Lieblings-Winterwandertouren

Gebahnt, gewalzt, genossen: Patricks fünfeinhalb Lieblings-Winterwandertouren
05.12.2022

von Patrick Kunkel

Man ist ganz bei sich, die Geräusche sind gedämpft – nein, kein Hörsturz, sondern Winterwandern im Hochschwarzwald.

Eisig kalt ist es, die Nadelbäume ragen bizarr bereift in den Winterhimmel. Jenseits des Waldrandes glitzern die weitläufigen, vom Wind glatt geraspelten Schneeflächen in der Wintersonne. Deren Strahlen spenden zu dieser Jahreszeit kaum Wärme, doch durch die Bewegung wird uns auch so rasch warm.

Warme Klamotten an, Wanderstiefel geschnürt – und los!

Wir stapfen auf einem gewalzten Weg Richtung Herzogenhorn, unter den Sohlen knirscht der kompakt gepresste Schnee und dann, oben, der Blick nach Süden: Überwältigend nah erscheint uns die Alpenkette am Horizont, fast unwirklich, als könne man einfach hinlangen und anfassen. Oder rüber springen auf einen der gezackten Gipfel.

Wenn ich im Winter wandern will, dann soll es ganz einfach sein, einfach und schön: Warme Klamotten angezogen, dann die Wanderstiefel geschnürt – und los! Raus zu den Orten mit Fernblick, Sonnenschein und Winterwaldromantik. Viel Ausrüstung wie Schneeschuhe oder Stöcke möchte ich an solchen Tagen nicht mitschleppen, abgesehen von der Kanne mit heißem Tee im Rucksack. Weil ich auch nicht bei jedem Schritt bis zur Hälfte der Waden einsinken will, müssen die Wege gewalzt sein oder geräumt. Die ideale Winterwanderung ist 1. kurz, 2. unterwegs wartet eine schöne Sitzbank mit Sonne, 3. es gibt Aussicht und 4. am Ende der Tour steht ein uriges Gasthaus, wo man sich bei einer Tasse Tee oder heißen Schokolade am gemütlichen Kachelofen aufwärmen kann.

Meine Lieblingsrunde ist gerade einmal dreieinhalb Kilometer lang und führt einmal über die Höhen und durch den Winterwald bei St. Märgen. Mehr als eine Stunde ist man nicht unterwegs, von der Rankmühle aus hat man einen tollen Blick über die Schwarzwaldberge – vor allem bei Inversionswetterlage, wenn im Tal eine undurchdringliche Nebelsuppe schwappt, fühlt man sich in St. Märgen dem Himmel ein Stück näher. Der Pfisterwald ist im Winter ruhig und ein bisschen geheimnisvoll – nur auf der Rodelbahn von St. Märgen ist öfter etwas los. Und unübertroffen ist vor allem die Einkehr am Ende der Runde: Bei den Landfrauen im Café Goldene Krone, wo man sich beim besten Willen nicht zwischen dem heißen Käsemichel oder dem unglaublich guten Apfelkuchen entscheiden kann. Muss man ja auch nicht, ich nehme einfach immer beides!

Meine fünfeinhalb Lieblingstouren sind:

  • Die großartige Winterwanderung in St. Märgen, Rundkurs, Länge: 3,4 Kilometer, 70 Höhenmeter, Start und Ziel: Goldene Krone St. Märgen
  • Eine Panoramatour unterhalb des Feldberggipfels. Einfache Strecke bis St. Wilhelmer Hütte 5,8 Kilometer, 157 Höhenmeter. Start: Haus der Natur. An Wochenenden ist viel los, ganz einsam ist man an populären Zielen eben selten. Am liebsten bin ich hier unter der Woche unterwegs, gerne auch mit Schlitten, damit ich zum Abschluss den Todtnauer Hüttenweg herunterrodeln kann. Mit dem Bus geht es dann zurück an den Feldbergpass.
  • Ein Gipfelsturm von den Menzenschwander Wasserfällen über die Menzenschwander Hütte zum Leistungszentrum Herzogenhorn und je nach Schneeverhältnissen bis zum Gipfel, das Herzogenhorn ist ja mit 1415 Metern der zweithöchste Berg im Schwarzwald – und wieder zurück. Aber die Tour ist lang: fast neun Kilometer für eine Strecke.
  • Der Feldberg-Klassiker: Vom Haus der Natur am Feldberg hinauf auf Seebuck und Feldberggipfel (1493 Meter). An Wochenenden voll, aber unvergleichliche Aussichten und gleich zwei schöne Einkehrmöglichkeiten (St. Wilhelmer oder Todtnauer Hütte). Streckenlänge: ca. 9 Kilometer
  • Der Panoramaweg in Eisenbach: Kurz, knackig, gut – er eignet sich vor allem für Touren mit kleineren Kindern, weil er in einer Acht einmal um und mitten durch Eisenbach führt. Mit vier Kilometern und 75 Höhenmetern ist er wirklich keine große Herausforderung – aber dafür nicht minder schön. Zudem ist der Weg perfekt ausgeschildert. Im Gasthaus am Sportplatz kann man zudem griechisch Essen gehen – ist zwar nicht gerade typisch Hochschwarzwald, schmeckt aber!
  • Und die halbe Tour: Oben auf dem Kandel unter der Woche (weil an Wochenenden da oben die Hölle los ist) den kurzen Weg vom Pass zur Gipfelpyramide. Und dann einfach schauen, wie weit man angesichts der jeweiligen Schneeverhältnisse kommt. Man kann im Tiefschnee stecken bleiben, oder viel weiter bergab auf kleinen Pfaden stapfen. Ich bin bei solch einer Gelegenheit einmal ganz unten im Glottertal herausgekommen.