
Fast vergessen: Waldberufe im Schwarzwald
Harte Arbeit, wenig Ertrag – wie die Menschen in früheren Jahrhunderten dem Schwarzwald mühsam ein Einkommen abtrotzten
Sägendobel, Altglashütten, Kohlplatz und Klusenwald – wer mit offenen Augen durch den Hochschwarzwald läuft, stößt immer wieder auf Orte, die ihren Namen traditionellen Waldberufen verdanken. Köhler, Glasmacher und Flößer prägten nicht nur über Jahrhunderte die wirtschaftliche Entwicklung der Region – sie ebneten auch den Weg dafür, dass der Schwarzwald, der noch vor gut 1000 Jahren ein kaum zu durchdringender Urwald war, überhaupt besiedelt werden konnte.

Große Waldflächen wurden von den Köhlern gerodet. Sie brauchten für den Bau ihrer Kohlemeiler immense Mengen an Buchenholz, das sie darin zu Holzkohle verschwelen ließen. War der Baumbestand im Umkreis ihrer Hütte aufgebraucht, zogen sie mitsamt ihrer Familie tiefer in den Wald. Köhler erzielten mit ihrer harten Arbeit nur ein geringes Einkommen und lebten oft in Armut.
Was es mit Altglashütten auf sich hat
Die Holzkohle wurde unter anderem in Glashütten verfeuert, die in ihren Öfen Temperaturen von 1500 Grad Celsius benötigten. Der Beruf des Glasbläsers wird auch heute noch im Hochschwarzwald ausgeübt, etwa von Peter Eckhardt aus Feldberg-Altglashütten. Was der Mann mit dem seltenen Beruf betreibt, gilt allerdings als Kunsthandwerk. Früher ging es beim Glasmachen hingegen um die Herstellung von alltäglichen Gebrauchsgegenständen wie Flaschen, Kolben und Trinkgläsern. Mit einer langen Glasmacherpfeife wurde die zähflüssige Glasmasse durch Blasen, Drehen und Schwingen in Form gebracht.

Filigranes Handwerk: Glasbläser Peter Eckhardt aus Altglashütten bei der Arbeit. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH
Auch die Glashütten hatten einen hohen Holzverbrauch und zogen weiter, sobald der Wald in der Umgebung kahlgeschlagen war. Zurück blieben besiedelte Flächen mit gerodetem Weideland. Dieser Prozess lässt sich im Hochschwarzwald anhand von Ortsnamen nachvollziehen: In Altglashütten wurde bis 1706 Glas hergestellt, dann verlagerte sich die Produktion einige Kilometer weiter, wo daraufhin Neuglashütten entstand. „Abwärts ging es mit den Glasmachern mit dem Aufkommen der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert“, erklärt Eckhardt. Im Jahr 1878 schloss in Äule, heute Ortsteil von Aha am Schluchsee, die letzte Glashütte der Region ihre Pforten.
Schwarzwälder Holz in Amsterdam
Holz aus dem Schwarzwald war auch als Baumaterial sehr begehrt – im In- und Ausland. Viele Gebäude in Amsterdam stehen heute noch auf Schwarzwälder Tannen, die einst als riesige Flöße den Rhein hinab fuhren. Im Hochschwarzwald ging es auf Gebirgsbächen wie der Alb zumeist darum, einzelne Baumstämme ins Tal zu transportieren. Dazu errichtete man Dämme, sogenannte Klusen. Wurden diese geöffnet, spülte das Wasser das Holz den Bach hinab – oft zur nächsten Sägerei. Von diesem Holz waren viele weitere Berufszweige abhängig, wie Uhrmacher und Schnitzer, Drechsler und Zimmermänner.
Einen Baum zu fällen und aus dem Wald zu schaffen, war im Vergleich zu heute äußerst mühsam. Noch bis vor 250 Jahren wurde dazu im Hochschwarzwald fast ausschließlich die Axt benutzt. Oft wurden Pferde zur Hilfe genommen, um die Stämme einzeln aus dem Unterholz zu ziehen – eine Arbeit, die automatisierte Vollernter heutzutage beinahe im Minutentakt erledigen.
