Wasser marsch bei der Feuerwehr in St. Peter
Ein Großbrand auf einem Schwarzwaldhof: Die Freiwillige Feuerwehr St. Peter ist auf solche Einsätze vorbereitet – auch dank der zahlreichen Löschteiche in der Region. Unsere Autorin war bei einer Übung dabei.
Dicker, grauer Qualm dringt aus dem Dach, als die drei Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehr den Hof der Familie Spiegelhalter erreichen. Während einer Scheunenparty sei ein Feuer ausgebrochen, klärt ein junger Mann die Feuerwehrleute auf: „Ich weiß nicht, wie viele noch drin sind.“ Flugs haben zwei der Ehrenamtlichen ihre Atemschutzmasken aufgesetzt – sie werden das brennende Gebäude nach den Vermissten absuchen. Doch die Rauchwolken hinter der Scheunentür sind so undurchdringlich, dass man die Hand vor Augen nicht sieht. Die Einsatzkräfte müssen sich fast blind vortasten, um Menschenleben zu retten...
Durch echten Rauch, aber ohne Flammen
Ein extremes Szenario, für das die Freiwillige Feuerwehr St. Peter an diesem Sommerabend auf dem idyllischen Oberdreierhof mit 20 Feuerwehrleuten probt. Angezündet wird für die Übung allerdings nichts. Eine Nebelmaschine in der Scheune sorgt für realistische Bedingungen am Einsatzort. 14 Übungen dieser Größenordnung führt Kommandant Rudolf Flamm pro Jahr mit seinen Kameraden durch, damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt. „Der Einsatzleiter muss innerhalb von Sekunden entscheiden, wie er handelt“, sagt der 55-Jährige mit gut 25 Jahren Erfahrung als Feuerwehrmann, während er beobachtet, wie sein Team die Lage unter Kontrolle bringt.
Jede Sekunde und jeder Tropfen zählt
Ein brennendes Gebäude auf einem abgelegenen Schwarzwaldhof ist auch ohne vermisste Personen eine besondere Herausforderung für die ehrenamtlichen Helfer. Findet doch das Feuer in Holz, Heu und Stroh auf Höfen reichlich Nahrung.
15 Minuten haben die drei Einsatzfahrzeuge vom Feuerwehrhaus am Ortsrand von St. Peter bis zu dem fast gänzlich von Wald umschlossenen Oberdreierhof in knapp 1000 Metern Höhe gebraucht. „In dieser Zeit wird aus einem Entstehungsbrand schnell ein Großbrand“, sagt Flamm.
Das Löschfahrzeug transportiert insgesamt 2500 Liter Wasser an den Einsatzort. Das ist schnell verbraucht bei einem Großbrand – doch die Schwarzwaldhöfe sind meist nicht an die öffentliche Versorgung angeschlossen. Für dieses Problem hat man allerdings schon vor Jahrhunderten eine Lösung gefunden: Löschteiche.
Wie vor 300 Jahren
Vor der Erfindung von Pumpen, Schläuchen und Feuerwehrautos behalfen sich die Menschen mit einer Eimerkette zwischen dem Brandherd und einem natürlichen oder künstlich angelegten Wasserreservoir. Auch der Oberdreierhof besitzt auf der Wiese hinter dem Haus, wo die Kühe grasen, einen solchen Löschteich. Wie lange es den schon gibt? Daran erinnert sich niemand mehr auf dem Hof. Vielleicht wurde der Teich bereits vor 300 Jahren angelegt, denn so alt ist das Anwesen der Familie Spiegelhalter. Gleich mehrere Quellen verhindern, dass der etwa zwei Meter tiefe und rund 15 Meter breite Teich austrocknet. Genug Wasser, um einen Großbrand zu löschen.
Übung macht den Meister
Während ein Teil von Flamms Feuerwehrleuten sich bei der Übung um das Löschen und die Rettung der Vermissten kümmert, legt ein weiterer Trupp eine Leitung zwischen Löschfahrzeug und Löschteich, damit das Wasser nicht ausgeht. Den Großteil des kühlen Nasses spritzen die Feuerwehrleute allerdings nicht auf die Scheune, sondern auf die Kuhweide daneben. Das Gras kann’s im Sommer gebrauchen und das Gebäude nimmt so bei der Übung keinen Schaden ... Geschafft! Die beiden Feuerwehrleute mit den Atemschutzmasken tragen die „Vermissten“ aus der verqualmten Scheune – zwei mit Sand gefüllte Puppen mimen Bewusstlose, die über die Feuerwehrleiter aus dem Gebäude evakuiert werden. Rudolf Flamm ist zufrieden mit seiner Truppe: „Die Übung ist gut abgelaufen.“
Einen echten Großbrand hat der Oberdreierhof zum Glück noch nie erlebt. Ein beruhigender Gedanke für die Familie Spiegelhalter: Die Freiwillige Feuerwehr St. Peter ist vorbereitet, falls die Scheune doch einmal Feuer fangen sollte ...