
Kulinarische Wanderung: Todtmooser Lebküchlerweg
Den Großteil ihres Lebens verbrachte Kerstin in Bayern, doch schon seit einigen Jahren ist der Hochschwarzwald ihr Zuhause - privat wie beruflich! An ihrem Hochtag tauscht sie den Arbeitsplatz in der Tourist-Information Hinterzarten mit schönster Schwarzwald-Natur und begibt sich nach Todtmoos auf den Genießerpfad Lebküchlerweg zu einer genussvollen Wanderung.
Ein Freitag Ende Oktober, was für ein Glück, der goldene Oktober zeigt sich noch ein letztes Mal von seiner goldigsten Seite, ein wundervoller sonniger Herbsttag steht mir bevor. Mit großer Vorfreude mache ich mich auf den Weg nach Todtmoos, von Bonndorf geht’s Richtung Schluchsee-Seebrugg über Faulenfürst, Kühe friedlich grasend zur linken und zur rechten, der Schluchsee glitzert, die MS Schluchsee darf trotz des schönen Wetters nicht mehr aufs Wasser, ist seit Mitte Oktober schon an Land gezogen und winterfest gemacht.

Strahlend blauer Himmel an einem goldenen Herbsttag © Kerstin Otillinger
Über Häusern fahre ich in Richtung St. Blasien, schönste Schwarzwaldkurven, schwarzwaldiger Wald, herrliche Ausblicke begleiten mich, in St. Blasien ist Wochenmarkt, die Kuppel des Doms ist weithin sichtbar, auch einen Abstecher wert, beim nächsten Mal. Weiter geht’s… In Todtmoos angekommen, läuten die Kirchenglocken, wie zur Begrüßung. Ich fahre zum Hotel Schwarzwaldgasthof Rößle, dieses liegt in Todtmoos-Strick. Herr Maier, Chef des Rößles begrüßt mich persönlich, angekündigt und angemeldet für die kulinarische Wanderung hatte ich mich recht kurzfristig am Tag davor, überhaupt kein Problem, mein Rucksack-Vesper ist schon gerichtet in einer pinken Brotzeitbox, ob es für die Jungs wohl blaue Boxen gibt? Ein Begrüßungsgetränk gibt es auch, wer will, kann sich auch einen Rucksack und Wanderstöcke ausleihen. Kartenmaterial bekomme ich ebenfalls, sowie ein spannendes Gespräch über Service-Roboter, denn da im Eck steht er/sie/es?! Eine echte Unterstützung für den Service! Noch ein prima Tipp, die Wanderung gleich hinter dem Haus an der Josefs-Kapelle zu starten und den Weg einfach andersrum zu laufen. Dankeschön lieber Herr Maier ;- )

Wandermaidle - Kerstin © Kerstin Otillinger
Los geht’s, Rucksack gepackt, genug zu Trinken und zum Vespern dabei, Sonnencreme, Sonnenbrille, aber auch eine Regenjacke und Erste Hilfe Tasche, diese zum Glück noch nie gebraucht, doch besser so als anders. Erster Mini-Anstieg, kurze Verschnaufpause – schon eine Weile nicht mehr wandern gewesen – in der kleinen Kapelle, mit wunderschönen Glasfenstern, durch die die Sonne leuchtet. Dann endlich ein schmaler Wanderweg und meine Wanderzeit beginnt, Zeit für mich, Zeit, um die Natur zu genießen und meine Sinne beginnen sich langsam zu schärfen, Hören – die Herbstblätter, unter meinen Wanderschuhen, wie früher als Kind, beim Springen in einen Laubhaufen, dann ein Rascheln im Gebüsch, eine Amsel, plötzlich plätschern… wo kommt das her? Das Geräusch wird lauter - ein kleiner Wasserfall! Danach ein größerer, das Rascheln des Laubes begleitet mich, wie das Rauschen und Plätschern des Wassers… Loslassen… Sehen… grün, hell und dunkel, braune Wurzeln, noch ein paar gelbe Blätter und blau-weißer Himmel, Sonnenschein, glitzerndes Wasser… Fühlen… die Rinde eines großen alten Baumes, wie lange der da wohl schon stehen mag? Was könnte dieser für Geschichten erzählen…

Das Genießerpfad-Schild begleitet mich, der Lebküchlerweg, wie alle Genießerpfade, ist in beide Richtungen gut ausgeschildert. Da taucht ein Teich, ein kleines Holzhäusle mit Aufschrift auf, für uns Wanderer, liebevoll eingerichtet mit allerlei Leckereien ein kleiner Schmankerl-Kiosk… mit Kässle, da nehme ich mir doch gleich noch einen Nachtisch fürs Mittagessen mit. Fürs Stamperl Schnaps ist es noch ein bisserl früh… So langsam komm ich ins Schwitzen, der Fleecepulli ist schon lange ausgezogen und es wird Zeit für den perfekten Rastplatz. Bänke zum Ausruhen und kurz die Seele baumeln lassen gibt es jede Menge auf diesem Weg, doch welche darf es sein, die hier, nein, passt noch nicht, ein Stück noch, bis zur nächsten Kurve, mmmhh, da hatte ich doch vorhin sowas wie einen Pavillon drüben im Wald gesehen… Bis dahin schaffe ich es noch… der Rüttepavillon.

Traumhafte Aussicht am Rüttepavillion mit Grillstelle © Kerstin Otillinger
Was für ein wunderschöner Ausblick, hier darf ich sein, ganz allein und meine Vesperbox, die Ruhe, die geniale Aussicht und den Sonnenschein genießen, zumindest für einen kurzen Moment… Schmecken… lecker der Nachtisch, Marmorkuchen, auch schon lange nicht mehr gegessen, denke ich. Puuh, jetzt wird’s mir zu heiß da am Grillplatz - ja, richtig gelesen, hier kann und darf auch gegrillt werden, zumindest wenn keine Waldbrandgefahr besteht und Grillverbot erteilt werden muss, wie diesen Sommer! Jetzt kommt doch tatsächlich noch die kleine Tube Sonnencreme zum Einsatz.
Weiter geht’s – ich übergebe die Ruhe, den Ausblick und das Sonnenbad an ein Pärchen. Es wird Zeit für den schattigeren Wald, denn für mich gibt es nun eine Runde Waldbaden mit herrlichem Geruch nach Holz und Pilzen und Moos sowie Vogelgezwitscher, kleine Spatzen oder Meisen? Auf dem breiteren Waldweg geht es sich sehr entspannt, Holzstapel, die Sonnenstrahlen streifen die Bäume und dann ist Bergzeit oder Halbzeit, ein geschnitzter Lebküchler sagt uns Wanderern, die Anstiege sind geschafft, jetzt geht’s bergab zu den Sonnenliegen und dem Kuckuckshäusle. Wieder ein wunderbarer Ausblick, wie mag es hier wohl im Frühling aussehen zur Löwenzahnblüte und wenn die Laubbäume zarte grüne Blätter tragen?

Über den Holzsteg geht es bergab, am Waldrand, der Blick kann schön in die Weite schweifen, dort grasen Kühe neben Pferden. Vögel, die sich vom Wind tragen lassen… über Kuhweiden geht es rund ums Tal, langsam bergab… wieder genug Bänke, die zu einer kurzen Rast einladen, um den Ausblick und die Natur zu genießen, wieder Plätschern, eine kleiner Brunnen für die Kühe. Eine Gaststätte am Straßenrand… Wege kreuzen sich, da geht es zum Genießerpfad Turmsteig, hier wandern wir sogar auf einem Teil des Westweges, rote Raute, und dann habe ich die Spur verloren und spicke kurz auf meinem Lebküchler-Flyer wo es denn weitergeht. Spur wieder gefunden, über die Straße auf die andere Seite… wieder ein kleiner holzgeschnitzter Brunnen als Tränke für die Kühe… und hier ist auch mein Lebküchlerschild wieder. Der Weg wird schmaler und steiniger, ein Ortsteil von Todtmoos wird sichtbar, nur welcher, es gibt tatsächlich 13 davon in Todtmoos.
Das nächste Etappenziel liegt in greifbarer Nähe, ich habe ja von Herrn Maier noch einen Gutschein für das Café Zimmermann unten im Ort bekommen. Juhuu, 16 Uhr Kaffeezeit mit leckerem Kuchen, wie köstlich – kleine Pause, wohl verdient. Unterwegs habe ich ganz nebenbei etwas Waldputzete betrieben, dieser Abfall landet auf dem Weg durch die kleine Fußgängerzone in der Mülltonne - der Wald damit wieder ein klein wenig sauberer. Noch scheint die Sonne oben, im Tal ist Sie schon hinterm Berg verschwunden. Im Café Bockstaller hole ich mir noch schnell die lokale Spezialität: Lebkuchen. Die gibt es auch im Café Zimmermann, schließlich befinde ich mich ja auf dem Lebküchlerweg.

Frisch gestärkt, auf zum Endspurt – es geht zum Schwimmbad über den Parkplatz, hier ist der eigentliche Startpunkt des Genießerpfades, wieder schön an einem kleinen Bach entlang, hier finde ich auch das Schild zum Rößle, wo mich ein köstliches 5-Gang-Menü erwartet. Doch ich möchte noch die Rabenschlucht sehen, deshalb erst noch links abbiegen. Es dämmert langsam, dadurch ist die Schlucht irgendwie mystisch-schön, eine ganz besondere Atmosphäre. Ich treffe wieder auf zwei Wanderer, die mir empfehlen, beim nächsten Mal, den Abstecher zum Hochkopf zu machen, dort sei es auch wunderschön, alles klar, ist abgespeichert. Für das nächste Mal, im Frühjahr, wenn die Blätter zartgrün werden und die Natur wieder bunter, vielleicht aber auch zu einer Schneeschuhwanderung im Winter. Wie auch immer – auf ein Wiedersehen, ihr Lebküchler! Danke vielmals für die wunderschöne kleine Auszeit!