Heizer und Lokführer in der 3-Seen Bahn

Verrückt nach Dampflokomotiven

Eisenbahnromantik auf der Dreiseenbahn im Schwarzwald
06.08.2014

von Birgit-Cathrin Duval

Ich weiß, dass Seebrugg Endstation der Regionalbahn ist, die von Freiburg aus durchs Höllental über Titisee und Schluchsee fährt. Doch wo genau Seebrugg liegt weiß ich nicht. Mit der Höllentalbahn bin ich bisher immer nur bis Hinterzarten gefahren. Und habe mich stets gewundert, wo denn dieses Seebrugg liegt.

Wie gut, dass es Google Earth gibt. Aha, denke ich. Seebrugg liegt direkt beim Schluchsee. So heißt übrigens auch die vorletzte Bahnstation am Ufer des Schluchsees. Wie schön, dass ich im Schwarzwald immer wieder neue Orte kennenlerne. Zwei Autostunden später treffe ich an meinem Zielort in Seebrugg ein. Das also ist es? Mir wird mir klar, dass ich schon zig Male daran vorbeigefahren bin, ohne dass ich den Bahnhof je registriert hatte.

Die Rettung für den Bahnhof Seebrugg

Seebrugg ist ein Bahnhof. Eine Ortschaft gleichen Namens gibt es nicht. Doch nicht nur die idyllische Lage am Rande des Schluchsees macht den Bahnhof besonders. Wer das Gelände betritt, fühlt sich unwillkürlich in die Vergangenheit versetzt. Das ist vor allem einem kleinen, aber engagierten Verein zu verdanken. Im Jahr 2008 sollte die letzte Stunde des Bahnhofes schlagen. Auf dem Gelände rosteten die alten Gleisanlagen vor sich hin und sollten entfernt werden. Doch dann kam eine Gruppe Eisenbahnverrückter mit einem Plan.

Um den Abriss der Anlagen zu vermeiden gründete Jens Reichelt 2008 gemeinsam mit anderen Eisenbahnfreunden die IG 3-Seenbahn eV. Ziel des Vereins ist die Erhaltung und Sanierung der Gleis- und Bahnhofsanlagen sowie den Betrieb einer Museumsbahn mit authentischen Loks und Waggons, die früher auf dieser Strecke verkehrten.

Ziel des Vereins ist die Erhaltung und Sanierung der Gleis- und Bahnhofsanlagen sowie den Betrieb einer Museumsbahn mit authentischen Loks und Waggons
Ziel des Vereins ist die Erhaltung und Sanierung der Gleis- und Bahnhofsanlagen sowie den Betrieb einer Museumsbahn mit authentischen Loks und Waggons © Birgit-Cathrin Duval

Der Verein hat in den vergangenen Jahren Bemerkenswertes geleistet. Jeden Sommer lebt in Seebrugg die Zeit der Eisenbahnromantik wieder auf. Dann verkehrt ein Reisezug mit einem Eilzugwagen aus den 40er Jahren, drei Donnerbüchsen aus den 30er Jahren und ein Höllentalbahnwagen aus den 30er Jahren auf der Dreiseenbahn-Strecke. Sogar das Zugpersonal ist in Uniformen aus den 50er Jahren gekleidet. Im August verkehrt der historische Dampfzug zwischen Seebrugg und Titisee und zwischen Titisee und Löffingen. Und im Dezember wird es besondert romantisch, wenn der Dampfzug mit seinen beheizten Wagen durch die Winterlandschaft des Schwarzwalds rumpelt. Dann lebt die gute alte Zeit der 3-Seenbahn wieder auf, die Anfang des letzten Jahrhunderts ihren Anfang nahm.

Die Geschichte der 3-Seen Bahn

Bereits 1908 gab es erste Pläne für eine Bahnlinie, die vom Titisee über St. Blasien bis an den Hochrhein führen sollte. Erste Arbeiten wurden in den Jahren 1913 und 1914 am Bahnhof Titisee vorgenommen. Von dort sollte die Strecke von der Höllentalbahn abzweigen. Dann brach der 1. Weltkrieg aus und die Bauarbeiten blieben auf der Strecke. Erst 1920 setzte die inzwischen gegründete Deutsche Reichsbahn den Bau der Eisenbahnstrecke fort. Zwar waren die Gleise 1924 fertig, doch es fehlten die Bahnhöfe! Schließlich waren es die Fremdenverkehrsgewerbe die sich für die Fertigstellung der Eisenbahn einsetzten. Für die Region war die Eisenbahn überlebenswichtig. Denn sie würden neue Gäste in die Region bringen, die aufgrund ihrer schlechten Verkehrsanbindung ohnehin unter einem Gästemangel litt.

Doch die Realisation der Strecke blieb ungewiss. Erst nach einer zusätzlichen Investition von einer halben Million Reichsmark konnten die noch verbliebenen Bauten errichtet werden. Sämtliche Stationsgebäude wurden im Stil traditioneller Schwarzwaldhäuser gebaut. Durch die ungewöhnlich lange Bauzeit und die Verzögerungen erhielt die Strecke schon bald den Namen „Ewigkeitsbahn“. Am 2. Dezember 1926 war es endlich soweit und der erste Zug rollte auf den Schienen. Die Linie erhielt den Namen 3-Seenbahn wegen der drei Seen an denen die Strecke vorbeiführt: Titisee, Windgfällweiher und Schluchsee.

Jedes Jahr verkehrt ein Reisezug mit Eilzugwagen aus den 40er Jahren, drei Donnerbüchsen aus den 30er Jahren und ein Höllentalbahnwagen aus den 30er Jahren auf der Dreiseenbahn-Strecke.
Jedes Jahr verkehrt ein Reisezug mit Eilzugwagen aus den 40er Jahren, drei Donnerbüchsen aus den 30er Jahren und ein Höllentalbahnwagen aus den 30er Jahren auf der Dreiseenbahn-Strecke. © Birgit-Cathrin Duval

Die ursprünglich geplante Weiterführung bis St. Blasien wurde indes nie verwirklicht. Erneut scheiterten die Pläne mangels Geld und der Wirtschaftskrise. So stand in St. Blasien bereits ein Bahnhofsgebäude parat, obwohl dort nie ein Zug einfahren sollte.

In den 70er Jahren machten Gerüchte die Runde, dass die Bahnlinie vor der Stilllegung stehe. Durch engagierten Einsatz von Seiten der Bevölkerung, den anliegenden Gemeinden und des Tourismusverbandes wurden diese Pläne nie umgesetzt. Bis heute verkehrt die Regionalbahn im Regio Verkehrsverbund von Freiburg bis Seebrugg.