Vom Heizkörper zum Plauschfeuer
Jeder traditionelle Hof im Hochschwarzwald hat ihn, ursprünglich um damit zu heizen und zu backen. Aber er ist und bleibt auch ein gemütlicher Treffpunkt: der Kachelofen. Es gibt allerdings nur noch wenige, die das alte Handwerk des Kachelofenbauers beherrschen. Das Familienunternehmen Welte in Eisenbach gehört dazu. Und es hat den klassischen Kachelofen zu einem modernen und nachhaltigen Heizsystem weiterentwickelt.
An kalten Abenden, nicht nur im Winter, ist es für Martin Welte „ein wichtiges Ritual, meinen Ofen anzufeuern“. Dieser ist turmförmig, mit weißen Kacheln ummantelt und hat ein Sichtfenster. Optisch hebt er sich damit zwar ab von den meist grünen Kachelöfen, die noch in vielen Schwarzwaldstuben zu finden sind. Dennoch setzt Welte mit ihm eine Familientradition fort, denn sein Ofen steht in jenem Haus, in dem schon seine Eltern gelebt haben. Auch den von seinem Vater Josef Welte 1957 gegründeten Ofenbau- und Heizungsbetrieb an der gleichen Adresse hat er übernommen. Das war für ihn von klein auf klar, „schließlich bin ich hier aufgewachsen und war schon als Zehnjähriger mit auf den Baustellen“, erinnert sich der heute 60-Jährige.
Sein Vater sei einst noch mit einem Notizblock zu Kunden gegangen, habe darauf Pläne für Kachelöfen skizziert oder sie mit einem Zimmermannsbleistift auch mal direkt auf die Wand gezeichnet, erzählt Martin Welte. Nachdem er in der Ausbildung beim Vater gelernt hatte, wie Brennräume und Öfen aus Schamottstein gemauert werden, machte er eine Heizungsbaulehre in Freiburg und sammelte ein halbes Jahr in der Schweiz Berufspraxis. Als er dann in den elterlichen Betrieb einstieg und ihn 1989 schließlich übernahm, führte er ein paar Änderungen ein: Er zeichnete dreidimensional – die Optik noch frei Hand, die Technik entstand am Reißbrett – und kalkulierte mit EDV. Der Vater habe sich als 67-Jähriger „von einem Tag auf den anderen zurückgezogen – und er hat mir dann auch nicht mehr reingeschwätzt“.
Im Schwarzwald gab es noch Personal und Knowhow
Zu dieser Zeit hatte sich das Geschäft längst wiederbelebt, das zwischenzeitlich schwierig geworden war. In den Jahrzehnten bis zu den Heizölkrisen in den 70er-Jahren waren Kachelöfen aus der Mode gekommen und wurden fast nur noch im ländlichen Raum gebaut. „Als es dann ab den 80er-Jahren wieder boomte, gab es auch nur noch hier im Schwarzwald fähige Ofensetzer“, berichtet Welte, „wir hatten noch Personal und Knowhow.“ Der Ofen sei allerdings von einem Heizgerät „zu einem Dekoelement mutiert“ oder zu einem „Plauschfeuer“, wie es in der Schweiz gerne genannt werde, eine Mischung aus Kamin und Kachelofen. Seit den 2000er-Jahren wünschen sich viele Kunden deshalb auch ein Sichtfenster, um das Feuer noch besser genießen zu können.
Weil die Gestaltung immer wichtiger wurde, hat Martin Welte auch noch ein Fernstudium in Innenarchitektur absolviert. „Kein Ofen ist wie der andere, jeder ist individuell gestaltet und auch technisch anders ausgelegt, muss je nach Form und Größe für sich berechnet werden“, erklärt er. Einige Modelle sind im Showroom des Geschäfts in Eisenbach ausgestellt, der Ende der 90er-Jahre aufgebaut wurde.
Welte entwickelte System für Heizen mit Kachelofen
Die Geschäftsführung für den Bereich Ofenbau hat Welte zu dieser Zeit an Thomas Beha übergeben, der noch von Josef Welte ausgebildet wurde und quasi zur erweiterten Familie gehört. Welte wollte sich auf das von ihm entwickelte Heiko-System konzentrieren, das als geschützter Markenname für Heizen mit Kachelofen steht. Nicht nur die gute Stube, sondern das gesamte Haus wird mit dem Ofen beheizt, hinzu kommt eine Solaranlage auf dem Dach für den Sommer. „Das funktioniert gut in kleinen, kompakten Häusern und ist ökologisch sinnvoll“, sagt Welte. „Leider sind fossile Energieträger zu billig, weshalb solche Systeme für viele Kunden finanziell nicht attraktiv genug sind.“
Die Abkehr von fossilen Brennstoffen und das Thema Nachhaltigkeit sind Martin Welte, der sich ehrenamtlich als Naturschutzwart des Schwarzwaldvereins engagiert, auch privat ein großes Anliegen. Bei ökologischen Ausgleichsmaßnahmen packt er oft selbst mit an. Dafür hat er wieder mehr Zeit, nachdem sein Sohn Leonard Steiert mittlerweile in die Firma eingestiegen ist und den Bereich Heizungsbau übernommen hat.
Erst Skispringer und Polizist, dann Heizungsbauer
Von Vornherein klar wie bei seinem Vater war das bei dem 30-Jährigen allerdings nicht. Schon als Fünfjähriger hat Steiert die Leidenschaft fürs Skispringen entdeckt, ging später auf eine Sportschule und begann als Leistungssportler eine Polizeilaufbahn. Sein Großvater Josef hatte sich immer gewünscht, dass auch er die Familientradition fortsetzt. „Das konnte ich ihm an seinem Sterbebett noch sagen, dass ich mich tatsächlich dafür entschieden habe“, erzählt Steiert. So wählte er nicht die Beamtenlaufbahn bei der Polizei, sondern das traditionelle Handwerk – „und ich habe es bis jetzt nicht bereut“.
Obwohl Heizungs- und Ofenbauer „normalerweise ganz unterschiedlich ticken“, wie Welte weiß, weil die einen mit Metall und die anderen mit Stein arbeiten, funktioniere die ungewöhnliche Firmenkonstruktion gut. „Mein Sohn kann das gut koordinieren, dass beide Gewerke zusammenlaufen.“ Steiert hat eine Ausbildung als Anlagenmechaniker Heizung, Sanitär und Lüftung absolviert, zudem kennt er sich auch mit Pelletheizungen, Wärmepumpen, Steuerungstechnik und Elektronik bestens aus. „Da bin ich nicht mehr up-to-date“, bekennt sein Vater, der sich nun selbst allmählich aus dem Geschäft zurückziehen will – das er bei seinem Sohn in besten Händen weiß.
Kontakt
Welte Öfen GmbH
Höchst 15+16
79871 Eisenbach