Auerhahn

Die besondere Tierwelt des Hochschwarzwalds

Ein Interview über das Naturschutzgebiet Feldberg
17.03.2022

von Birgit-Cathrin Duval

Rothirsch, Auerhuhn und Co: Der Hochschwarzwald ist Heimat von faszinierenden 
und seltenen Wildtieren. Um ihr Überleben zu sichern, wurden vielerorts Schutzgebiete 
eingerichtet – darunter auf dem Feldberg das größte und älteste Naturschutzgebiet Baden- 
Württembergs. Mit dem Leiter des dortigen Naturschutzzentrums, Dr. Stefan Büchner, 
haben wir uns über die Eigenheiten der heimischen Tierwelt und die Herausforderungen 
für Naturschützer unterhalten.

Stefan Büchner Leiter des NAZ Feldberg

Dr. Stefan Büchner ist Leiter des Naturschutzzentrums am Feldberg © Stefan Büchner

Rothirsch, Auerhahn und Co: Der Hochschwarzwald ist Heimat von faszinierenden und anderswo nicht mehr vorkommenden Wildtieren. Um ihr Überleben zu sichern, wurden in der Ferienregion vielerorts Schutzgebiete eingerichtet – darunter auf dem Feldberg das größte, höchstgelegene und mit 85 Jahren älteste Naturschutzgebiet Baden-Württembergs. Mit dem Leiter des dortigen Naturschutzzentrums, Dr. Stefan Büchner, haben wir uns über die Eigenheiten der heimischen Tierwelt, die Besonderheiten des Feldberggebiets und die Herausforderungen für Naturschützer unterhalten.

Welche Wildtiere kann man im Hochschwarzwald mit etwas Glück sehen?

Stefan Büchner: Was man oft finden kann, sind Kleintiere wie der wunderschön blau schillernde Alpenblattkäfer, Schmetterlinge oder – vor allem bei Regenwetter – auch der Badische Riesenregenwurm, der eine echte Besonderheit unserer Region ist. Viele unserer seltenen Arten sind eher klein und unauffällig. 

Auffälligere, größere Wildtiere wie etwa Auerhühner sind scheu, sodass man sie nur sehr selten beobachten kann. Was man hin und wieder sehen kann, ist vielleicht mal ein Hase, eine Gämse oder ein Reh. Aber auch sie sind scheu und können sich im Gebüsch fast unsichtbar machen. Viele dieser Tierarten sind zur Futtersuche auf die Abend- und Nachtstunden ausgewichen, denn Tiere meiden die Begegnung mit dem Menschen. Das gilt übrigens auch für das Rotwild, das ursprünglich eine tagaktive Tierart war. Im Sommer kann man auf den Wiesen am Feldberg Vögel wie die Feldlerche, den Baumpieper oder den Wiesenpieper beobachten. Meist hört man sie aber eher, als dass man sie sieht. Und im Wald kann man mit etwas Glück dem seltenen Dreizehenspecht begegnen, der über 100 Jahre lang im Schwarzwald ausgestorben war.

Der Feldberg ist mit 1493 Metern der höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen. Als Gipfel ist er mit seinem langgezogenen Bergrücken eher unscheinbar. Was macht ihn so besonders?

Büchner:  Aufgrund seiner Höhe bietet er eine ganze Reihe von Speziallebensräumen, die es anderswo nicht gibt. Der Feldberg war früher unter natürlichen Verhältnissen, bevor der Mensch vor rund 1000 Jahren mit Rodungen angefangen hat, ein Waldberg. Nach der Eiszeit waren nur Sonderstandorte wie Lawinenbahnen, Flachmoore und manche Kuppen waldfrei geblieben. An diesen Orten konnten sich einige bei uns sonst nicht vorkommende Tier- und Pflanzenarten bis in die heutige Zeit erhalten. Wegen dieser Vorkommen eiszeitlicher Relikte wurde der Feldberg schon 1937 als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Eiszeitliche Relikte – Um welche Arten handelt es sich denn dabei?

Büchner: Das sind zumeist Arten, die wir heute hauptsächlich in den Alpen oberhalb der Baumgrenze finden. Sie tragen daher auch oft das Wort „Alpen“ im Namen. Beispiele sind die Alpentroddelblume, der Alpenhelm, der Alpenmilchlattich, die Alpenheckenrose oder der Alpenblattkäfer, aber auch der Seesaibling – der lateinisch "Salvelinus alpinus" heißt – und der Bergpieper gehören dazu.

Was hat sich in den vergangenen 85 Jahren, in denen der Feldberg ein Naturschutzgebiet ist, am stärksten verändert?

Büchner: Die Intensität der menschlichen Nutzung des Berges. 1937 gab es noch keinen großen Tourismus. Aber schon in den 1960er-Jahren hat man den Skihang am Seebuck, der bis dahin noch Teil des Naturschutzgebiets war, aus diesem herausgenommen, weil man gemerkt hat, dass die intensive Nutzung nicht mit dem Thema Naturschutz zusammenpasst. Das Naturschutzgebiet wurde an anderen Stellen dafür etwas vergrößert.

Der Badische Riesenregenwurm

Der Badische Riesenregenwurm kann eine Länge von bis zu einem Meter erreichen. © Naturschutzzentrum Feldberg

Wir wollen Naturschutz ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln und zeigen: Naturschutz macht Spaß und ist etwas Positives.
(Stefan Büchner)

Wie wirkt sich diese Nutzung auf die Tier- und Pflanzenwelt aus?

Büchner: Ein Problem sind Störungen von Wildtieren, vor allem im Winter durch Menschen, die abseits von Pisten und Loipen quer durch die Wälder abfahren oder dort mit Schneeschuhen unterwegs sind. Im Sommer 2020, in den ersten Monaten der Corona-Pandemie, hatten wir darüber hinaus eine massive Zunahme von illegalen Zeltübernachtungen im Naturschutzgebiet. Auch das Müllaufkommen ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Was da an Müll in der Landschaft landet, merken wir immer im Mai, wenn wir unsere Feldberg-Putzete machen. Sowas gab es vor 85 Jahren sicher nicht. Um eine Charakterart des Schwarzwalds anzusprechen: Wir beobachten, dass die Zahl der Auerhühner seit Jahren abnimmt, trotz aller Schutzbemühungen. Das ist jedoch kein feldbergspezifisches Problem, sondern betrifft den gesamten Südschwarzwald.

Was wünschen Sie sich für die Besucher, die zum Feldberg kommen?

Büchner: Ein tolles Erlebnis ist es, an einer Führung des Naturschutzzentrums teilnehmen oder die Ausstellung im Haus der Natur zu besuchen. Wir wollen Naturschutz ohne erhobenen Zeigefinger vermitteln und zeigen: Naturschutz macht Spaß und ist etwas Positives. Wenn eine Gruppe bei uns eine Führung bucht, ist mir in erster Linie wichtig, dass es den Gästen gefällt – ob das nun im Winter eine Schneeschuhtour bei Sturm und Nebel ist oder eine Wanderung bei schönstem Sommerwetter. Wir bemühen uns sehr, dass die Art und Weise, wie wir Informationen vermitteln, Spaß macht. Ich hoffe, dass man auch in Zukunft am Feldberg genussvolle Touren erleben und weiterhin die Besonderheiten des Feldbergs entdecken kann – auch wenn sie nicht ganz so auffällig sind wie in Afrika die Elefanten oder Giraffen.

Dreizehenspecht im Feldberggebiet

Eher klein und unscheinbar ist der Dreizehenspecht, im Feldberggebiet jedoch eine schützenswerte Art. © Achim Laber

Mehr Informationen

  • Tierwelt entdecken
    Das Naturschutzzentrum bietet regelmäßig 
    spannende Exkursionen für alle 
    Altersgruppen: Klassiker sind die geführten 
    Touren mit dem Feldberg-Ranger oder dem Förster sowie die Pirschgänge im Rotwildgebiet am Schluchsee. Daneben 
    gibt es Führungen zu speziellen Themen 
    wie den Vogelstimmen oder den Schmetterlingen am Feldberg. Die Dauerausstellung im Haus der Natur vermittelt mit vielen interaktiven Stationen auf unterhaltsame Weise Einblicke in die Tierwelt, den Naturschutz und die Geschichte am höchsten Schwarzwaldberg.

    Haus der Natur
    Tel: +49 (0)7676/933630
    naz-feldberg.de
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