Narrenzünfte und ihre Geschichten
Ein Teufel versteckt sich unter vermummten Burschen und ein Bauer wird zum Anführer der Hexen... das sind nur zwei kleine Einblicke in wundersame Sagen, auf denen die Figuren der Schwarzwälder Zünfte basieren. Hier erfährst du, welche Geschichten hinter den Pelznikel, den Raugeistern, den Schluchseeglunki, dem Gaudi-Hans und den Schatzgräbern stecken.
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Raugeist auf der Walpurgisnacht
Die Ornemer Raugeisthexen, gegründet 1992, stammen aus Langenordnach (auf alemannisch d'Orne), einem Ortsteil von Titisee-Neustadt. In Langenordnach gibt es einen kleinen Hausberg namens Rau.
Die Zunft besteht aus mehreren Raugeisthexen und einem Raugeist und basiert auf folgender Legende: Ein Bauer, der genug von seinem ärmlichen Bauerndasein hatte, wollte seinen Grenzstein versetzen, um sein Grundstück zu vergrößern. In der Nacht, in der er dies vorhatte, war Walpurgisnacht und viele Hexen waren auf der Rau unterwegs. Zunächst hatte der Bauer Angst und versteckte sich vor den Hexen. Doch dann fasste er all seinen Mut zusammen, kam hinter dem Baum hervor und machte den Hexen eine klare Ansage. Nun wurde er zum Raugeist, der die Raugeisthexen anführt.
Einmal im Jahr macht der Verein eine "Orne-Wanderung", sie wandern in der Fasnachtszeit von einem Hof zum nächsten und besuchen die Einwohner:innen von Langenordnach. Außerdem wandern sie am 1. Mai auf die Rau und die Anwärter:innen müssen dort die vermoosten Grenzsteine finden und sauber machen. Anschließend findet ein Picknick an ihrem Denkmal auf der Rau statt.
Die Pelznikel und der Teufel
Die Narrenzünfte im Hochschwarzwald vertreiben mit leidenschaftlichem Engagement und festlichen Umzügen die Wintergeister. So z.B. die Pelznikel aus Dittishausen bei Löffingen. Es gibt 12 von ihnen und einen Teufel sowie einen Bauern. Die Figuren stammen aus der folgenden Sage "Teufelsritze" aus dem Jahre 1859:
"An einem Winterabend vermummten sich in Dittishausen zwölf Bursche als Pelznikel und gingen umher in die Häuser. Als sie auf die Wohnung eines gottseligen Mannes zukamen, bemerkte derselbe, daß es dreizehn seyen; in seiner Stube waren es dann nur zwölf und nachher auf der Straße abermals dreizehn. Dieses kam ihm so verdächtig vor, daß er sie an's Haus zurück rief und alle mit Weihwasser besprengte. Da fuhr der dreizehnte mit fürchterlichem Gebrülle davon in die Lüfte. Hierbei kratzte er in den Giebel des Nachbarhauses mehrere zollbreite, bogenförmige Ritze, welche durch den Verputz bis in den Stein gehen und nicht mehr vertilgt werden können."
Seit 2007 unterstützen die Pelznikel die Geißenzunft (Narrenzunft von Dittishausen) bei der Organisation der örtlichen Fasnacht.
Schluchseeglunki - für jeden Spaß zu haben
Glunki ist ein Ausdruck für eine Person, die nicht gleich alles anpackt, was sie sich vorgenommen hat und die das Leben auch in schwierigen Situationen leicht nimmt. So kann jeder, der einmal nachlässig war, ein Glunki sein.
Der Schluchseeglunki ist ein lustiger, immer zu neuen Streichen aufgelegter Geselle. Seine Häsfarben sind rot, blau und weiß. Blau steht für die Verbundenheit zum blauen Schluchsee und symbolisiert den Fischreichtum des Sees. Weiß symbolisiert die reine Luft des heilklimatischen Kurorts sowie den Schnee im Winter. Der Schluchseeglunki findet eher, dass rot für die Liebe steht, blau für die Treue und weiß für die Unschuld. Diese Tugenden will er auch über die Fasnachtstage hoch halten.
Die Maske des Glunki ist aus Holz geschnitzt und hat einen gutmütigen, etwas leichtsinnigen Gesichtsausdruck mit einem verschmitzten Lächeln. Damit der Glunki nicht einsam ist, wurde 1975 das Glunkiwieble aus der Taufe gehoben.
Fasnachts-Gaudi mit Gaudi-Hans
Der Gaudihans war ein verwegener Geselle, der 1689 im Hotzenwald geboren wurde und später zu einem der aufständischen Führer für Freiheit und Recht wurde, die vor allem gegen das Kloster St. Blasien kämpften. Er hieß eigentlich Hans Wasmer, aber bekam wegen seiner spektakulären Auftritte schon früh den Namen "Gaudihans" (Gaudi = Spaß, Vergnügen). Selbstherrlich ernannte er sich zum Richter und hielt überall seine Gerichtsverhandlungen ab, so wie es der Gaudihans heute noch am Fasnachtsfreitag mit dem Gaudigericht tut. Der Gaudihans hatte auch eine Frau, sie hieß Marie. Ihr sagte man ein lästerliches Mundwerk nach. Sie zog von Dorf zu Dorf und sang Spottlieder auf den Abt (Oberhaupt eines Klosters) von St. Blasien und schimpfte lauthals. So bekam auch die Fasnachtsfigur Gaudihans im Jahr 1959 eine Marie an seine Seite. Jetzt schimpfen und richten sie gemeinsam. So kann man es alljährlich zur Fasnacht hören.
Die Schatzgräber aus Todtnau
Zu den ältesten Figuren der Todtnauer Narrenzunft gehören die Schatzgräber, die als Zeitzeugen bis heute an die Vergangenheit der Todtnauer:innen erinnern. Denn es waren die Bergmänner, die das Tal zwischen Hasenhorn und Stübenwasen zuerst besiedelten. Sie gruben in den Silberstollen östlich des Hasenhorns nach edlem Metall und förderten Silbererz zu Tage. So wurde Todtnau groß und auch die umliegende Region profitierte stark davon. Ohne das Todtnauer Silber hätte z.B. das Freiburger Münster nicht gebaut werden können. Hiervon zeugt bis heute das Annafenster im Münster, das von den Bergbauunternehmern der Annagrube in Todtnau gestiftet wurde.