Monika Neck und Thomas Hilpert

So wirst du zum Schneeschuhprofi

In 30 Sekunden vom Schneeschuh-Anfänger zum Profi!
06.11.2014

von Stella Schewe-Bohnert

Egal ob es stürmt oder schneit – Monika Neck und Thomas Hilpert gehen bei jedem Wetter raus, ­zumindest im Winter.

Das sportliche Paar hat sein Hobby zum Beruf gemacht und mit der „Schneeschuh Akademie“ in Hinterzarten ein kleines ­Unternehmen aufgebaut, das Touristen wie Einheimische auf Schneeschuhen durch den Hochschwarzwald führt. Ob die anspruchsvolle Vier-Gipfel-Tour für Konditionsstarke, die gemütliche Feierabendtour mit Schlittenfahrt oder die Sonnenaufgangstour auf den Feldberg – Monika Neck, Thomas Hilpert und ihre Guides bieten für jeden etwas, auch für Menschen wie mich, die noch nie auf Schneeschuhen gestanden, geschweige denn damit gewandert sind.

„Kein Problem“, sagt Monika Neck und hilft mir, die Schnallen der Schneeschuhe um meine Wanderschuhe herum festzuzurren. 

“Das Schöne am Schneeschuhwandern ist: Man wird innerhalb von 30 Sekunden vom Anfänger zum Profi.“
(Monika Neck)

Man muss nur „schlurpen“ können

Gewagte Aussage, denke ich, denn mit den Plastik-Teilen an meinen Füßen fühle ich mich wie eine Ente auf Flossen. Doch schon nach wenigen Schritten wird mir klar: Sie hat Recht. Wer gehen kann, kann das auch mit Schneeschuhen! „Schlurpen“ nennt sie es. Das einzige, was man an Technik beherrschen muss, ist nämlich das Schlurfen wie mit Hausschuhen. Kindern verbiete man es immer, aber mit Schneeschuhen dürfe man das von Herzen gerne. Und so „schlurpen“ wir los, vom Wanderparkplatz Rinken mitten in den Winterwunder-Wald hinein.

Wer gehen kann, kann das auch mit Schneeschuhen!
Wer gehen kann, kann das auch mit Schneeschuhen! © Stella Schewe-Bohnert

Ziel unserer Einsteiger-Tour bei strahlendem Sonnenschein ist der 1.460 Meter hohe Baldenweger Buck. Die Metallzacken an der Sohle haken sich selbst in tiefem Schnee fest und geben Halt, auch wenn es auf- oder abwärts geht. Wir finden unseren Laufrhythmus und stapfen querfeldein durch den noch unberührten Schnee. „Mit Schneeschuhen kommt man an Stellen, an die man sonst nicht hinkommt“, erzählt Monika Neck – eine zierliche, drahtige Person mit leuchtenden Augen, deren Begeisterung für ihren Beruf spürbar ist.

“Man kommt raus aus den Städten, weg von den Pisten und auch von den Winterwanderwegen.“
(Monika Neck)

Klar habe man auch Pflichten, etwa in Naturschutzgebieten genügend Abstand zu Wald und Tieren zu halten. Aber sonst sei man viel freier als beim Skifahren oder Wandern. „Zu Fuß hätten Sie hier keine Freude, aber mit Schneeschuhen ist man gut zuwege.“

Auf die richtige Vorbereitung kommt es an

Das sind wir und erreichen nach einer Stunde außer Atem den Baldenweger Buck, einen felsigen Bergrücken mit fantastischer Sicht auf den benachbarten Feldberg und bis zu den Alpen. Wir packen Tee und Müsliriegel aus. Ohne Proviant sollte man niemals loslaufen, betont Monika Neck. Außerdem gehöre in den Tourenrucksack Kleidung – „ein bisschen mehr, als man denkt, dass man braucht“ – sowie Handschuhe und Mütze. „Man weiß nie, was einen erwartet da draußen“, sagt sie. „Bis Hilfe kommt, wenn etwas passiert, das dauert seine Zeit.“ Klar, in 99 Prozent aller Fälle trage man die Sachen umsonst mit. „Aber das eine Mal ist man froh, wenn man sie dabei hat – für sich selbst oder auch für jemand anderen.“

Auch die Vorbereitung der Tour sei wichtig: sich Karten besorgen, über mögliche Wege, Wetter und Lawinengefahr informieren. „Gerade der Feldberg kann wirklich alpin sein und vom Wetter her sehr wild“, warnt sie und rät, Respekt vor dem Schnee zu haben. „Seien Sie eher vorsichtig und wagen sich nicht gleich an die ganz steilen Hänge.“ All das sind Tipps für eigenständige Touren, denn die Inhaber der Schneeschuh Akademie wollen ihre Kunden keineswegs für immer an sich binden, sondern sie zum „selbständig Rausgehen“ ermuntern.

Spuren im Schnee
© Stella Schewe-Bohnert

Was nach einer Einstiegstour zur Übung kein Problem sein sollte. Das „Schlurpen“ wird schnell zur Gewohnheit und ich kann verstehen, warum Monika Neck und Thomas Hilpert von dieser Sportart so begeistert sind: Noch nie habe ich die Winterwelt so spielerisch und hautnah erkundet wie auf Schneeschuhen.

Ein Sport für jedermann

Wir beginnen mit dem Abstieg und laufen querfeldein, die Stöcke geben Halt. Zusammen mit den Schneeschuhen sind sie das Einzige, was man braucht – ganz im Gegensatz zum Skifahren, wo viel Equipment und Technik gefragt sind. „Schneeschuhwandern können auch Leute, die nicht locker auf Skiern den Hang runter wedeln“, sagt Thomas Hilpert. Und es eignet sich für Menschen aller Altersstufen – für ihn mit ein Grund für den Boom, den die Sportart seit einigen Jahren erfährt. „Und natürlich der Wunsch der Menschen, raus in die Natur zu kommen. Jeder, der dabei war, erzählt ‚Hey, das ist cool gewesen, das musst du auch mal machen.' Und das ist die Welle, auf der wir surfen.“

Sonnenaufgangstour auf den Feldberg.
Sonnenaufgangstour auf den Feldberg. © Stella Schewe-Bohnert

Sie surfen mit Erfolg. 2007 haben sie die „Schneeschuh Akademie“ gegründet, inzwischen führen sie rund 2.300 Menschen durch den Hochschwarzwald. Doch an Reiz verloren hat das Schneeschuhwandern für sie dadurch nicht; das spürt man, wenn man mit ihnen durch den Wald streift. Monika ist überzeugt:

“Klar ist es für uns auch ein Geschäft, aber wichtig ist, dass die Menschen etwas Schönes erleben. Wenn sie dann am Schluss mit Eindrücken erfüllt sind und applaudieren, dann ist das ein wunderbares Gefühl und ich weiß, ich habe es richtig gemacht.“
(Monika Neck)