Der größte See im Schwarzwald ist wegen seines Fischreichtums sehr beliebt.

Frühaufsteher-Angeln am Schluchsee

Der See, das Boot, der Fisch
12.08.2013

von Birgit-Cathrin Duval

Der Wecker klingelt, ich bin mit einem Schlag wach. Es ist drei Uhr morgens. Ich muss verrückt sein, wieso tue ich mir das überhaupt an?

Schlaftrunken nippe ich am Kaffee und wünsche mir nichts sehnlicher, als wieder ins Bett zu gehen. Zu spät. Wochenlang habe ich meinen Mann bekniet. Einmal will ich dabei sein, wenn er zum Angeln an den Schluchsee fährt. Jetzt kann ich keinen Rückzieher mehr machen.

Ruhiger See und Haribo Würmchen

Angeln heißt, früh aufstehen. Wenn die Sonne aufgeht, will Axel bereits weit draußen auf dem See sein.Eineinhalb Stunden dauert unsere Fahrt zum größten See des Schwarzwaldes. Noch vor Sonnaufgang schieben wir das Ruderboot ins Wasser und legen ab. Über dem See wabert Nebel. Der See ist vollkommen ruhig, das Wasser so glatt wie ein Spiegel. Nur die Ruder sind zu hören, wenn sie sanft ins Wasser tauchen.

Der See ist vollkommen ruhig, das Wasser so glatt wie ein Spiegel.
Der See ist vollkommen ruhig, das Wasser so glatt wie ein Spiegel. © Birgit-Cathrin Duval

Eine halbe Stunde später ist der erste Angelplatz erreicht. Axel macht sich an seiner Ausrüstung zu schaffen. Wobbler, Spinner, Blinker und Kunstköder. Für mich sieht es aus wie eine Plastikbox voller bunter Gummitierchen. Sie erinnern mich an Haribo-Würmer.

Axel wirft die Spinnrute aus. Der Köder fliegt weit durch die Luft, die Schnur surrt. Mit einem Plopp fällt er ins Wasser. Der Schluchsee zählt zu Axels Lieblingsrevieren. Damit ist er nicht allein. Der größte See im Schwarzwald ist wegen seines Fischreichtums sehr beliebt. Die Zeitschrift „Fisch und Fang“ zählt den Schluchsee zusammen mit dem Titisee zu den besten Seen in Baden-Württemberg. Hecht, Zander, Felchen, Karpfen, Schleie, Seeforelle, Regenbogenforelle, Bachforelle, Saibling, Barsch und Weißfische tummeln sich im See.

Wobbler, Spinner, Blinker und Kunstköder. Für mich sieht es aus wie eine Plastikbox voller bunter Gummitierchen.
Wobbler, Spinner, Blinker und Kunstköder. Für mich sieht es aus wie eine Plastikbox voller bunter Gummitierchen. © Birgit-Cathrin Duval

Angler sind geduldig. Sie sitzen stundenlang im Boot und starren auf das Wasser. Mir ist nach einer Stunde im Boot langweilig. Ich habe nichts zu tun, verbringe die Zeit mit Lesen oder Dösen. Das Schaukeln auf dem Wasser macht schläfrig. Die Fische haben auch keine Lust. Keiner beißt. Wir rudern weiter zum nächsten Platz. Der bringt uns mehr Glück.

Ein Barsch! Das Abendessen ist gesichert

An der Angel gibt es einen Schlag. „Ja, ich hab einen“, ruft Axel. Die Angel zuckt und biegt sich durch. Axel stellt die Schnurbremse ein, damit vermeidet er ein Abreisen der Schnur. Der Kampf beginnt. Langsam holt er den Fisch ein, gibt ihm wieder etwas Schnur, holt ihn wieder ein. Das erfordert Geduld und Fingerspitzengefühl. Wer dabei zu hastig ist, verliert den Fisch. Plötzlich springt er aus dem Wasser.

Plötzlich springt er aus dem Wasser. Es ist ein Barsch.
Plötzlich springt er aus dem Wasser. Es ist ein Barsch. © Birgit-Cathrin Duval

Es ist ein Barsch. Ein ordentlicher Brocken. Doch noch ist er im Wasser und kämpft tapfer weiter. Eine Weile später ist der Barsch müde. Axel kann ihn mit dem Kescher an Bord hieven und legt ihn in den Wassertank. Das Abendessen ist gesichert. 

Von der Kaiserbucht rudern wir zurück Richtung Amalienbucht. Am Himmel braut sich etwas zusammen. Dunkle Wolken ziehen auf, alles geht recht schnell. Plötzlich kommt Wellengang auf. Axel muss sich ganz schön ins Ruder legen. Dann zucken erste Blitze über den Himmel. Das sieht gar nicht gut aus.

Am Himmel braut sich etwas zusammen. Dunkle Wolken ziehen auf, alles geht recht schnell.
Am Himmel braut sich etwas zusammen. Dunkle Wolken ziehen auf, alles geht recht schnell. © Birgit-Cathrin Duval

Auf dem Wasser sind wir den Elementen schutzlos ausgeliefert. Endlich erreichen wir die Bucht. Ein Donnerschlag hallt über die Bucht und setzt dem gemütlichen Treiben der Wassersportler am Ufer ein Ende. Eilig packen die Strandurlauber ihre Sachen zusammen. Das Unwetter zieht nicht nur von der Kaiserbucht her, es steht mitten über dem Ort. Eilig legen wir an, machen das Boot fest und rennen mit unserem Fang zum Auto.

Zu Hause serviert Axel den gebratenen Barsch. Er schmeckt wunderbar. Einen Fisch, den man selbst gefangen hat, isst man mit Dankbarkeit, Genuss und mit Ehrfurcht.

Gut zu wissen

Wer angeln möchte, muss einen gültigen deutschen Fischereischein besitzen. Zusätzlich wird sich die Angelkarte für den Schluchsee benötigt. Entweder als Tageskarte oder Wochen,- Monats- oder Jahreskarte. Wer ohne gültigen Fischereischein und Angelkarte angetroffen wird, muss mit hohen Strafen rechnen.

Auf dem Schluchsee dürfen keine Boote mit Motoren für die Fischerei verwendet werden. Der Angler darf nicht mehr als zwei Angelrouten mit mehr als drei Haken verwenden. Der Einsatz von lebendem Köderfisch ist verboten.