125 Jahre Skigeschichte im Schwarzwald. Wie das Skifahren hier bekannt wurde.

Kuriose Geschichten

Anekdoten und Zitate aus der Skigeschichte im Hochschwarzwald
14.10.2015

von Birgit-Cathrin Duval

Das Skilaufen hat im Schwarzwald schon lange Tradition, da kommen viele Geschichten und Zitate zusammen. Viele davon scheinen auf den ersten Blick ganz schön kurios zu sein.

Das Skilaufen ist nützlich; es erspart Zeit und Anstrengung und ist gesund. In schneereichen Wintern leisten Skier auch große unschätzbare Dienste; darum schafft euch Skier an, lernt Skilaufen und lasst es eure Kinder lernen.
Dr. Wilhelm Paulcke, Gründer des Skiverbandes Schwarzwald

Dem Schneeschuhläufer, dem es vergönnt ist, schöne Landschaften zu durchlaufen, wird schönere Erinnerungen sammeln, als der Tourist, der zur Sommerszeit sich müde auf der Landstraße einherschleppt. Selbst der Radfahrer und Reiter, die auf staubige Landstraßen angewiesen sind, müssen gegen den Skiläufer, der ohne Rücksicht auf Weg und Steg, bergauf, bergab in Gottes freier Natur leicht dahingleitet, zurücktreten.
Fritz Breuer, Anleitung zum Schneeschuhlaufen 1892

Bericht über eine Skiabfahrt vom Feldberggipfel vom Schweizer Herr Krebs-Gygax aus Schaffhausen

Es war am Geburtstag des Kaisers, dem 27. Januar 1893, am Giebel des Feldberger Hofes wehte die gelbrote Fahne. Hotelier Carl Mayer öffnete eine Flasche Sekt zu Ehren des Kaisers und zum Wohl seines Gastes, Herrn Krebs-Gygax aus Schaffhausen.

“Das gab Courage. Ich rüstete mich gleich zur ersten Gipfelbesteigung. Für den Aufstieg schnallte ich Schneereifen an.“ Oben auf dem Seebuck angekommen blies der Schweizer kräftig sein Horn. Unten strömte die Hoteliersfamilie samt Bediensteten aus dem Hotel um sich die Abfahrt anzusehen. Der Schweizer beschreibt sein Abfahrtserlebnis:

“Ich biss auf die Zähne und ließ die Bretter mutig gleiten. Ohne zu fallen, kam ich glücklich in einem Rutsch bis vor die Haustür des Feldberger Hofes, begrüßt von einem donnernden Ski Heil”
(Krebs-Gygax)

Über den Aprés-Ski der seiner Skiabfahrt folgte, existieren keine Aufzeichnungen.

Rennthiere auf dem Feldberg

Norwegen war das große Vorbild von Hotelier Carl Mayer. Am Feldberger Hof konnten die Gäste auf norwegischen Skiern, von norwegischen Lehrern unterrichtet, das Skilaufen erlernen. Um die Attraktivität seines Hotels zu steigern, kaufte Mayer im Sommer 1898 in Norwegen vier Rentiere. Im Winter bot er Fahrten mit dem Rentierschlitten an. Mayer ließ Postkarten, die ein Bild mit verschneiter Landschaft, Berghütte und Rentierschlitten und dem Schriftzug „Rennthiere auf dem Feldberg i/Schw." zeigen, entwerfen. Doch der Schwarzwald ist, obwohl ähnliche klimatische Bedingungen herrschen, eben nicht Lappland. Doch die Geschäftsidee ging nicht auf. Auf dem Feldberg wuchsen keine Rentierflechte. Die sensiblen Tiere vertrugen die Futterumstellung nicht und verendeten. Eines der Tiere wurde dem Basler Zoo übergeben. Damit fand das Rentierschlittenfahren am Feldberg ein jähes Ende. 

Um die Attraktivität seines Hotels zu steigern, kaufte Mayer sogar im Sommer 1898 in Norwegen vier Rentiere.
Um die Attraktivität seines Hotels zu steigern, kaufte Mayer sogar im Sommer 1898 in Norwegen vier Rentiere.

Der unterirdische Bahnhof am Feldberg

Als die Pläne zum Bau der Dreiseenbahn (Titisee – Bärental – Seebrugg), die 1926 gebaut wurde, diskutiert wurden, gab es Überlegungen, eine Bahnverbindung zwischen Todtnau und Titisee einzurichten. Die Bahnlinie sollte von Todtnau aus in einer großen Schleife und durch zwei Tunnel über Schlechtnau und Geschwend nach Fahl und mitten durch das Feldbergmassiv führen. Der Tunnel hätte hinter Fahl auf 890 Metern beginnen und bei Bärental auf 939 Metern enden sollen. Mit dem ehrgeizigen Projekt versprach man sich einen bedeutenden wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung. Gleichzeitig gab es Pläne für eine Strecke von Todtnau über Horben nach Freiburg. Allerdings scheiterte das Projekt – wie kann es anders sein – an den hohen Baukosten. Die Pläne holte man in der Zeit des Nationalsozialismus erneut aus der Schublade. Damals sollte das Feldberggebiet zu einem der größten Fremdenverkehrszentren ausgebaut werden. In der Gegend um die Menzenschwander Hütte war sogar ein unterirdischer Bahnhof vorgesehen.

In der Gegend um die Menzenschwander Hütte war ein unterirdischer Bahnhof vorgesehen.
In der Gegend um die Menzenschwander Hütte war ein unterirdischer Bahnhof vorgesehen.

Damen erwünscht

Damen waren beim Skifahren ausdrücklich erwünscht. Das wurde in der Satzung bei der Gründung des Skiclub Freiburg 1895 sogar in der Satzung festgehalten. „Damen ist der Eintritt natürlich auf’s bereitwilligste gestattet sogar ist derselbe sehr erwünscht.“ Damit beschritt der Freiburger Club neue Wege, denn von anderen Sportarten waren Frauen damals ausgeschlossen und höchstens als Zuschauerinnen zugelassen. 1898 wurde erstmals ein Damenskirennen auf dem Feldberg veranstaltet. Allerdings waren sich die veranstaltenden Skiclubs nicht darüber einig, ob man den Frauen im Wettkampf einen Berglauf zumuten könne oder nicht. Die Rennen für die Damen fanden daher anfangs in „mäßig schwierigem Gelände“ statt. Allerdings hatten die Damen mehr mit ihren schweren, langen Röcken zu kämpfen als mit mangelnder Kondition.

Damen waren bei Skifahren von Anfang an „ausdrücklich erwünscht“.
Damen waren bei Skifahren von Anfang an „ausdrücklich erwünscht“. © Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Doppelter Rittberger auf dem Titisee

Bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften auf dem Titisee im Februar 1925 wird Werner Rittberger Deutscher Meister. Angeblich muss er auf der Eisfläche des gefrorenen Sees für seinen Sprung so viel Schwung holen, dass er sich gleich doppelt dreht – eine Premiere. Denn bis dato konnte er seinen berühmten, 1909 in Berlin entstandenen „Rittberger“ nur einfach springen.

Im Februar 1925 wird Werner Rittberger Deutscher Meister bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften auf dem Titisee.
Im Februar 1925 wird Werner Rittberger Deutscher Meister bei den Deutschen Eiskunstlaufmeisterschaften auf dem Titisee. © Sammlung Franz –Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Der Feldberg in der Tagespresse

1893 berichtet die Presse über eine Skitour auf dem Schauinsland. Der Reporter hält fest, dass sich „die Schneeschuhe des Haldenwirts bewährten, da man über Schneeanhäufungen und Hindernisse hinwegkomme.“ Der „Freiburger Bote“ warnte indes seine Leser, den Feldberg im Winter zu besteigen, da dies viel zu gefährlich sei. Die „Freiburger Zeitung“ hingegen teilte ihren Lesern mit, dass die kräftige Gebirgsluft der „Gesundheit sehr zuträglich sei.“ 

Pinguin im Algensalat

Zum zehnjährigen Bestehen des Ski-Clubs Schwarzwald, 1906, fand im Feldberger Hof ein Fest statt. Das Menu offerierte norwegische Gerichte wie „Pinguin im Algensalat“, „Grönlandwal mit Trantunke und Felsenwegkartoffeln“, Rentierwürste und Lappländer Speck und Telemarker Bauernsuppe.

Ein Jubiläum auf die norwegische Art.
Ein Jubiläum auf die norwegische Art.

1895 wird die erste Skiwegemarkierung angelegt

Am 26. Januar 1895 unternehmen fünf Männer, darunter vier Mitglieder des Ski-Club Freiburgs eine Skitour vom Oberrider Tal über Notschrei und Stübenwasen zum Feldberger Hof. Die Männer kommen nur mühsam voran. Auf dem Berg liegen über drei Meter Schnee, es herrscht Nebel, Sturm und dichtes Schneetreiben. Diese denkwürdige Erfahrung nehmen sie zum Anlass, eine Markierung vom Notschrei zum Feldberg anzulegen, damit sich Skifahrer im Nebel orientieren können. So entstand die erste Skiwegemarkierung in Deutschland.

Zur Orientierung bei schlechter Sicht entstand die erste Skiwegemarkierung in Deutschland.
Zur Orientierung bei schlechter Sicht entstand die erste Skiwegemarkierung in Deutschland. © Hermann Dischler – Kreisarchiv Breisgau Hochschwarzwald

Erster Schneebericht aus dem Jahr 1808

Weh dem Wanderer, den der Sturm mitten im Schneegestöber ergreift. Die geübtesten Kenner des Landes finden sich da nicht mehr zurecht… Das erste, was nach einem solchen Windsturm die eingeschneiten Bergbewohner des Schwarzwaldes unternehmen, ist, dass sie den Weg mit Stangen oder Tannenreis ausstecken und dann so erst die Kommunikation durch Schlittenbahnen zu öffnen suchen. Durch den Schnee selber wandeln sie mit den Samojeden und Lappländer mit einer eigenen flachen oder zirkelförmigen Vorrichtung, die sie unter die Sohlen binden und welche das Einsinken bei dem Tritte über zugeschneite Schluchten und Vertiefungen hindert.

Auszug aus der Schilderung eines norddeutschen Studenten, der den Feldberg im Winter 1808/1809 erstieg. Nach Dr. Hermann Flamm “Aus der Geschichte des Feldbergs” Monatsblätter des Badischen Schwarzwaldvereins 10. Oktober 1912

In Feldberg-Chronik, Seite 299

Wie das Fahler Loch seinen Namen erhielt

Am oberen Ende fällt das Wiesental steil vom Feldberg herab. Diese Ecke wird „Fahler Loch“ genannt und wegen des merkwürdigen Namens wurden die Einwohner von Fahl oft verspottet. Dabei soll es der Herrgott selbst gewesen sein, der dem oberen Teil des Wiesentals den Namen gab. Denn als der Schöpfer die Welt erschaffen hatte, durchwanderte er sie, um sich ein Bild von seinem Werk zu machen. Dabei gelangte er auch in die einsame Gegend am südwestlichen Hang des Feldbergs. Da musste er feststellen, dass der Abhang zu steil und zu tief geworden war. Also nahm er einen Rest Erde um damit einen Teil des Einschnitts auszugleichen. Als er die Erdkrumen in den Abhang hineinrieseln ließ, sagte er in gutem Alemannisch: „Do, fahl au no abe!“ – diese Worte gaben dem Fahler Loch seinen Namen. Gut nur, dass der Schöpfer nicht allzu viel Erdkrumen übrig hatte – so ist das Fahler Loch noch immer steil und erfreut im Winter die Skifahrer mit der rasanten Abfahrt.