Wir schlurfen weiter bergan, können uns kaum satt sehen an der Winterwelt um uns herum.

Schneeschuhtour am Blocksberg des Schwarzwalds

Zum Kuckuck mit dem Kaka-Fels
28.03.2022

von Patrick Kunkel

Der Hochschwarzwald ist doch immer wieder für Überraschungen gut: Ein „K-Fels“ - mitten im Wald! Jedenfalls weist ein verwittertes Holzschild, genagelt an einen Baumstamm im Bergwald, darauf hin. „Was zum Teufel ist ein K-Fels?“, fragt Andreas. „Kuckuck-Fels? Kaka-Fels?“

Wir schlurfen weiter bergan. Auf Schneeschuhen, denn der schmale, steile Bergpfad vor uns ist tief verschneit, zackige Felsspitzen ragen aus dem Schnee heraus. An manchen Stellen ist der Weg vereist, an anderen Stellen liegt tiefer Schnee. Mit Wanderschuhen wäre das eine ganz schöne Rutschpartie, die Schneeschuhe dagegen krallen sich zuverlässig im Untergrund fest. Die Abendsonne blitzt durch die lichten Baumreihen, sämtliche Laubbäume im Bergmischwald haben zu dieser Jahreszeit ihre Blätter abgeworfen. Da! Noch ein Holzschild! K-Fels…

Die Abendsonne blitzt durch die lichten Baumreihen.
Die Abendsonne blitzt durch die lichten Baumreihen. © Patrick Kunkel

"Kommunisten-Fels?", rätselt Andreas, "so wie K-Gruppen?" Treffen die sich hier?

Nichts ist hier oben auszuschließen! Wir sind schließlich am Kandel und der war ja einst, so raunte man in den Dörfern rundum, ein Treffpunkt von Hexen, selbst der Teufel höchstpersönlich soll hier zugange gewesen sein. Der Kandel galt sogar als der „Blocksberg des Schwarzwaldes“… Moment mal! Kandel? K-Fels? Kandelfels! Alles klar.

Die Aussicht ist einfach überwältigend
Die Aussicht ist einfach überwältigend © Patrick Kunkel

Die Aussicht vom K-Fels ist überwältigend. Tief unter uns verlieren sich die viel niedrigeren Vorberge des Schwarzwalds im Dunst. Man kann Häuser sehen, ganz klein und ganz weit weg: Die Dächer von Waldkirch. Seit wir vor einer Dreiviertelstunde oben am Gipfel losgestapft waren, sind wir unterwegs keiner Menschenseele begegnet, mal abgesehen  einer Handvoll Wanderer auf dem Gipfelplateau.

Mit Steighilfe und Eisenkralle

Wie leer gefegt hatte da oben die freie, tief verschneite Fläche rund um die Gipfelpyramide dagelegen. Bloß zerstampfter Schnee und eine ganze Batterie von Schneemännern zeugten vom allsonntäglichen Gewimmel gestern auf dem Kandelgipfel. An solchen Tagen platzt der Parkplatz neben dem Berghotel aus allen Nähten, die beiden Schlepplifte ziehen unermüdlich rotbackige Skifahrer und Snowboarder den Hang hinauf und Schlittenfahrer bevölkern die Piste am Berghotel. Aber heute ist Montag und da findet man am Kandel: Ruhe. Ruhe. Und nochmal Ruhe. Und obskure Schilder.

Eine ganze Batterie von Schneemännern wartet auf der Spitze
Eine ganze Batterie von Schneemännern wartet auf der Spitze © Patrick Kunkel

Direkt unterhalb des Gipfels zweigt das Turnerwegle, ein im Sommer felsiger Wurzelpfad, in den dichten, nun tief verschneiten Wald ab. Überhängende Felsen ragen in den Weg und einige Steinstufen sind gar nicht ohne. Doch mit den Schneeschuhen können wir hier am Steilhang sicher laufen, die Stöcke geben zusätzlich Halt und dank der großen Schneeteller sinken sie auch nicht bei jedem Stockstoß ein. Bei besonders steilen Passagen erleichtert die Steighilfe und die Eisenkrallen den Gang bergauf – sehr praktisch. Wir kreuzen die alte Skipiste am Kandelnordhang, wie geschaffen für einen Teufelsritt: nur die mutigsten Skifahrer stürzen sich hier herab, einen Lift sucht man vergebens. Zum Glück!

Teufelskerle auf dem Damenpfad

Wir erreichen die Thomashütte, eine einfache Schutzhütte mitten im Wald. Von dort hat man einen weiten Blick übers Glottertal, das grüne Glottertal. Denn unten liegt kein Schnee mehr und auch hier oben, zweihundert Meter unterm Gipfel, ragen immer öfter Gras, Wurzeln und bloßer Fels durch die Schneedecke – höchste Zeit, wieder aufzusteigen!

Bergan nehmen wir den Damenpfad. Noch so ein interessanter Name, der uns Rätsel aufgibt. Dürfen hier nur Damen laufen? Ist der Weg von Damen gebaut worden? Egal. Schnee rieselt von Tannenzweigen und glitzert in den letzten Sonnenstrahlen – und wir können uns kaum satt sehen, an der abwechslungsreichen Winterwelt um uns herum. Und dann der K-Felsen: Von Westen brandet ein Wolkenmeer heran, tief unten im Tal. Schon bald sehen wir keine Häuser mehr, sondern nur noch eine weiße Nebelfläche, die in der Abendsonne strahlt.

Auf dem Kandel an einem Montag: Ruhe. Ruhe. Ruhe.
Auf dem Kandel an einem Montag: Ruhe. Ruhe. Ruhe. © Patrick Kunkel

Der Fels ist beeindruckend, auch heute noch, obwohl ein ziemlich großer Brocken in der Walpurgisnacht im Jahr 1981 talwärts stürzte. Ausgerechnet in der Walpurgnisnacht! Und wie hieß der gewaltige Gipfelüberhang? Teufelskanzel. Welch ein Name! Zum Kuckuck mit dem Kaka-Fels.

Mehr Informationen

  • Der Kandel ist mit 1241 Metern der höchste Berg im mittleren Schwarzwald. Er gilt als der Hausberg von Waldkirch.
 Erreichbarkeit: Mit dem Kandelbus (SBG-Buslinie 7205) von Denzlingen über das Glottertal und St. Peter zum Kandel. Vier mal täglich. Internet: www.suedbadenbus.de ; www.bahn.de ; www.efa-bw.de
  • Schneeschuhtouren:
 Rundtour ab Berghotel. Turnerwegle, Hessfelsen, Präsident-Thoma-Weg, Thomashütte, Damenpfad, Kandelfelsen, Gipfelpyramide. Strecke: ca. 4,5 km, Aufstieg: ca. 220 Höhenmeter
    Einwegtouren: Aufstieg ab Sägendobel (Bushaltestelle Sägendobel) über den Kandelhöhenweg (ca 6 km, 500 Hm); oder ab Glottertal-Mitte via Eichberg, Luser, Thomashütte (erst gelbe Raute, dann blaue Raute; ca. 11 km und 900 Hm)
  • Wanderwege online: www.schwarzwaldverein.de