Das erste Mal: Der Wutachschlucht-Klassiker
Am Hochtag zieht es unsere Mitarbeiter in den schönen Schwarzwald und sie berichten von ihren individuellen und spannenden Erlebnissen.
Hier stellt Kerstin Deubel ihren Hochtag vor.
Wie soll mein Hochtag aussehen? Seit zwei Jahren möchte ich die Wutachschlucht erkunden. Doch wo soll ich anfangen? Soll ich die altbekannte Strecke von der Wutachmühle zur Schattenmühle nehmen oder soll ich lieber einen Abstecher zur Lotenbachklamm machen?
Oder soll ich eher den 3-Schluchten Pfad wandern? Nach längerem Überlegen entscheide ich mich für die erste Variante. Am Samstagmorgen kaufe ich Proviant für mich und eine Freundin, die mich bei meiner Tour begleitet, und packe das Vesper in meinen Wanderrucksack.
Eigentlich hätte ich es mir denken können, dass der Wanderparkplatz an der Schattenmühle, an der wir starten wollten, an einem Samstagvormittag überfüllt ist. Fluchend über mich selbst, folge ich der Straße Richtung Wutachmühle. Als wir durch das Örtchen Reiselfingen kommen und ein weiteres Wanderparkplatz-Schild sehen, zögern wir nicht und steuern es an. Siehe da, am Sportplatz Reiselfingen finden wir einen Parkplatz ganz für uns allein.
Immer dem Bach entlang
Wir vergewissern uns auf unserer Wanderkarte, dass wir auch von hieraus zur Wutachschlucht gelangen. Dann schnappen wir uns unsere Rucksäcke und laufen vorerst einen geschotterten Weg entlang, der dann nahtlos in einen Waldweg übergeht. Dieser führt vorbei an einer Ruine, lässt uns unter umgefallene oder schräg gewachsene Bäume laufen bis wir die Wutach hören und diese über eine schöne, hölzerne Brücke überqueren.
Auf der gegenüberliegenden Seite sind etliche Wegbeschilderungen. Neun Kilometer zur Wutachmühle, steht auf einem. Diesem folgen wir. Der Weg verläuft direkt an der Wutach, lediglich Pflanzen versperren den direkten Zugang zum Bach. Wir kommen an freigestellten Felsen vorbei, die uns staunen lassen, da man durch viele Einkerbungen erkennen kann, dass dort zur Brutzeit wohl Vögel brüten.
Indisches Springkraut im Hochschwarzwald?
Was wir sehen, sind schöne, rosa bis dunkelrosa Blumen, die den Weg säumen und uns mit einem süßlichen Duft noch glücklicher machen. Jedenfalls ist der Tag ein Geschenk. Das Wetter ist klasse, Sonnenschein, klarer Himmel, man hört das sanfte Plätschern des Wassers und Vogelgezwitscher.
Nachtrag: Wie ich mittlerweile feststellen musste, werden die Pflanzen auf den Bildern oben „Indisches Springkraut“ genannt und gehören eigentlich nicht in den Schwarzwald (Danke an Egon Schwörer für seinen Kommentar). Sowohl ich, als mit Sicherheit auch andere Wanderer, erfreuen sich nur an der Schönheit dieser Pflanze – ohne zu erahnen, welche Folgen dieser "Eindringling" für die Natur bringen kann. Sie verbreitet sich in Auen- und Uferlandschaften mit hohem Nährstoffgehalt, verursacht Bodenerosion, verdrängt standortgerechte Pflanzen und gefährdet so den Lebensraum heimischer Tiere. Dank Förstern und freiwilligen Helfern versucht man die Vermehrung dieser Pflanze so gut es geht zu verringern.
Urwaldpfad in der Wutachschlucht
Kaum 30 Minuten gewandert, erreichen wir den Tannegger Wasserfall, welcher für Fotos sehr beliebt ist. Meine Freundin und ich schließen uns natürlich an und fangen den Moment ein. Ein kleiner Wasserfall plätschert über einen Felsvorsprung und bahnt sich den Weg zur Wutach.
Ein kleiner Pfad, der vom Hauptweg abweicht, zeigt uns den Weg zum Wutachufer. Dort setzen wir uns direkt ans Wasser auf den Boden und packen unser Vesper aus. Wir sind nur etwa fünf Minuten alleine, bis eine kleine Familie kommt, die uns Gesellschaft leistet. Ich hätte niemals gedacht, dass ich so viele Kinder sehen würde, da der Wanderweg doch schmal und an manchen Stellen sehr glitschig ist. Aber die Kinder schienen sehr viel Spaß zu haben.
Den gesamten Weg sehen wir kleine, aus Steinen gebaute Türmchen. Wir sehen Kinder mit den Füßen im Bach stehen oder sie versuchen Steine auf dem Bach "tanzen" zu lassen. Als wir die Wutachaue mit dicht gewachsenem Pestwurzflur erreichen, fühlen wir uns nicht mehr wie in einer Schlucht, geschweige denn im Schwarzwald. Der Pestwurzflur ist übersät mit Löchern und hat wohl alle anderen Pflanzen verdrängt, aber er sieht schön aus, wie er so da steht, mit seinen verschieden großen Blättern.
Trotz der Tageswärme, ist der Wanderweg doch streckenweise rutschig und ich bin sehr froh, passendes Schuhwerk zu haben. Denn nun wandern wir an Steilhängen entlang, rechts von uns Felsen, links von uns die Wutach. Der Pfad führt uns steil bergauf, mit einer herrlichen Sicht hinunter zur Wutach, die sich schlängelnd den Weg durch den Wald sucht.
Wanderer, die uns entgegenkommen, grüßen freundlich oder bedanken sich, wenn man ihnen den Vortritt lässt, da der Weg nun doch etwas enger ist. Kaum merklich geht es langsam wieder bergab, immer noch an Felsen entlang bis wir wieder einen geraden, breiteren Wanderweg vor uns haben. Kurze Zeit später überqueren wir die Schlucht und laufen nun rechts von der Wutach bis zur nächsten Brücke. Ein Wegweiser zeigt uns, dass es noch 1,8 km zur Wutachmühle sind.
Dem Schwarzwald wieder nahe
Als wir dann um 15:20 Uhr an der Bushaltestelle stehen, müssen wir noch 40 Minuten warten, da der Wanderbus jede Stunde an diese Haltestelle kommt. Um uns die Zeit zu vertreiben, laufen wir zum Kiosk schräg gegenüber. Fünfzehn Minuten später sitzen wir auf einem abgesägten Baumstamm und beobachten die Wanderer, die nach und nach eintreffen und ein junges Rotkehlchen, das tanzend auf einem Baumstamm uns gegenüber auf sich aufmerksam macht. Punkt 16:00 Uhr trifft der Bus ein und packt alle Wanderer ein. Die Fahrt ist sehr witzig. Alle Wanderer stehen dicht an dicht, bei jeder Kurve hat man ungewollt Körperkontakt oder den Kontakt mit dem Rucksack seines Vorder-oder Hintermannes. Dann erreichen wir Boll-Ortsmitte. Hier müssen wir raus, weil dieser Wanderbus nicht nach Reiselfingen fährt. Also laufen wir in Boll-Ortsmitte an einem weiteren Wanderparkplatz (auch ziemlich leer) vorbei, rechter Hand steil abwärts Richtung Schlucht. Auf dem Wanderweg fühlen wir uns dann tatsächlich dem Schwarzwald sehr nahe, da hier Nadelbäume den Weg säumen.
Zwanzig Minuten später stehen wir vor der hölzernen Brücke, die wir zu Beginn unserer Wanderung überquerten. Jetzt müssen wir nur den Weg wieder bergauf, Richtung Auto in Kauf nehmen.
Resultat: Die Wutachschlucht hat mir sehr gut gefallen. Aber ich muss sagen, ich hätte sie mir doch etwas anders vorgestellt. Mehr Geröll, engere, unsichere Wanderpfade, rauschendes, tobendes Gewässer. Und gefährlicher. Der Teilabschnitt, den wir bewanderten war jedoch auch nicht ohne, aber bei Gelegenheit erkunde ich noch die Lotenbachklamm, die Rötenbachschlucht sowie die Haslachschlucht.
Ansonsten würde ich diesen Teil der Wutachschlucht jeder Zeit wieder erwandern, vielleicht dann noch mit der Gauchachschlucht als Abschluss. Es gibt schließlich unendlich viele Wandermöglichkeiten. Ich jedenfalls wünsche Euch viel Spaß bei euren Wanderungen im schönen Naturschutzgebiet Wutachschlucht. Vielleicht entdeckt ihr noch mehr: mehr Tiere, mehr Pflanzen oder mehr Höhlen…