Nach sieben Monaten Bauzeit geht der neue 4-er Sessellift „Rothausbahn“ in Betrieb.

Heimat des Skilaufs - Teil IV

Ab 1970: Profisportler pilgern in den Schwarzwald
15.10.2015

von Birgit-Cathrin Duval

Es ist faszinierend wie man früher noch Ski gefahren ist. Auf klapprigen Holzbrettern durch die verlassene Landschaft und dabei wurde auch noch der ein oder andere Rekord gebrochen.
Die Geschichte des Skilaufs zusammengefasst in vier Teilen.

1974

Am 11. Februar findet der erste Schwarzwälder Skimarathon statt. 1175 Teilnehmer, darunter 19 Frauen, machen sich auf die 60 Kilometer lange Strecke. Der Skimarathon wird als Volkslauf in den kommenden Jahren immer populärer und entwickelt sich zu einem der beliebtesten Volksläufe.

1978

Am 18. Februar fällt der Startschuss für das längste Skilanglaufrennen der Welt: Der Rucksacklauf um den „Wälder-Cup“. 100 Kilometer und 2300 Höhenmeter sind von Schonach bis nach Multen am Fuße des Belchen zu bewältigen. Die Strecke ist äußerst anspruchsvoll. Das Rennen wird auf dem 1976 angelegten Fernskiwanderweg ausgetragen und führt quer durch den Schwarzwald. Es gilt, extreme Anstiege und technisch sehr schwierige Abfahrten zu meistern. Der Rucksacklauf stellt die Teilnehmer körperlich vor eine große Herausforderung. Bei Temperaturen bis minus 20 Grad, in Dunkelheit und Kälte, ganz auf sich selbst gestellt. Jeder Läufer muss einen Rucksack mit vier Kilogramm Gewicht mitführen, in dem sich Kälteschutz, Taschenlampe, Wachs und Verpflegung befinden. Der Lauf wurde maßgeblich von Wolf Hockenjos initiiert, der auch den Schwarzwälder Skimarathon mit ins Leben rief und der Arbeitsgemeinschaft Skiwanderwege im Schwarzwald angehörte. Vorbild des Rucksacklaufs war der norwegische Langstreckenlauf Birkebeinerrennen über 54 Kilometer. Der Rucksacklauf ist mit 100 Kilometern jetzt das längste Langlaufrennen der Welt. Damit löst das Rennen im Schwarzwald den Skimarathon in Vasaloppet, Schweden ab, das bislang mit einer Streckendistanz von 90 Kilometern Länge das längste Skilanglaufrennen der Welt war.

Jeder Läufer muss einen Rucksack mit vier Kilogramm Gewicht mitführen, in dem sich Kälteschutz, Taschenlampe, Wachs und Verpflegung befinden.
Jeder Läufer muss einen Rucksack mit vier Kilogramm Gewicht mitführen, in dem sich Kälteschutz, Taschenlampe, Wachs und Verpflegung befinden. © Sammlung Franz –Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Anders als der Schwarzwald Skimarathon ist der Rucksacklauf kein gewöhnliches Volksskirennen. Wer nicht fit genug ist, kann das strenge Zeitlimit nicht einhalten und wird aus dem Rennen genommen. Von den 136 gestarteten Teilnehmern, erreichen 89 das Ziel am Belchen. Skilegende Georg Thoma fährt als erster nach 6.39 Stunden über die Ziellinie. Bis heute hält Thoma den Streckenrekord, den er beim Rucksacklauf 1982 aufstellte, als die Strecke extrem vereist ist. Auf der vereisten Strecke kommt es zu zahlreichen Stürzen. Thoma kommt mit den Bedingungen auf der glatten und schnellen Piste bestens zurecht und erzielt die Rekordzeit von 5.51 Stunden.

1980

Am Notschreipass entsteht in 1119 Metern Höhe die erste Biathlonanlage.

1983

Die Weltelite kommt nach Hinterzarten wo das erste Sommer-Grand-Prix im Skispringen stattfindet.
Todtnau wird zum Weltcup-Ort und ist in den Jahren 1983, 1985, 1987 und 2000 Station des alpinen Weltcups. Zu den Rennen kommen über 10.000 Zuschauer. Die Rennen werden auf der Wettkampfstrecke am Ahornbühl ausgetragen, die 1974 vom Ski-Club Todtnau zu einer Piste für Slalom und Riesentorlaufwettbewerbe angelegt wurde. Alle großen Namen des Skisports gehen in Todtnau an den Start: Ingemar Stenmark, Hermann Maier, Martina Ertl und Katja Seizinge.

1985

Der Weltcup in der Nordischen Kombination wird zum ersten Mal im Schwarzwald ausgetragen. Schonach wird zum Inbegriff des „Holmenkollen“  im Schwarzwald.

1990

Bei der Vierschanzentournee fliegt Dieter Thoma zum Sieg und wird zum Ende der Saison Skiflug-Weltmeister in Vikersund, Norwegen. Der Hinterzartener zählt jetzt zur Weltelite der Skispringer.

1997/1998

Sie kommen, sie fliegen und sie siegen. Mit Martin Schmitt und Sven Hannawald erlebt das Skispringen einen Boom wie es ihn zuvor noch nie gab. Mit „Schmitt und Hanni“ feiert der Skisprungsport die größten Erfolge. Vor allem die jungen weiblichen Fans sind begeistert dabei, wenn die beiden Sunnyboys durch die Lüfte fliegen. Zuschauer fiebern vor den Fernsehschirmen, zum Austragungsort der Vierschanzentournee in Hinterzarten strömen Tausende Fans.

Martin Schmitt gewinnt 1997 Bronze beim Teamspringen der Weltmeisterschaft in Trondheim. Bei den Weltmeisterschaften 1999 in Ramsau gewinnt er Gold im Einzel- wie auch im Teamspringen und wird zum Sportler des Jahres gewählt. Es ist der Start einer erfolgreichen Skispringerkarriere. Bis 2001 zählt Martin Schmitt zur Elite der weltbesten Skispringer. 28 Weltcupsiege, zweimaliger Gewinner des Gesamtweltcup, zehn Medaillen bei den nordischen Ski-Weltmeisterschaften, vier Weltmeister-Titel. In der Teamwertung holt er bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano Silber, 2002 in Salt Lake City Gold und 2010 in Vancouver Silber.

1998 fliegt Sven Hannawald auf Platz 2 bei der Vierschanzentournee und wird Sieger im Gesamtweltcup im Skifliegen. 2002 die Sensation: Sven Hannawald gewinnt alle vier Springen der Vierschanzentournee. Ein Meisterstück: Er ist der erste Skispringer, dem dies gelingt. Hannawald springt in die Spitze der besten Skispringer und erobert die Herzen seiner Fans im Sturm. 2002 wird er zum Sportler des Jahres gewählt. 

1999

Am Feldberg wird die erste 6er-Sesselbahn Deutschlands eröffnet.

Die erste 6er-Sesselbahn Deutschlands
Die erste 6er-Sesselbahn Deutschlands © Achim Mende

2000

Auf der FIS Weltcupstrecke am Ahornbühl in Todtnau-Fahl wird das letzte Weltcuprennen ausgetragen.

2006

Rekordwinter im Schwarzwald. Auf dem Feldberg liegen über vier Meter Schnee. Nach sieben Monaten Bauzeit geht der neue 4-er Sessellift „Rothausbahn“ in Betrieb. Skifahrer und Snowboarder gelangen bequem in 5 Minuten und 20 Sekunden von der Talstation auf die Piste.

Ein schneereicher Winter auf dem Feldberg.
Ein schneereicher Winter auf dem Feldberg. © Achim Mende

Bei den Olympischen Winterspielen in Turin gewinnt Georg Hettich aus Furtwangen in der Nordischen Kombination die Goldmedaille im Einzel. Im Mannschaftswettbewerb erringt er die Silbermedaille und im Sprint die Bronzemedaille.

Steffi Böhler aus Ibach gewinnt mit der Staffel die Silbermedaille im Langlauf.

2014

Bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi triumphieren die Sportler aus dem Schwarzwald.

Andreas Wank aus Hinterzarten holt sich mit dem deutschen Team im Skispringen die Goldmedaille, Fabian Riesle aus Breitnau holt Bronze und gewinnt mit der Mannschaft Silber in der Nordischen Kombination, Steffi Böhler aus Ibach jubelt mit dem Team über Bronze in der Staffel, Carina Vogt, Degenfeld gewinnt Gold und wird zur ersten Olympiasiegerin im erstmals ausgetragenen Frauen-Skispringen, Simon Schempp gewinnt mit der Staffel Silber im Biathlon.

heute

Der Feldberg ist das größte und älteste Wintersportgebiet Baden-Württembergs. 35 Sessellifte, eine Gondel und 26 Schlepplifte bringen Skisportfreunde in die Höhe. Auf 60 Kilometern Piste von blau bis weltcupschwarz finden Skifahrer ihren ganz persönlichen Pistenspaß. Um Parkkapazitäten für die Besucher zu schaffen, werden 15 Millionen Euro in den Bau eines neuen Parkhauses mit 1250 Stellplätzen investiert.

Weitere 10 Millionen Euro werden in den Bau des Zeigerlifts investiert, der Mitte Dezember 2015 seinen Betrieb aufnimmt und die Skiurlauber schnell in die Bergstation befördert, wo dem Pistenspaß fast keine Grenzen mehr gesetzt sind.

Heimat des Skilaufs - Teil I
Heimat des Skilaufs - Teil II
Heimat des Skilaufs - Teil III