Ein wegweisender Job
Was haben Sie auf einer Wanderung durch den Hochschwarzwald so alles im Rucksack? Vesper, Tee, Jacke? Nicht so Rita Buttenmüller. Sie trägt bei ihren Touren schnell mal 15 Kilo mit sich herum, denn in ihrem Rucksack befinden sich: Lappen, Bürste, Astschere, Säge und Akkuschrauber. Die 35-Jährige ist Wegwartin beim Schwarzwaldverein. Wir haben sie auf einer Tour begleitet.
Energisch rüttelt Rita Buttenmüller an einer Metallstange unweit von Saig bei Lenzkirch – diese steht fest, so weit so gut. Dann wirft sie einen prüfenden Blick auf das Schild oben an der Stange: Ist es sauber und gut lesbar oder muss sie Lappen und Bürste bemühen? Muss sie nicht: Sowohl die einzelnen Orte als auch die dazu gehörenden Kilometerangaben sind gut zu erkennen. Der Wegweiser – einer von 15.000 im Schwarzwald – ist geprüft und für gut befunden, also geht es weiter in Richtung Saiger Höhe. Mit dabei sind Marina Fuss, im Schwarzwaldverein Vorsitzende des Bezirks Hochschwarzwald, und ihr Hund Fred, eine 14 Jahre alte Promenadenmischung, der aufgeregt mit dem Schwanz wedelt und dann schon mal losspurtet.
Wir dagegen haben heute ein Auge auf die gelben Rauten an den Bäumen, die Markierungszeichen für einen lokalen Wanderweg. Blaue Rauten stehen für regionale Wanderwege und rote für den Westweg. „Das ist seit dem Jahr 2000 einheitlich“, erklärt mir Marina Fuss das sogenannte Wegesystem 2000. „Heute können Sie damit von Pforzheim bis Basel laufen – für Wanderer ein großes Plus.“
Ehrenamtliche Pflege
Über 24.000 Kilometer umfasst dieses Wegenetz, gepflegt wird es von rund 300 ehrenamtlich engagierten Wegwarten, Rita Buttenmüller ist eine von ihnen. Für wie viele dieser Schilder ist sie zuständig? „Oh je“, seufzt die junge Frau mit den dunklen kurzen Haaren lachend, „schwer zu sagen. 84 Wegweiser sind es auf jeden Fall, plus vielleicht noch vier Mal so viele Rauten.“ Wichtig sei, dass nach einer Abzweigung spätestens nach 50 Metern wieder eine Raute zu sehen ist. „Wir nennen das Beruhigungsmarkierung“, erklärt mir die Wegwartin, „denn sie signalisiert dem Wanderer: Du bist auf dem richtigen Weg.“ Ansonsten seien alle 200 bis 300 Meter Rauten zu finden – die allesamt gehegt, geputzt und kontrolliert werden wollen.
Das macht Rita Buttenmüller meist am frühen Abend, nach der Arbeit: Dann radelt sie los, auf den Wanderwegen rund um Lenzkirch, bis hinein in die Wutachschlucht zur Mündung des Rötenbachs – der ideale Ausgleich zur Bürotätigkeit, findet sie: „Draußen in der Natur zu sein, tut mir gut.“ Anfangs habe sie manchmal nur ausgeholfen, aber dann habe sie gemerkt, wie viel Spaß es ihr macht, Wanderern bei der Orientierung zu helfen. „Und da habe ich mein Herz ganz weit geöffnet für die Arbeit des Schwarzwaldvereins.“
Allerdings ist sie mit ihren 35 Jahren im Schwarzwaldverein eher die Ausnahme, Nachwuchs zu finden sei nicht immer leicht, erzählt Marina Fuss. „Ideal ist es, wenn jemand gerade in Rente geht, agil ist und gerne in der Natur unterwegs.“ Doch nicht immer findet sich jemand – sie selbst etwa kümmert sich nach dem Ausscheiden zweiter Wegwarte aus Altergründen neben ihrer Arbeit im Bezirksvorsitz auch noch um die Wanderwege in Hinterzarten und Breitnau.
Vorsicht bei der Wegeplanung
Wichtig dabei sei der Kontakt zu den Waldbesitzern, denn aus deren Sicht stellen die Nägel, mit denen die Schilder bislang an den Bäumen befestigt waren, ein erhebliches Problem dar. „Für die Bauern sind die Bäume Nutzholz, sie leben von ihrem Verkauf und für einen beschädigten Baum bekommen sie weniger Geld.“ Deswegen sind die Wegwarte dazu übergegangen, zunächst eine Holzplatte mit einem Holzdübel am Baum zu befestigen und darauf dann die Raute zu nageln. Auch beim Konzipieren neuer Wanderwege ist Fingerspitzengefühl gefragt: Der Moränenweg etwa, der 2015 im Urseetal bei Lenzkirch eröffnet wurde, führt durch ein Naturschutzgebiet, daher sei der Weg bis zu seiner Genehmigung ein langer gewesen, erinnert sich Marina Fuss. „Das geht durch viele Instanzen und muss naturschutzrechtlich genau abgeklärt werden.“ Naturschutz und die Interessen der Wanderer unter einen Hut zu bringen, sei nicht immer einfach, ist in diesem Fall aber gut gelungen: Ein Schild weist die Wanderer darauf hin, dass sie den Weg nicht verlassen dürfen, dafür bietet sich ihnen ein traumhafter Blick auf die Moorlandschaft und den in der Eiszeit entstandenen See – ein Grund mehr, den wunderschönen Schwarzwald auf Schusters Rappen zu erkunden.
Gut zu wissen
Tourenvorschläge für Wanderungen im Hochschwarzwald finden Sie in unserem Tourenfinder. In der Hochschwarzwald Touren App lassen sich individuelle Touren zusammenstellen.