Gemeinsam anpacken für saubere Wälder
Jedes Frühjahr machen sich in den Gemeinden des Hochschwarzwaldes mehr als 1.000 Helfer auf, um die Wälder von dem Müll zu befreien, der sich im Lauf eines Jahres angesammelt hat. Vielerorts hat sich diese Waldputzete in den zurückliegenden Jahrzehnten zu einer festen Tradition entwickelt – bei der sich Jung und Alt, Schüler und Rentner, Einheimische und Zugezogene gemeinsam für ein sauberes Landschaftsbild engagieren.
Die Empörung ist den Grundschülern ins Gesicht geschrieben. Einer von ihnen hält eine verschmutzte Plastikflasche in der Hand, ein anderer holt einen 20 cm langen Eisennagel aus seinem gelben Eimer hervor. In diesem liegt noch jede Menge weiterer Abfall, den die Kinder im Wald oberhalb von Todtnau aufgesammelt haben. Beide halten ihre Funde vor die Kameras der Reporter, die eigens wegen ihnen und ihrer Aufräumaktion heute in den Hochschwarzwald gekommen sind. Gemeinsam mit rund 100 Mitschülern beteiligen die beiden Jungen sich an diesem kühlen Freitagmorgen Ende März an der örtlichen Waldputzete.
Wenn der Schnee schmilzt im Hochschwarzwald, kommen nicht nur Krokusse und Moosteppiche zum Vorschein, sondern hier und da auch Hinterlassenschaften von Waldbesuchern: Flaschen, Papier, Plastikmüll. Daher machen sich in den Gemeinden der Region jedes Frühjahr mehr als 1.000 Freiwillige auf – darunter ganze Kindergärten, Schulklassen, Skiclubs, der Schwarzwaldverein sowie viele weitere Vereine und Bürger – um die Wälder von dem Müll zu befreien, der sich im Laufe des Jahres angesammelt hat. Koordiniert und unterstützt werden die Aktionen von den Gemeinden, häufig stellen zudem Gastronomen Verpflegung für die Helfer bereit. Über Jahrzehnte hinweg hat sich diese Waldputzete im Hochschwarzwald zu einer festen Tradition entwickelt. Deren Ursprünge liegen mehr als 40 Jahre zurück: Initiiert wurden die ersten organisierten Landschaftspflegeaktionen in den 1970er-Jahren, zumeist von Ortsgruppen des Schwarzwaldvereins. In den darauffolgenden Jahren riefen vielerorts auch Gemeindeverwaltungen, die Freiwillige Feuerwehr oder örtliche Vereinen zum gemeinschaftlichen Engagement für die Umwelt auf.
Grundschüler räumen am Themenwanderweg auf
Die Todtnauer Grundschüler der Gemeinschaftsschule Oberes Wiesental beteiligen sich in diesem Jahr zum ersten Mal an der Waldputzete. Gemeinsam mit Lehrern und Betreuern sammeln sie an Wegesrändern und in den Wäldern Abfälle ein. Vor allem rund um den Zauberweg am Hasenhorn, einen speziell für Kinder angelegten Wanderweg, sind die jungen Helfer im Einsatz. Vor den Fernsehkameras berichten sie aufgeregt von dem gefundenen Unrat: „Alufolie, Bierflaschen, Scherben, Papier – das ist alles nicht gut für die Umwelt“, sagt ein Schüler. Ein anderer weist auf die Gefahren hin, die etwa von Eisennägeln für die Tierwelt ausgehen: „Tiere können sich daran verletzen und krank werden.“
Um dieses Bewusstsein für eine intakte Natur sowie das Ehrenamt und das Gemeinschaftsgefühl im Hochschwarzwald weiter zu fördern, unterstützen in diesem Jahr erstmals der Naturpark Südschwarzwald, Forst BW und die Hochschwarzwald Tourismus GmbH die Waldputzete in den einzelnen Gemeinden unter dem gemeinsamen Motto „Herzenssache Natur“. Nach dem Auftakt in Todtnau wird im Laufe des Frühjahrs auch in den Wäldern rund um Löffingen, Grafenhausen, Ühlingen-Birkendorf, Hinterzarten, Breitnau, Lenzkirch, Häusern, Feldberg, Todtmoos und Schluchsee aufgeräumt. Alle Teilnehmer bekommen Handschuhe sowie bei Bedarf Greifzangen, Eimer und Warnwesten zur Verfügung gestellt. Ziel ist es, möglichst viele weitere Helfer zum Mitmachen zu motivieren.
Lerneffekt durch die Waldputzete
Den jungen Todtnauer „Waldputzern“ mangelt es an Motivation nicht. Mehrere Säcke füllen sie mit dem von ihnen aufgelesenem Abfall. Ihre Rektorin Evelyn Heeg betont den positiven Effekt für die Schüler: „Uns allen, den Erwachsenen und den Kindern, ist oft gar nicht bewusst, wie viel Müll achtlos in die Landschaft geworfen wird. Wir möchten, dass unsere Kinder ein Bewusstsein für die Natur entwickeln und lernen, sich darin zu bewegen. Dazu gehört unter anderem die Nutzung der öffentlichen Mülleimer. Die Kinder sollen lernen, ihren Müll nicht achtlos in der Natur zurückzulassen.“ Bereits im Vorfeld sei der Sinn der Waldputzete thematisiert worden, so Heeg: „Manche Kinder haben gefragt, warum sie den Müll von anderen aufheben sollen. Daraus entstand dann die ein oder andere fruchtbare Diskussion.“
Bei einer Schülerin ist die Botschaft jedenfalls angekommen. Auf die Frage nach dem Grund für ihr Engagement bei der Waldputzete antwortet sie: „Am besten sollte man die Umwelt mehr schützen.“
Gut zu wissen
Alle Termine und nähere Informationen zu der Waldputzete finden Sie auf unserer Webseite unter: www.hochschwarzwald.de/Waldputzete