Skisprungschanze am Feldberg, 1935

Als die Schwarzwälder ihre ersten Sprungschanzen bauten

Richtige Schanzen müssen her!
01.11.2014

von Birgit-Cathrin Duval

Die ersten Skisprünge waren alles andere als elegante Flüge. Die kleinen, oft nur einen Meter hohen Rampen hatten keinen Auslauf und so endeten die Flugversuche unsanft in einem Sturz. Den skiverrückten Schwarzwäldern war das egal. Mit Begeisterung übten sie auf dem Feldberg ihre ersten Sprünge.

Der erste Sprunghügel befand sich in der Nähe des Feldberger Hofes. Es war eine aus Schnee gebaute Mini-Rampe, auf der die ersten Flugversuche stattfanden. Das erste Skispringen ist vermutlich auf 1892 zu datieren. Organisiert hatte es der 1891 gegründete Ski-Club Todtnau. Ab 1896 existieren Aufzeichnungen der ersten Wettkämpfe, die vom Ski-Club Schwarzwald ausgetragen wurden. In einer Chronik ist zu lesen, dass dichter Schneefall die Skispringer behinderte. Der Neuschnee pappte wie zähes Kaugummi an den Skiern. Wegen der zu geringen Anlaufgeschwindigkeit gelang es keinem Teilnehmer, weiter als sechseinhalb Meter von dem zwei Meter hohen Schneehügel zu springen.

Ein Postkartenmotiv vom 1900 zeigt den eleganten Sprung des Norwegers Bjarne Nilssen, der das Springen überlegen gewann. Nilssen ist es zu verdanken, dass die Schwarzwälder die richtige Technik erlernten.

Sepp Allgeier, Kameramann und begeisterter Skiläufer, berichtet in seiner Autobiografie:

“Die schönsten Stunden meiner Jugend verbrachte ich dort oben auf einsamer Berghöhe...“
(Sepp Allgeier)

„Hierbei spielte der große Skisprunghügel am Feldberg natürlich eine große Rolle, den ich damals eifrig absolvierte, wenn auch oft mit pfundigen Kopfstürzen.“

Springer
© Sammlung Schick – Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Um die Jahrhundertwende hatten die Sprunghügel beim Feldberger Hof und am Baldenweger Buck ausgedient. Eine richtige Schanze musste her! Zwischen Tannen, Buchen und felsigen Steilhängen im Wald über dem Feldsee entstand die erste richtige Sprungschanze. Der Bau konnte mit Hilfe einer großzügigen Unterstützung – heute „Sponsoring“ – des Fürsten Max Egon zu Fürstenberg  vollendet werden: Der Fürst spendete das Holz zum Schanzenbau. Die 40 Meter lange Schanze war mit einem hölzernen Turm versehen. Die Clubmitglieder jubelten: Endlich hatten sie eine vernünftige Skisprungschanze, von den Springern liebevoll „Bock“ genannt, auf der sie Fliegen konnten.

Der erste 30 Meter Sprung: Eine Sensation!

Dr. Ernst Baader, der mit seinem tollkühnen „Wächtensprung“ Filmgeschichte schrieb, erinnert sich im Buch „Faszination Skilauf“ an die Bedingungen der ersten Jahre: „Schlechtsitzende Bindungen, zu leichte Skier, ungeeignete Hügelanlagen, die zumeist noch schlecht zugerüstet waren.“ Als 1906 ein deutscher Springer schaffte, einen 30 Meter Sprung stehend zu vollenden, feierte die Schwarzwälder Skigemeinde die Leistung als Sensation.

Publikum
© Sammlung Schick – Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Denn die Max-Egon-Schanze hatte ihre Tücken. Die Skispringer mussten die Landung mit einem scharfen Schwung beenden, sonst schossen sie über das Bahnende hinaus und landeten mit voller Wucht zwischen den Bäumen.  

Auf der Max-Egon-Schanze fanden ab 1922 die traditionellen Osterspringen statt. Schon damals waren die Skispringen ein Publikumsmagnet, zu der mehrere tausend Zuschauer kamen. Das Skispringen bot für das Publikum weit mehr „Action“ und Emotionen als die Langlauf – und Abfahrts-Skirennen.

Durch die Entwicklung von Material und verbesserter Sprungtechnik waren die Tage der Max-Egon-Schanze bald gezählt. Anfang der dreißiger Jahre begannen die Planungen zum Bau einer großen Anlage im Fahler Loch. Die Schanzen wurden 1937 fertig gestellt. Ein Jahr später fand der erste große Wettkampf statt. Die große Schwarzwaldschanze war auf 80 Meter Sprunglänge ausgelegt. Die Feldbergschanze mit einer Weite von 50 Metern wurde hauptsächlich als Übungsschanze genutzt. Auf der kleinen Schanze trainierte die Jugend.

Springer mit Publikum
© Sammlung Schick – Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Sprungschanzen im Fahler Loch beschlagnahmt. Erst 1949 fanden erneut Springen statt. Der längste Sprung gelang Matthias Buse 1978 mit 94 Metern. Nach mehreren Umbauten und Renovierungen wurde die Schanze 1992 endgültig stillgelegt.

Die Max-Egon-Schanze wurde Mitte der 80er Jahre für einen Kreisjugendskitag aktiviert, bei dem es zu einem folgenschweren Unfall kam: ein 15-Jähriger Schüler stürzte, in eine Fichtenschonung prallte und schwer verletzt wurde. Heute sind von der Anlage nur noch wenige Mauerreste erhalten.