Martin Schwenninger liebt es durch die Wutachschlucht zu laufen und die Natur auf sich wirken zu lassen

Ein Interview mit dem Wutachranger Martin Schwenninger

"Da ist Leben drin!"
24.02.2023

von Anita Fertl

Ab ins Nass, und das inmitten schönster Schwarzwälder Landschaft – das hört sich verlockend an. Doch im Naturschutzgebiet einfach gruppenweise durch den Bach zu waten oder gar einen Köpfer in den stillen Natursee zu machen, ist nicht die beste Idee – warum, erklärt Wutach-Ranger Martin Schwenninger im Interview.

Erlebe die Sommerfrische im Hochschwarzwald!

Mal zehn Minuten innehalten und ins Wasser gucken - Das tut der Seele gut.
(Martin Schwenninger)

Was ist an schützenswerten Tieren und Pflanzen hier im Hochschwarzwald in und um die Gewässer zu finden?

Schwenninger: Da gibt es kleine Fische, die man oft gar nicht sieht, wie die Groppe, das Bachneunauge oder die Bachforelle. Sie ernähren sich von Kleinstlebewesen wie Larven, die sie unter Kieselsteinen finden. Köcher- und Eintagsfliegenlarven sind auch die Nahrung für Eisvögel und Wasseramseln – da ist Leben drin. Und am Feldsee haben wir das Brachsenkraut, das hochgradig gefährdet ist. Deshalb ist Baden strikt verboten, das nimmt echt Schaden, wenn man da reingeht.

Mächtige Tannen und Fichten spiegeln sich auf dem Wasser des Feldsees wider

Im Feldsee wächst das hochgradig gefährdete Brachsenkraut - daher ist Baden hier strengstens verboten! © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Ist in Naturschutzgebieten nicht ohnehin alles verboten, was abseits der Wege liegt?

Schwenninger: Ja genau. Aber wir wollen ja, dass die Menschen die Natur als sensibel begreifen. Und dafür müssen sie auch mit ihr in Kontakt kommen. Deshalb tolerieren wir an manchen Stellen, dass Besucher ans Wasser gehen. Schlecht ist es, wenn Menschen überall am Bach sind und die Tiere beunruhigen, so dass die Vögel die Brut abbrechen. Besonders heikle Stellen haben wir deshalb abgesperrt und Hinweisschilder angebracht.

Was sollte ich unbedingt lassen und was brauche ich mir nicht zu verkneifen?

Schwenninger: Das Wichtigste wäre: Nur an den zugelassenen Badestellen oder Zeltplätzen ins Wasser gehen. Wer etwas Gutes für die Natur tun will, der hält am besten auch in der Brut- und Laichzeit, also zwischen März und Juni, vom Wasser Abstand. Was die Schulklassen im Hochsommer alle machen – und ich selbst manchmal auch: An der Dietfurt, am Mooswasserfall, der direkt am Weg liegt, den Kopf mal drunterhalten – das ist sehr sauberes, erfrischendes Wasser.

Wasser fällt wie ein Schleier vom Moos

Am Mooswasserfall, direkt am Wegesrand des Wutach-Wanderweg darf man sich im Sommer erfrischen. ©Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Martin Schwenninger verrät seine besten Tipps

5 Wassertipps vom Ranger

  • Nur an zugelassenen Badestellen oder Zeltplätzen ins Wasser gehen. Unbeschwerten Badespaß finden Wasserratten etwa beim Naturschutzgebiet Schlüchtsee in Grafenhausen. „Da hat es eine Ruhezone für die Tiere und im anderen Teil ist Baden erlaubt“, so Schwenninger.

  • „Das tut der Seele gut. Und wenn man leise hinkommt, erlebt man den belebten Bach mit seinen Tieren am besten.“

  • „An einem Regentag draußen was zu machen, finde ich toll. Besonders, wenn man Feuersalamander sehen will: Die sind im Regen unterwegs und heißen deshalb im Volksmund auch „Regenmolli“.

  • Wo gibt es vom Biber abgenagte Bäume? Dort, wo der pelzige Baumeister unterwegs ist, sind an Stauflächen auch Enten und Wasservögel vertreten. Wer Glück hat, kann den Nager selbst entdecken.

  • Das Handy daheim lassen? „Nee, man will ja auch mal was fotografieren – Feuersalamander, Eisvogel, Wasseramsel. Oder einfach am Wasser sitzen und schauen, wie sich die Bäume darin spiegeln. Das gibt wunderschöne Bilder.“

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