Ein neuer Bademeister für das Naturbad in St. Märgen

Vom Bademeister Robin Nemetz wiederbelebt
27.02.2023

von Christian Engel

Das idyllische Naturbad in St. Märgen konnte nach Corona-Pause endlich wieder öffnen, fand dann aber erst mal kein Personal. Bis ein Bursche aus der Ferne kam – und dem Bad neues Leben einhauchte.

Erlebe die Sommerfrische im Hochschwarzwald!

Die Frage muss natürlich erlaubt sein: Wieviel Grad hat die Wassertemperatur? Immerhin liegt das Naturbad in St. Märgen auf 900 Meter Höhe, immerhin geht dort oben stets ein angenehmer bis frischer Wind, immerhin hat es in der kleinen Gemeinde im Hochschwarzwald im Schnitt vier, fünf Grad weniger als im Tal, als etwa in Freiburg, von woher viele Badegäste im Hochsommer hinauffahren. Also: „Was macht die Wassertemperatur?“, fragen zwei Wanderer den Bademeister am Kassenhäuschen.
„18 Grad“, antwortet Bademeister Robin Nemetz.
„Joah“, sagen die Wanderer mit leicht skeptischer Miene.
„Belebend“, sagt Robin Nemetz.
Die Wanderer lachen und zahlen. Immerhin sind sie nach ihrer Wandertour rund um St. Märgen aufgeheizt. Außerdem schön erschöpft. Da kommt eine Belebung im kühlen Nass doch gerade recht.

"Die Badegäste atmeten tief durch, die 30 Karpfen und drei Forellen im Naturbad schnappten erleichtert nach Luft."

Wiederbeleben – ein Stichwort, das ganz gut zum vergangenen Sommer in St. Märgen passt. Nach zweijähriger Corona-Pause hatte das Naturbad 2022 endlich wieder öffnen dürfen, in den frischen Frühlingsmonaten allerdings lange zittern müssen, ob es überhaupt öffnen konnte. Denn über Dürfen und Können entscheidet am Ende häufig das Personal – genauer: ob es vorhanden ist oder nicht. Lange suchte die Gemeinde nach einem Bademeister. Erst kurz vor Saisonstart meldete sich Robin Nemetz, ein 34-jähriger Raumausstatter und ausgebildeter Rettungsschwimmer aus der Pfalz: Ich übernehme!
Die Badegäste atmeten tief durch, die 30 Karpfen und drei Forellen im Naturbad schnappten erleichtert nach Luft. Robin Nemetz übernahm und Robin Nemetz hauchte dem Naturbad an vielen Stellen neues Leben ein.

Bademeister Robin Nemetz

Robin Nemetz behält seine Besucher:innen aus seinem Badehäuschen im Auge. 

Mit Robin Nemetz kam das WLAN zum Weiher

Zu seinen ersten Amtshandlungen zählte, den Kiesweg vom Kassenhäuschen bis zum Kiosk mit Sand aufzufüllen. Jetzt piekst‘s nicht mehr so, wenn man barfuß läuft. Außerdem installierte er am Eingang ein WLAN-Gerät – für sein Kassensystem und für alle, die selbst beim idyllischsten Ausblick auf den Feldberg, auf den Badesee, auf grüne Wiesen und springende Rösser lieber durch die digitale Welt surfen. Robin Nemetz besorgte außerdem Schwimmhilfen, die sie hier nur Schwimmnudeln nennen, und Volleybälle zum Verleih. „Der Robin“, sagt Marga Saccol, „hat das Naturbad echt belebt.“
Marga Saccol wohnt in Stegen unten im Dreisamtal, könnte von dort aus in wenigen Minuten im nächstgelegenen Freibad sein. Sie macht sich aber lieber die Mühe, 20 Minuten mit dem Auto nach St. Märgen hinaufzufahren. „Unten ist’s ja viel zu voll.“
Hier oben, sagt die 65-Jährige, hat es einfach eine andere Qualität. Damit meint Marga Saccol nicht nur die reine und angenehme Luft auf 900 Metern Höhe, sondern auch das Wasser: kein Chlor, natürlich, frisch.
Aber wie kam das Wasser überhaupt hierher? Und wer kam wann auf die Idee, ein Naturbad in St. Märgen anzulegen?

"Hier fühlt man sich geborgen und wohl, man kennt einander.“
(Siggi, Besucherin des Naturbades)

Das Naturbad ist fast 300 Jahre alt, das Wasser wird jedes Jahr erneuert

Kaum zu glauben, aber das Bad ist bald schon 300 Jahre alt. Okay, ursprünglich war das Becken nicht primär zum Schwimmen gedacht, aber bereits 1753 wurde der Weiher angelegt – als Speicherbecken zur Versorgung einer nahgelegenen Mühle. Falls es dieser mal an Wasser mangelte, wurden die Schleusen des Weihers geöffnet – so konnte die Mühle mahlen, bis der Mahlstein quietschte.
In der Folge wechselte der Weiher mehrmals seinen Besitzer. 1930 pachtete die Kurverwaltung St. Märgen den kleinen Badesee, nutzte ihn erstmals als Strandbad. Ein Papiergroßhändler aus Berlin mit großen Sympathien für den Schwarzwald förderte die Infrastruktur des Naturbads, ließ 1936 etwa das Umkleidehäuschen bauen. 1970 kaufte die Gemeinde St. Märgen den Weiher und befüllt ihn seither jedes Jahr aufs Neue mit Trinkwasser aus dem eigenen Reservoir. Das Bad – diese Quelle der Freude – gibt die Gemeinde nicht mehr aus ihren Händen.
Drei Grazien johlen, als sie Schritt für Schritt tiefer ins Wasser waten. „Ui“, kommentiert die eine die Wassertemperatur. „Dann müssen wir eben schneller schwimmen, damit uns warm wird“, sagt die zweite. „Dann verbrennen wir immerhin viele Kalorien“, sagt die dritte und alle lachen. „Und danach haben wir uns eine Weißweinschorle verdient.“

Steg am Naturfreibad St. Märgen

Das Naturbad in St. Märgen bietet den Gästen im Sommer bei 20 Grad Wassertemperatur eine wahre Erfrischung. ©Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Am Kiosk gibt’s Kuchen und Cola

Bei Roland Mauerer können sie diese nach ihrer Schwimmeinheit bestellen. Der 68-Jährige betreibt den Kiosk im Naturbad bereits seit zwölf Jahren. Er sorgt nicht nur mit Würsten, frischen Kuchen und Getränken fürs körperliche Wohl der Gäste, sondern auch fürs seelische – ein Plausch mit Roland gehe immer, sagt etwa Siggi, eine Rentnerin aus Freiburg. „Auch wegen ihm und dem Kiosk bekommt das Bad so einen schönen familiären Charakter – hier fühlt man sich geborgen und wohl, man kennt einander.“
Robin Nemetz kennen sie mittlerweile alle in St. Märgen. Aber nicht, weil er mit Trillerpfeife auf sich aufmerksam macht, nein, die hat er gar nicht nötig: Ihm reicht eine immerwährende Freundlichkeit und Ruhe, ein offenes Ohr für seine Badegäste, Großzügigkeit, wenn er sein Stand-Up-Paddle-Brett verleiht. 
Robin Nemetz wird auch diesen Sommer im Naturbad arbeiten. Er wird seine Runden um den 100 Meter langen und 40 Meter breiten See gehen, die Forellen füttern, sicherlich wieder ein paar gute Ideen haben, um das Naturbad noch schöner, den Service noch angenehmer zu gestalten. Und er wird zwischen Mai und September ganz häufig auch diese Frage beantworten: Wie viel Grad hat das Wasser? „Im Sommer“, sagt er, „liegt die Temperatur meist zwischen 21 und 23 Grad, also total angenehm.“ Aber manchmal, gerade am Anfang und am Ende einer Saison, wenn der Frühling dem Sommer endlich das Feld überlässt oder der Herbst schon wieder vorbeischaut, dann hat’s eben auch mal frischere 18 Grad. Belebend eben.

Der Bademeister vom Naturfreibad St. Märgen auf dem Stand-up Paddle

Mit seinem SUP dreht Bademeister Robin Nemetz auf dem Weiher seine Runden, im Notfall ist er schnell zur Stelle. ©Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Mehr Informationen

  • Die offizielle Badesaison im Naturbad St. Märgen geht von Mai bis September. In dieser Zeit ist – abhängig vom Wetter – ein Bademeister täglich von 10 bis 18 Uhr anwesend. Ausreichend Parkplätze gibt es am nahegelegenen Sportplatz, Fußweg 3 Minuten. Mit der Hochschwarzwald Card ist der Eintritt kostenfrei.
  • Ein kurzer Spaziergang auf dem  Weißtannenlehrpfad in St. Märgen lässt sich perfekt mit einem Besuch auf dem Waldspielplatz und dem Naturbad St. Märgen verknüpfen.
  • Mach Dich frisch!

    Wenn andernorts die Hitze kaum mehr zu ertragen ist, dann bleiben die luftigen Höhen des Hochschwarzwalds eine Insel der Erfrischung. Entdecke die schönsten Orte zum Abkühlen und mach Dich auf in die Sommerfrische!