Familie Graf und der Urlaub auf dem Wilmershof
Jeden Tag um fünf Uhr am nachmittag ist Hofzeit. Dann können die Kinder die Kälber von der Weide holen, beim Melken und Füttern im Stall helfen oder auf dem Traktor mitfahren. Bevor es soweit ist, werden sie von einem ganz besonderen Paarhufer begrüßt. Den können sie streicheln und umarmen, so viel sie wollen, und sich mit ihm fotografieren lassen. Nur melken können sie dieses Tier nicht. Wilma, im schwarz-weißen Plüschkostüm, ist das Maskottchen vom Wilmershof in Schwärzenbach.
Der im Jahr 1673 errichtete Wilmershof mit sieben Ferienwohnungen wird von Andrea und Matthias Fehrenbach und ihren zwei Söhnen bewohnt und bewirtschaftet. Im Leibgedinghaus wohnen die Eltern von Matthias Fehrenbach, die sich noch immer auf dem Hof einbringen. Seit Jahrzehnten schon sind die Schwarzwälder auf Familien mit Kindern eingestellt, die nicht nur Urlaub auf einem Bauernhof machen, sondern selbst mit anpacken wollen.
Hier stört niemand bei der täglichen Arbeit. Im Gegenteil. Die großen und kleinen Urlauber sind ausdrücklich eingeladen, dabei zu sein. Obendrein sind die Angebote für die lieben Kleinen mehr als zahlreich und reichen von Spielmöglichkeiten im Wasser und im Heu über Schaukeln, Wippen, Rutschen und Sandkästen bis zu einer Spielscheune und einem Abenteuer- und Holzspielplatz.
Obendrein gibt es jede Menge Tiere. Die 30 Milchkühe, Schweine, Enten, Gänse, Puten, Pferd „Tina“ und Pony „Carlson“, Ziegen, Hasen, Katzen.
Anreise kurz und tolles Angebot für den Nachwuchs
Nachdem die 6-jährige Laura ausgiebig die Hofkuh geherzt und gedrückt hat, weckt ein richtiges Tier ihre Aufmerksamkeit: Das Pony muss gestriegelt werden. Hochkonzentriert widmet sie sich dieser Aufgabe. Im Vorbeigehen weist der Bauer sie darauf hin, dass sie aufpassen soll, dass das Pony kein frisches Gras von der Wiese frisst, das ist nicht gut für den Magen. Ihre Mutter hat die neun Monate alte Nele auf dem Arm und schaut stolz zu, mit welcher Ernsthaftigkeit ihre große Tochter sich um das Pony kümmert. Ihr Mann verschwindet mit dem 3-jährigen Lias im Stall, wo der Junge sofort zu einem Bobbycar rennt und mit Karacho durch den Gang düst.
Als Martin und Heike Graf aus Rastatt noch keine Kinder hatten, konnte es für sie im Urlaub gar nicht weit genug weg gehen. Seit sie Kinder haben, hat sich das geändert. Die Anreise soll nicht zu lang und der Ort für den Nachwuchs geeignet sein. Martin Graf, 45, und seine Frau Heike, 36, machen jetzt seit einigen Jahren schon Urlaub im Schwarzwald. Auf dem Wilmershof sind sie zum zweiten Mal. Im Mai 2013 waren sie als „Lückenbüßer“ das erste Mal da. Ein befreundetes Paar, das bereits eine Ferienwohnung auf dem Hof gebucht hatte, konnte die Reise nicht antreten und so sind sie eingesprungen. Jetzt sind sie mit eben diesen Freunden da, die damals verhindert waren.
„Die Ferienwohnungen, der Hof und die Gastfreundschaft sind toll“, schwärmt Heike Graf.
Zudem können sie einen Teil des Essens auf dem Hof mit Biozertifikat kaufen: Bio-Milch und Bio-Eier, Marmelade und Honig. Das Bio-Eis, das ihre Gastgeber herstellen, können sie sich jederzeit aus einer Kühltruhe nehmen, gezahlt wird in eine Kasse des Vertrauens.
Glänzende Augen bei Eltern und Kindern
Martin Graf hebt den rechten Daumen: „Auf dem Hof ist es top! Dieses Dabeisein ist supergenial.“
Auch er findet kaum ein Ende beim Aufzählen der Vorzüge. „Die Kinder können mitwerkeln, wie sie wollen und lernen viel. Für manche aus der Stadt sind Kühe ja lila. Oft schnappt sich der Bauer ein Kind und fragt: Willschde mit dem Traktor ins Kieswerk fahren?“ Da bekommt auch der Elektromeister, der bei einem Automobilhersteller arbeitet, glänzende Augen.
Es gibt Stammgäste im Schwarzwald, die es immer an den gleichen Ort und das gleiche Familienhotel oder den Familienbauernhof zieht. Es gibt aber auch Urlauber wie Familie Graf, die gleich zu Stammgästen einer ganzen Region werden. Das erste Mal war die Familie im Schwarzwald, da war die älteste Tochter, die bald in die Schule kommt, noch kein Jahr alt. Arbeitskollegen von Heike Graf, die als Kind oft im Schwarzwald die Ferien verbracht hat, hatten von Rippoldsried im Rothauser Land vorgeschwärmt, einem Ortsteil von Grafenhausen. So machte Familie Graf Urlaub auf einen Bauernhof in Grafenhausen. Viermal waren sie dort, dann verbrachten sie die Ferien auf einem Bauernhof bei Triberg, bis sie dann auf dem Wilmershof landeten.
Dort hat die Familie bereits jetzt bleibende Spuren hinterlassen. Martin Graf hat beim ersten Urlaub in Schwärzenbach bei der Aufforstung geholfen und Jungtannen gepflanzt. Und wer weiß, vielleicht spielen eines Tages die Kinder seiner Kinder, die bis auf das Baby schon jetzt unvergessliche Erinnerungen an den Schwarzwald haben, eines Tages unter einer von ihm gesetzten Tanne.