Hinterzarten: Die höchstgelegene vertikale Sonnenuhr
Ein einsamer Schwarzwaldhof, ein Wanderweg und eine Uhr, wie man auf 1067 Metern über dem Meeresspiegel keine zweite findet. Auf Hinterzartener Gemarkung steht der Häuslebauernhof. Dort weiß man: Bei Sonnenschein spielt sich immer wieder die gleiche Choreografie ab.
Beim Wandern kann man die Zeit vergessen – bis man zum Häuslebauernhof kommt. Der liegt bescheiden an einem Südhang am Emil-Thoma-Weg und bietet eine wunderschöne Sicht auf den Feldberg. Der Ausblick allein auf diesem Teilstück des berühmten Westweges ist es aber nicht, der einen hier aus dem Tritt bringt. Am Hof angekommen, spielt sich eine Szene wie nach einer geheimen, immer wiederkehrenden Choreographie ab: Blick auf eine Holztafel, aufs Handgelenk, in den Himmel und dann in die Runde: Zeit für einen ausgiebigen Uhrenvergleich mit der höchstgelegenen vertikalen Sonnenuhr Deutschlands.
Ein erstaunlich zuverlässiger Zeitmesser
Die schönste ist sie nicht, zumal sie als „Verkleidung“ vor ein graugrünes Trafohäuschen gesetzt wurde. Schauen Sie sich im Vergleich ruhig die von St. Blasien am östlichen Amtsgebäude beim Kurgarten an. Aber sie ist nach wissenschaftlichen Standards erbaut und tut auf 1067 Metern über dem Meeresspiegel das, was sie soll: Sie zeigt Wanderern an, wie spät es ist. Damit das funktioniert, muss eine Sonnenuhr genau berechnet sein. Diesen Part übernahm Peter Kunath, ein Mathematiker aus Köln, der den Häuslebauernhof und seinen Besitzer, Zimmereimeister Schwörer, kennt. Mit einem Computer wurde eine Schablone für die Fräsungen auf der Uhr erstellt, die nicht nur Sommer- und Winterzeit unterscheidet, sondern auch noch anzeigt, in welchem Tierkreiszeichen man sich gerade befindet. Eine Metallstange mit einer Verdickung wirft – natürlich muss dafür die Sonne scheinen – einen Schatten auf einen Punkt auf der vertikal stehenden Sonnenuhr.
Nicht ganz genau aber zuverlässig
Große Aufregung verspürt Schwörer nicht um seinen Rekord. Trotzdem – auch wenn man sie nicht aufziehen muss, schaut er doch immer mal wieder, ob alles noch seine Richtigkeit hat. Mit je nach Jahreszeit plus oder minus 15 Minuten ist der kleine Schatten auf jeden Fall ein erstaunlich zuverlässiger Zeitmesser. Zweimal im Jahr stimmt die Uhr sogar ganz genau. Wann, das können Sie ja mal vergleichen.
Übrigens: Der Name des Häuslebauernhof hat nichts mit der Zimmerei zu tun, wie man denken könnte. Erbaut wurde das „Häusle“ 1712 als Nebenstandort eines anderen Bauernhofs. So wurde er zum Häusle-Bauernhof. Dieser kann nur von außen betrachtet werden. Bewirtung gibt es dort keine. Wanderer sollten sich darum ein Vesper mitbringen.