimme ganz laut gehört.“
Wir sind unterwegs auf dem Naturerlebnispfad Schonach. Specht Hansi Holzknecht begleitet uns und weist mit seinem Schnabel den Weg durch den Wald. Welch spannende Entdeckungen wir am Wegrand machen können – das zeigt uns das Aufgabenheft, das wir am Beginn der Rundtour mitnehmen konnten. Wer alle Rätsel löst, erhält am Ende einen Lösungssatz und wird bei der Tourist-Info in Schonach zur Jungförsterin oder zum Jungförster ernannt. Wenn das keine Motivation ist!
Voller Tatendrang sind unsere vier Kinder in den Wald gestartet, haben die erste Steigung ganz ohne Murren und Meckern erklommen und natürlich die Hinweistafel zwischen den Bäumen entdeckt. Warum – heißt es da – liegen eigentlich so viele angenagte Zapfen auf dem Weg. Wer hatte da wohl solchen Hunger und hat alle Fichtensamen verputzt? Wer mag außerdem Bucheckern, Nüsse und Pilze? Und wer lebt in einem Nest, das man Kobel nennt? „Ah, jetzt weiß ich's“, ruft Annika, sieben Jahre alt, „das …“ (Aber das verraten wir an dieser Stelle natürlich nicht.)
Zwischen Fichten, Tannen und riesigen Steinen führt unser Pfad zunächst bergauf, mal können wir das Alter eines Baumes bestimmen, mal seine Höhe erraten (oje, das ging mächtig schief). Wir springen weit wie die Hasen und tasten uns barfuß über kratzige Zapfen, raue Rinde und weiches Moos. Und am Ende ist klar: So viel Abenteuer steckt in einem kleinen Wald. Denn auch wenn der Weg nur 1,3 Kilometer lang ist – wir haben zwei wunderbare Stunden mit Rätseln und Räubern hier verbracht. Jetzt aber knurrt uns der Magen. Also auf nach Schönwald zum Reinertonishof!
Tierisch viel geboten: Der Reinertonishof
Nach so viel Bewegung in der Natur machen wir es uns am großen Ecktisch im Versperhäusle auf dem Reinertonishof gemütlich. Der Hof beherbergt eine der ältesten Schinkenräuchereien des Schwarzwalds – und diese hausgemachten Spezialitäten kommen natürlich auch auf den Tisch. Neben Schnitzel, Pommes und Flammkuchen lassen wir uns von Chefin Ute Duffner ein Schlemmervesper servieren, welches alle Köstlichkeiten aus der eigenen Räucherei beinhaltet: Schwarzenbacher Schinken, Seitenspeck und Angussalami. Die Räucherküche ist ein Teil des hofeigenen Museums, das wir uns ansehen dürfen. Bauernstube mit Kachelofen, Dreschtenne, Gesindekammern – im denkmalgeschützten Hof können wir erleben, wie das Leben im Schwarzwald einmal ausgesehen hat.
Nun aber zieht es die Kinder wieder nach draußen. Sie wollen die Spielwiese erobern und die Tiere kennenlernen: Mauleselin Ida und Esel Otto, die freilaufenden Hasen und natürlich die Ponys. Was für ein Glück, dass man auf ihnen auch reiten darf. Jungbauer Sebastian Duffner drückt uns Eltern die Zügel in die Hand und erklärt, was zu tun ist: Bis zum nächsten Hof dürfen wir laufen und den Pferden mit ruhiger, aber bestimmter Hand zeigen, wo es lang geht. Währenddessen thront Annika schon erhobenen Hauptes auf Marilyn. „Können wir jetzt endlich los?“ Na klar. Vorbei an der Rinderweide laufen wir dem Wald entgegen. Marilyn und Annika vorneweg, der kleine Blacky trottet mit dem strahlenden Mael gemächlich hinterdrein. Und Pony Hanni? Die macht sich lieber über die grünen Leckerbissen am Wegrand her, als ihre Reiterin Ronja den Hügel bergauf zu tragen. Aber schließlich gibt sie dem sanften Schieben von Papa nach und folgt der fröhlichen Kinder-Pony-Truppe. Viel zu schnell ist die Runde zu Ende. Doch die Kinder sind sich einig: Wir kommen bestimmt bald wieder hierher!
Natürlich viel Spass: Das Schönwalder Naturfreibad
Aber noch ist unser Familientag im Hochschwarzwald nicht vorbei. Als letzte Station steht noch das Naturfreibad Schönwald auf unserem Programm. Mit dem Auto sind wir ruckzuck dort. Schnell in die Badesachen und rein ins Wasser. Aber Stopp! Erst wird geduscht, schließlich kommt das neue Naturbad ganz ohne Chemie aus und muss darum besonders sauber gehalten werden. Nach der Dusche aber kann's richtig rund gehen. „Coole Rutsche“, ruft Malou und saust schon ins Becken, Ronja findet im riesigen Sandkasten ihr Glück und Mael erkundet das Kinderbecken mit Bachlauf. Wir Erwachsenen freuen uns an den leuchtenden Seerosen und dem Schilf am Beckenrand. Die Kinder aber sind einfach nur glücklich über einen Tag voller Wald-, Wiesen- und Wasserabenteuer.