Wo Genuss entsteht: Mathislehof und Untermühlbachhof
Ein Leben von und mit der Natur – was sich nach romantischem Wunschdenken anhört, setzt die Wälder GbR dank biodynamischer Landwirtschaft auf ihren Höfen, dem Untermühlbachhof in St. Georgen-Peterzell und dem Mathislehof in Hinterzarten um. Käse, Schinken & Co. können vor Ort probiert werden.
Ein Hase sitzt im Gras und mümmelt, das offene Stalltor gibt den Blick frei auf friedlich fressende Kühe. Rund um den Untermühlbachhof wachsen Blumen, wo sie wollen und hangeln sich Kapuzinerkresse und Tomatenpflanzen an der Holzfassade in die Höhe: Es ist ein Paradies mit kleinem Spielplatz und Pippi-Langstrumpf-Charme, Gemütlichkeit hat ganz viel Platz in der gepflegten Unaufgeräumtheit des Hofs. Er ist ein Ort zum Schaffen, aber auch zum Glücklich-, zum Zufriedensein. Jeder macht sein Ding, draußen, auf dem Feld, beim Schweinefüttern, beim Melken, in der Käseküche.
Müssen muss niemand
Uralt sieht er aus, der Untermühlbachhof. Doch das täuscht: 1990 ist er abgebrannt, wurde aber nach Originalart als Wohnstallhaus wieder aufgebaut, erzählt Anke Lützow, die nach dem Läuten der Haustürkuhglocke aufmacht. Gerne zeigt sie ihr Hofreich, das ihr Mann Hans-Hartwig 1984 mit einem Partner kaufte. „Er hat Landwirtschaft studiert und lange einen Hof gesucht“, erzählt Lützow. Der Partner ist mittlerweile ausgestiegen, aber Käse macht er hier immer noch.
Überhaupt, der Käse, der ist wichtig. „Es war von Anfang an klar: Von dem, was die paar Kühe und Milchschafe abgeben, kann keiner leben“, erzählt Lützow. Also machten und machen sie verschiedene Käsesorten, Joghurt, Quark, Frischkäse. Die anfallende Molke bekommen die Schweine, und die wiederum liefern Wurst und Fleisch. Weitere Standbeine sind ein Ferienhaus und der Ackerbau. Auf gut anderthalb Hektar wachsen alte Getreidesorten wie Emmer. Die eigenen Erzeugnisse werden auf den Märkten in Villingen und Königsfeld sowie direkt ab Hof verkauft.
Das alles ernährt die Leute auf dem Hof, es sind einige: Die junge Familie Hannah und Albert Hahn mit ihren Kindern, die zwei Lützow-Jungs, Auszubildende, Praktikanten und mitarbeitende Gäste, so viele, wie rund um den großen Küchentisch passen. Aber: müssen muss niemand. „Wir betreiben den Hof als GbR, so kann man immer wieder Leute mit dazunehmen“, sagt Lützow und lacht, niemand werde gezwungen.
Also alles heile Welt? Ein kleines Manko gibt es: Die fehlenden Flächen vor Ort, um das Jungvieh aufzuziehen. Deshalb pachteten die Lützows den Mathislehof in Hinterzarten und seither bilden die beiden 50 Kilometer auseinanderliegenden Schwarzwaldhöfe eine Betriebsgemeinschaft: die Wälder-GbR.
Ortswechsel. Auf dem stolzen Anwesen des 1708 erbauten Mathislehofs steht der zweijährige Anton und spritzt. Mit dem am Brunnen angeschlossenen Schlauch wedelt er hin und her und lässt den Wasserstrahl aufs Hofpflaster klatschen. Gut tut das, denn selbst auf knapp 1000 Metern knallt heute die Sonne. Antons Eltern Sarah und Adrian, Schwiegertochter und Sohn von Astrid Lützow, lassen ihn gewähren. Denn Hofladen und Café haben Ruhetag und so besteht keine Gefahr, dass Gäste eine unfreiwillige Dusche abbekommen. Damit werden allenfalls andere Hofbewohner beglückt. Denn auch auf dem Mathislehof leben zwei Familien und Praktikanten unter einem Dach, teilen sich Tisch, Gemeinschaft, Arbeit und betreiben biologisch-dynamische Landwirtschaft.
Allerdings: „Den Mathislehof gäbe es ohne den Untermühlenbachhof nicht“, stellt Sarah Lützow fest. Denn der urige Hof ist Vermarktungsbetrieb für Produkte, die in St. Georgen hergestellt werden. Da er malerisch an Wanderrouten inmitten schönster Natur liegt, schauen Touristen wie Einheimische öfter vorbei. Zusätzlich backen Sarah und Adrian Brot, und bei ihnen dürfen die Ammenkühe aus St. Georgen aufwachsen. Außerdem gibt es den Zugochsen nicht nur als Logo der Wälder GbR, sondern zweifach als unterstützende Arbeitskraft.
Die eigenen Produkte werden im Hofladen verkauft und kommen im Café als Vesper auf den Holztisch, draußen, mit Blick auf den Bauerngarten, bei Kaffee, Saftschorle, selbstgebackenen Kuchen und Bioeis – die frische Luft und den Weitblick gibt’s gratis dazu. „Das Leben hier ist entspannt, und für die Kinder total schön“, sagt Sarah Lützow. Was Sie liebt am Schwarzwälder Landleben? Da muss Lützow nicht lange nachdenken: „Man arbeitet lang, aber die Arbeit gibt so viel“, stellt sie fest. Und es scheint, als würde sie von dieser Zufriedenheit noch etwas aufs Vesperbrot packen, so gut wie das schmeckt.