Ein freches Gasthaus mit langer Geschichte
Bis ins Jahr 1719 reicht die Geschichte des Hotel Restaurant Posthorn in Ühlingen zurück. Als das damalige Gasthaus Hirsch 1878 nach einem Brand und dem Wiederaufbau eine Poststation wurde, änderte man kurzerhand den Namen. Noch immer sichtbar am historischen Gasthausschild: Dem Hirschen hängte man ein Posthorn davor. Seit 1935 ist das Gasthaus im Besitz der Gastwirtsfamilie Birchmeier/Frech. Heute führen es Daniel und Carina Frech.
Herzlich. Natürlich. Frech. Mit diesen Schlagworten wirbt das Posthorn auf seiner Website. Drei Generationen der Familie Frech stehen sowohl für ein Gasthaus mit Tradition als auch für Kreativität, Unkompliziertheit und Natürlichkeit, sowohl in der Küche als auch im Miteinander mit den Gästen. Margarete Frech, 85, wuchs im Gasthaus auf und gilt heute als Urgestein des Betriebs, ihr Vater Johann Birchmeier hatte 1935 das Gasthaus gekauft. Seit 1956 führte dessen Sohn Hermann Birchmeier das Gasthaus, später zusammen mit seiner Frau Anita. „Als Anfang der 1990er Jahre Hermann Birchmeier und kurz darauf dessen Bruder Franz, der den Betrieb weiterführte, verstarben, gab mein Vater Heinz seinen Beruf als Elektriker beim Badenwerk auf und stieg in den Betrieb ein“, erinnert sich Daniel Frech, der damals zehn Jahre alt war. Für ihn war zunächst nicht klar, dass er die Familientradition weiterführen und Koch werden würde, sagt der 37-Jährige Er habe sich vielmehr sehr für Technik interessiert, wie auch sein Vater. „Man musste mich schon ein bisschen schieben“, meint er rückblickend. Schwester Silvia, gelernte Hotelfachfrau, vermittelte ihm eine Ausbildungsstelle als Koch in einem renommierten Hotel am Titisee. „Der Beruf machte mir Spaß, also habe ich mich ein bisschen in der Welt umgeschaut. War auf Sylt, in Spanien, der Schweiz und in Kanada“, sagt Daniel Frech. Die Eltern wurden älter und dann stand irgendwann die Frage an, ob er zuhause einsteigen würde. „Ein paar Jahre mussten sie mir noch geben. Ich besuchte die Hotelfachschule in Heidelberg, machte dort meinen Meister und lernte meine Frau Carina kennen. 2013 sind wir dann gemeinsam in den Südschwarzwald und haben das Posthorn übernommen“, so beschreibt der heutige Chef seinen Werdegang.
85 Jahre in drei Generationen
Oma, Opa, Tante, Bruder, Schwester, Neffe, sie alle tragen ihren Teil zum Erfolg des Posthorns bei. Und mit der fünfjährigen Pia und der dreijährigen Emelie wuselt schon die nächste Generation durch Traditionshaus. A propos Generationen: „Wir haben die Zeit von 1935 bis heute in drei Generationen geschafft, andere Familien brauchen für diese Zeitspanne vier Generationen“, sagt Daniel Frech, „das liegt daran, dass meine Mutter bei meiner Geburt schon 49 Jahre alt war.“
Das Posthorn liegt mitten im Ort, neben Laden, Bank und Apotheke und war als Poststation schon immer der Treffpunkt der Ühlinger und zahlreicher Reisender. Schon früh gab es Zimmer. Tief im Gedächtnis der Wirtsfamilie verankert ist das Jahr 1894, da hatte das Posthorn nämlich einen äußerst prominenten Gast: Großherzog Friedrich II. von Baden. Der kam aus Anlass der Eröffnung der Straße von Ühlingen nach Waldshut durchs tief eingeschnittene Schlüchttal in den Ort und aß im Gasthaus Posthorn zu Mittag. 2016 feierte die Gemeinde Ühlingen ihr 1200-jähriges Bestehen mit dem Freilichttheater „Im Wind der Zeit“. „Ich war einer der etwa 200 Mitspieler, natürlich in der Rolle des Posthorn-Wirts, der den Großherzog begrüßte“, sagt Daniel Frech stolz.
Irgendwo gebe es im Haus auch noch eine Urkunde der Badischen Staatsbrauerei Rothaus im nahe gelegenen Grafenhausen aus der Zeit um 1830, erinnert sich der Posthorn-Chef. Die Urkunde bestätige, dass sein Gasthaus eines der ersten Gasthäuser war, das Rothaus Bier ausgeschenkt habe. Das ist auch heute noch so, doch seit zwei Jahren ist Daniel Frech selbst unter die Brauer gegangen. Zusammen mit seinem Kumpel Konstantin Ziller hat er in einem Nebengebäude eine Bierwerkstatt, den sogenannten Brauschopf, eingerichtet. „Es gibt immer wieder ein, zwei Sorten klassisch unfiltrierte Biere, die alle Schopf heißen. Beispielsweise Blondschopf, Rotschopf, Winterschopf, Knallschopf“, zählt der Bierbrauer auf. Das Bier kommt sehr gut an bei der Kundschaft, es wird im Gasthaus ausgeschenkt und in kleinen Fässern verkauft. Da die Kapazitäten gering sind, sei man immer schnell ausverkauft, so Frech.
Tourismusgeschichte selbst erlebt
Nicht nur beim Bierbrauen, auch in der Küche des Posthorns ist Kreativität und Experimentierfreude gefragt. Daniel Frech legt großen Wert auf regionale Zutaten, er kauft Fleisch und Gemüse beim Demeter-Hof in der Nachbarschaft, auch das Geflügel kommt aus der Nähe, das Wild von einheimischen Jägern. Als in den 1960er Jahren der Tourismus seinen Aufschwung nahm, waren Ühlingen und das Gasthaus Posthorn ein beliebtes Ziel bei Bustouristen aus Wiesbaden. Das ganze Dorf war voller Bustouristen, die Gäste reisten wochenweise an. Vater Heinz führte die Busse als Reiseleiter zu den beliebten Schwarzwaldzielen Freiburg, Kaiserstuhl, Triberger Wasserfälle und Schluchsee. Sohn Daniel setzt auch heute verstärkt auf Familien, Kurzurlauber und Ausflügler und unter der Woche auf Geschäftsreisende. Die Gäste schätzen die entspannte und trotzdem gehobene Atmosphäre des Hotel Restaurants Posthorn. Eben Herzlich. Natürlich. Frech.
Kontakt
Posthorn
Hauptstraße 12
79777 Ühlingen
Tel. 07743/244
posthorn-uehlingen.de
Weitere historische Gasthäuser im Hochschwarzwald unter: historische-gasthaeuser.de