Diese zwölf Tage sollten der Neubesinnung dienen, Zeit geben, sich auf sein Inneres auszurichten und sich von schlechten Angewohnheiten zu trennen.

Warum in den Rauhnächten nicht gefegt werden darf

Mythen, Geister und Orakel
20.12.2024

von Birgit-Cathrin Duval

Frühere Generationen im Schwarzwald verehrten die Zeit der zwölf Rauhnächte, die von Heilig Abend bis zum Dreikönigstag dauern. Es ist eine Zeit der Geister, Orakel und des Aberglauben.

In den Rauhnächten wurde das Wetter vorherbestimmt

Es waren Nächte voller Mythen, in denen sogar das Wetter für das kommende Jahr vorherbestimmt wurde. So soll Reif in der Zeit der Rauhnächte ein fruchtbares Jahr mit viel Obst bringen, ebenso verheißen Eisblumen am Fenster viel Schnee an den Bäumen. Und wehe dem, der seine Türen und Fenster nicht gut verschlossen hatte! Denn der Wode brauste als Kriegsgott und Anführer eines Geisterheeres von seelenlosen Toten durch die Lüfte und suchte sich Ritzen, durch die er in die Häuser dringen konnte. Vorsicht war geboten bei fremden Wanderern und Tieren, denn dahinter verbargen sich wilde Hexen. Auch Zwerge und Gnome trieben mit Vorliebe ihr Unwesen.

Früher glaubte man, sich vor bösen Zauber schützen zu können indem man Haus und Stall räucherte. Wer Glück hatte, konnte während dieser Tage sogar einen Schatz finden.

Der Wode brauste als Kriegsgott und Anführer eines Geisterheeres von seelenlosen Toten durch die Lüfte und suchte sich Ritzen, durch die er in die Häuser dringen konnte.
Der Wode brauste als Kriegsgott und Anführer eines Geisterheeres von seelenlosen Toten durch die Lüfte und suchte sich Ritzen, durch die er in die Häuser dringen konnte. © Birgit-Cathrin Duval

Der Kampf von Gut und Böse

Die Zeiten zwischen den Jahren, zur Sonnenwende und der Wechsel der Jahreszeiten hat seit jeher die Menschen beschäftigt. Bereits die Kelten feierten die Wintersonnenwende als Geburt der Sonne. Die Zeit der Rauhnächte ist verbunden mit dem Kampf zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse, Tod und Leben. Viele der Riten sind hierzulande längst in Vergessenheit geraten. Nur noch heute gebräuchliche Sprichwörter erinnern an diese Zeit. 

Die Zeit der Rauhnächte ist verbunden mit dem Kampf zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse, Tod und Leben.
Die Zeit der Rauhnächte ist verbunden mit dem Kampf zwischen Licht und Finsternis, Gut und Böse, Tod und Leben. © Birgit-Cathrin Duval

Am Tag der Wintersonnwende darf nicht gefegt werden

Während der zwölf Rauhnächte war es besonders wichtig, alles in der Wohnung und den Körper sauber zu halten. Weil am Tag der Wintersonnwende keine Wäsche gewaschen oder aufgehängt werden durfte, man nicht verreisen sollte, nicht backen, nicht schwer arbeiten und keinesfalls fegen durfte, mussten all diese Tätigkeiten in den Tagen zuvor erledigt werden. An diesem Tag galt es, die Wohnung gründlich zu reinigen und sich neue Kleidung zuzulegen. Die Schutzpatronin dieser Tage – Frau Holle – wirkte in jenen Tagen als Richterin über Gut und Böse und als Hüterin über die Gaben und Talente der Menschen. 

Bürsten im Bürstenmuseum Todtnau

Am Tag der Wintersonnwende bleibt der Besen liegen. An dem Tag darf nicht gefegt werden, keine Wäsche gewaschen oder gearbeitet werden. © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Rauhnächte - eine Zeit des Wechsels und Neuanfangs

Die zwölf Tage der Rauhnächte sollten der Neubesinnung dienen, Zeit geben, sich auf sein Inneres auszurichten und sich von schlechten Angewohnheiten zu trennen. Sie spiegeln die Zeit des Wechsels und Neuanfangs. Am 21. Dezember, dem Thomastag, ist die längste Nacht des Jahres. Weil die Wintersonnenwende in vorchristlicher Zeit als Wiedergeburt der Sonne gefeiert wurde, hat man in Anlehnung an diese uralten Traditionen das christliche Weihnachtsfest bewusst auf diese Tage gelegt: Das Licht das mit Jesus Christus in die Welt gekommen ist.

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