Ohne Brett kein Speck
Eine beeindruckende Reise, die der Ski hinter sich gebracht hat. Nicht nur geografisch, wie sie den langen Weg in den Schwarzwald geschafft haben, sondern auch von ihrem Material und ihrer Form.
Der erste Skifahrer gleitete vor rund 5.000 Jahren über den Schnee. Felszeichnungen, die auf der norwegischen Insel Rødøy am Polarkreis gefunden wurden, zeigen Menschen auf langen Brettern, die vorne nach oben gebogen sind. Allerdings hatten die damals anderes im Sinn als „just for fun“ durch den Tiefschnee zu carven. Denn: Ohne Brett, kein Speck. Die Ur-Skier waren wichtigstes Hilfsmittel zur Nahrungsbeschaffung.
Das Wort Ski kommt aus dem norwegischen „Ski“ was Scheit (gespaltenes Holz) bedeutet und vom altnordischen skíð abstammt und mit dem deutschen Wort „Scheit“ verwandt ist. Die Ski wurden in den nordischen Ländern als Transportmittel und zur Jagd benutzt. Sie verhinderten ein Einsinken im Tiefschnee, was ein entscheidender Vorteil für den Jäger war, der die Beute nicht nur erlegen, sondern auch transportieren musste.
Der Urski
Der Urski war zunächst kurz und breit, mehr ein Schneeschuh, mit dem über den Schnee gestapft wurde. Der in Schweden in einem Moor gefundene „Ski von Hoting“ ist bislang der älteste Nachweis von Skiern. Er ist 110 cm lang und 10 cm breit. Sein Alter wird auf 4500 Jahre geschätzt. Im Nordwesten Russlands wurden vor wenigen Jahren Fragmente entdeckt, die vermutlich mehr als 8.000 Jahre alt sind.
Erste Skier gelangten im 16. und 17. Jahrhundert nach Deutschland. Allerdings dachte damals niemand daran, die Skier zu nutzen; sie fristeten ihr Dasein als kuriose Ausstellungsobjekte in Museen. Seiner Zeit voraus war Johann Christoph Friedrich GutsMuths (1759-1839), Pädagoge und einer der Urväter des Turnens. In seinem Buch „Gymnastik für die Jugend“ verfasste er bereits 1804 eine „Anleitung zum Skilaufen“. Erst Fridtjof Nansens Expeditonsbericht „Auf Schneeschuhen durch Grönland“, das 1891 in deutscher Sprache veröffentlicht wurde, löste einen Boom auf Skier aus. Das Buch war sehr populär und viele wollten – ob aus Neugier oder Abenteuerlust – die neumodischen Schneebretter selbst ausprobieren.
Per Postweg gelangten um 1890 erste Skier von Norwegen in den Schwarzwald. Wer sich dort mit Brettern an den Füßen auf die Straße wagte, wurde anfangs noch ausgelacht.
Ins Skigeschäft einsteigen, alles andere als eine Eintagsfliege
Einige Schwarzwälder Holzschnefler versuchten sich mit der Herstellung von Skiern. Schnell zeigte sich, dass die seltsam geformten Bretter alles andere als eine Eintagsfliege waren. Für die Bevölkerung im Schwarzwald kamen die Schneebretter wie gerufen. Kinder liefen mit Ski zur Schule, abgelegene Höfe erhielten Briefe vom Postboten auf Skiern. Touristen entdeckten auf den Ski die Schönheit des Winters. Der Fremdenverkehr erfuhr einen unglaublichen Aufschwung. In Bernau ließ sich Ernst Köpfer 1906 seine Marke Feldberg patentieren. Er wurde damit zum ersten Skifabrikant in Mitteleuropa.
Vom Holz zum Hitech-Material und wieder zurück
Ab 1940 nahm die Skiproduktion weltweit zu, Firmen feilten an neuen Techniken, experimentierten mit Sperrholz und Verbundglas, um die Ski leichter und flexibler zu machen. 1949 stellte Howard Head den ersten kommerziellen Aluminiumski vor.
In den 1960er Jahren kamen die ersten Ski mit Fieberglasverstärkungen auf den Markt. Ab 1970 wurden Ski aus Kunststoff und Metall gefertigt. Der Kern des Ski bestand hauptsächlich aus Polyurethan-Schaum. Ab den 1990er Jahren griffen Hersteller wieder auf das altbewährte Material Holz in Kombination mit Materialien wie Titan, Kohlefaser, Aluminium, Fiberglas, zurück.
Heute bestehen Skier aus den unterschiedlichsten Hitech-Materialien. Für jede erdenkliche Skiart gibt es einen eigenen Ski: Alpin, Slalom, Langlauf, Freestyle, Carving, Telemark, Skitouren. Während sich namhafte Skiproduzenten jährlich neue Features einfallen lassen, gibt es vermehrt Nachfragen nach handgemachten Holzskiern, die sich vom Massenprodukt abheben. Und viele Skipuristen, die zurück zu den Wurzeln gehen und ihren eigenen Ski bauen. Im Internet gibt es zahlreiche Anleitungen die das nötige Knowhow zum Nachbauen ermitteln. Wer lieber unter fachkundiger Anleitung zum Hobel greifen möchte, kann an einem Skibau-Workshop teilnehmen.