Auf den Spuren der Biber

Eine geführte Familientour in Feldberg-Falkau
08.12.2021

von Silke Kohlmann

Angeknabberte Stämme, enorme Dämme und eine gut versteckte Biberburg: Im Hochschwarzwald können Familien die ganze Schaffenskraft des großen Nagetiers bestaunen – und Biber Freddy sogar begegnen.

Was hockt denn da im Gras? Ist das tatsächlich ein Biber? Staunend stehen sechs Kinder am Rande des Spielplatzes, können kaum glauben, was sie da sehen. Einen echten Biber! Zugegeben, es ist ein präpariertes Exemplar. Aber darum nicht weniger beeindruckend. Ein superdichtes Fell, kräftige Krallen und enorm scharfe Zähne: Biber Freddy war perfekt an das Leben am Ufer der Haslach angepasst. Hier hat er Bäume gefällt, Dämme gebaut und konnte sich im Wasser vor möglichen Feinden verstecken. Womit er nicht gerechnet hat? Mit der Schnelligkeit eines Autos. Biber Freddy ist bei einem Unfall gestorben. Auch wenn das nun schon 15 Jahre her ist – die Kinder sind trotzdem entsetzt und traurig. „Zum Glück“, erklärt Tourguide Ines Dangers-Bolder, „sind inzwischen neue Biber hier am Bach zuhause.“ Und auf ihre Spur wollen wir uns heute begeben.

Zähne so scharf wie Rasiermesser

Um uns mit dem großen europäischen Nagetier vertraut zu machen, dürfen wir uns erst mal im Halbkreis um Freddy herumsetzen. Ines Dangers-Bolder erklärt uns, was ihn ausmacht: Der breite Schwanz dient als Ruder, um im Flusslauf gut zu navigieren. Das dichte Fell schließt Luft ein, so dass es im Wasser wärmend wie ein Neoprenanzug funktioniert. Und die Zähne? „Warum sind sie so orange? Was glaubt ihr?“, fragt die Expertin. „Weil da Eisen drin ist“, weiß Alicia. Und damit hat die Achtjährige vollkommen recht: Eisenoxid färbt die Nagewerkzeuge orange – und macht sie so scharf wie Rasiermesser. Kein Wunder, dass der Biber damit Bäume zu Fall bringen kann. Wie kräftig er in der Natur schuftet, das können wir hier am Ortsrand von Feldberg-Falkau erleben. Darum heißt es jetzt: Auf zum Bach!

Ines Dangers-Bolder zeigt anschaulich wie Biber knappern.

Ines Dangers-Bolder zeigt anschaulich wie Biber knabbern. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Baumeister mit richtig viel Kraft

Wo einst ein dichter und dunkler Fichtenwald stand, hat Biber Freddy eine ganz neue Landschaft erschaffen. Weil er das Wasser der Haslach aufstaute, kippten die Fichten. Jetzt erstreckt sich hier eine lichte Landschaft aus Gräsern und jungen Pappeln, durchzogen von Wasserläufen – und Heimat vieler anderer Lebewesen. „Die biologische Vielfalt ist dank des Bibers wesentlich höher“, erklärt Ines Dangers-Bolder den Erwachsenen. Und hat für die Kinder eine kleine Überraschung in der Tasche: Holzstücke, an denen eindeutig die Spuren von Biberzähnen erkennbar sind. Aber noch mehr entdecken wir: einen Pappelhain voller frisch angeknabberter Äste, noch ganz hell ist das Holz. Schief hängen zwei Stämme über dem Bachlauf – rundum angenagt. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie fallen. Hier macht sich der Biber die Kraft der Natur zunutze: Der Wind erledigt den Rest. Weil der Biber so kräftig in die Natur eingreift, ist er nicht bei allen beliebt, erklärt unsere Führerin. Tatsächlich verursacht der tierische Baumeister auch Schäden: Er setzt Äcker und Felder unter Wasser oder untergräbt Wege.

Auch da war der Biber zugange Ines Dangers-Bolder weiß genau wo sie Hinweise findet.

Auch da war der Biber zugange: Ines Dangers-Bolder weiß genau wo sie Hinweise findet. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Ein Zuhause aus Ästen und Laub

Die Landschaft, die er am Ufer der Haslach erschaffen hat, aber ist wirklich zauberhaft. Die Nachmittagssonne streift sanft über die Gräser, der Himmel spiegelt sich blau im Wasser, immer wieder entdecken wir einen spitz zulaufenden Stamm im Bach: eindeutige Spur der Biberfamilie, die jetzt hier am Rande von Falkau lebt. Nur noch ein paar Meter weiter – und Ines Dangers-Bolder zeigt uns ihr Zuhause: die Biberburg, aufgeschichtet aus Ästen, gut getarnt mit einer dicken Schicht aus Blättern und Moos. Alleine hätten wir sie nie und nimmer entdeckt.

Einst wegen des wertvollen Fells in Deutschland vollkommen ausgerottet, sind nun immer mehr Biber im Schwarzwald heimisch. „Über die Flusstäler kamen sie vom Hochrhein herauf“, erklärt uns unsere Führerin. Und entlässt nach zwei erlebnis- und erkenntnisreichen Stunden viele neue Biberexperten – und Biberfreunde.

"Über die Flusstäler kamen sie vom Hochrhein herauf“
(Ines Dangers-Bolder)
Siehst du da sind Biberspuren.

Siehst du, da sind Biberspuren. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH