Die St. Wilhelmer-Hütte ist die höchstgelegene bewirtschaftete Almhütte in Baden-Württemberg und liegt auf etwa über 1423 Metern Höhe am Westhang des Feldbergs.

Alpensicht und heißer “Muni-Kaffee“

Am schönsten mit Einkehr Teil 2: St. Wilhelmer Hütte am Feldberg
02.11.2021

von Patrick Kunkel

Rund um den „Höchsten“ sind die Einkehrmöglichkeiten zahlreich und jede hat ihren eigenen Charme. So auch die St. Wilhelmer Hütte, die mit ihrem Spezialrezept ausgekühlte Wintersportler wieder auf Temperatur bringt.

Gut 35 Kilometer Weidezaun legt Walter Vollmer jedes Jahr im Spätherbst um. Ein hartes Stück Arbeit für ihn, aber gut für uns Schneeschuhwanderer. Schließlich würden wir sonst im Winter am Kuhdraht hängenbleiben, wenn die Almweiden rund um die St. Wilhelmer Hütte im Winter unter einer tiefen Schneeschicht verschwinden und ein grandioses Revier für Schneeschuhtouren bilden. Die wohl schönsten und auch vielfältigsten Strecken im ganzen Schwarzwald bietet nun mal die Gipfelregion rund um den Feldberg. „Wir haben die Hütte jedes Wochenende voll mit Schneeschuhwanderern“, bestätigt Hüttenwirtin Ute Vollmer, die drinnen in der warmen Stube hinter dem Tresen steht, während draußen der Dauerfrost für unangenehme Temperaturen sorgt.

“Es ist halt einfach immer schön hier oben, zu jeder Jahreszeit.“
(Ute Vollmer)

„Auch der Winter hat seinen Reiz“, fügt sie hinzu, um dann grinsend einzuschränken: „Wenn man drinnen in der Hütte sitzt und es draußen stürmt, dann ist es richtig toll. Ich bin ja nicht so gerne draußen, wenn es kalt ist.“

Muss sie ja auch nicht, dafür hat sie für Leute, die richtig frieren, genau die passende Mischung ersonnen: „Wer hier klappernd reinkommt trinkt am besten einen Muni-Kaffee. Allen wird es sofort nach dem ersten Schluck warm.“ Das Wundergebräu rinnt jedenfalls heiß die Kehle hinab und verbreitet sogleich eine wohlige Wärme in der Bauchgegend: Alkohol sei drin im Kaffee, lässt sich Ute Vollmer entlocken, außerdem Sahne – die restlichen Zutaten seien geheim. „Das gibt es nur bei uns auf der Hütte, das verrate ich nicht.“

Die Hüttenwirte Ute und Walter Vollmer sorgen für das leibliche Wohl ihrer Gäste.
Die Hüttenwirte Ute und Walter Vollmer sorgen für das leibliche Wohl ihrer Gäste. © Patrick Kunkel

Die St. Wilhelmer-Hütte ist die höchstgelegene bewirtschaftete Almhütte in Baden-Württemberg und liegt auf etwas über 1423 Metern Höhe am Westhang des Feldbergs. Im Sommer kümmern sich Ute und Walter Vollmer jetzt seit dreieinhalb Jahren um die Rindviecher der Weidegenossenschaft: „Ich habe den Winter lieber als den Sommer“, sagt Walter Vollmer: „Die Atmosphäre ist gemütlicher, wir haben keine Rindviecher zu versorgen und alles ist ruhiger. Ich schwitze dann weniger, draußen haben wir im Sommer 100 Sitzplätze mehr. Das ist eine Zeit, um gut runterzukommen.“

Das Schwitzen kann er auch getrost den Gästen überlassen, denn die Hütte ist schließlich nur mit Langlaufski, per Schneeschuhe oder zu Fuß zu erreichen – er selbst fährt lieber mit der Schneeraupe. Wir haben uns heute den Gipfeltrail am Feldberg vorgenommen, zumindest ein Teilstück, denn von der Sankt Wilhelmer Hütte aus stapfen wir dann nach einer Stärkung in der warmen Stube und reichlich beschwipst vom Muni-Kaffee weiter durch den einsamen Winterwald Richtung Feldbergnordseite – dort wollen wir im Naturfreundehaus übernachten, ehe wir am nächsten Tag auf dem Rückweg noch einmal mehr zum Feldberggipfel aufsteigen wollen. 

Schlafen kann man nämlich in der urigen Almhütte nicht: Das mit Holzschindeln komplett verkleidete Haus bietet keine Übernachtungsmöglichkeiten mehr, seit ein Gast durch Unachtsamkeit ein Feuer auslöste und die Hütte daraufhin im Jahre 1986 komplett niederbrannte. Für die Vollmers ist das natürlich auch ein kleiner Vorteil: „Abends ab fünf Uhr, wenn die letzten Gäste gegangen sind, genießen wir hier oben die absolute Ruhe“, schwärmt Ute Vollmer.