Die Narrenzunft „Hirtebue“ aus Schönwald

Traditionen der Fasnet

Hochschwarzwälder Fasnachtstraditionen - Teil 1
05.02.2024

Wer die Waschzuber-Taufe nicht besteht, ist kein waschechter Bär... und die Kinder, die nicht rechtzeitig zuhause sind, werden vom Betzitglunki geholt! Spannende Geschichten und Traditionen von verschiedenen Narrenzünften des Hochschwarzwaldes warten auf euch.

Eiskalte Bärentaufe

Die Fasnachtsvereine in unserer Region präsentieren stolz ihre einzigartigen Bräuche und feiern mit Begeisterung die närrische Zeit. 

Eine Zunft mit besonderem Aufnahmeritual ist die Bärenzunft Bärental e.V. aus Feldberg-Bärental. Die Idee, den Ortsnamen Bärental als Fasnachtsfigur in Form eines Bären darzustellen, entstand 1979, als die Gemeinden Altglashütten, Feldberg-Bärental und Falkau zur Großgemeinde Feldberg zusammengelegt wurden. Erstmals wurde der Name Bärental 1691 als "Beerenhalden" erwähnt. Sehr wahrscheinlich ist der Name des Ortes nicht mit Bären, sondern mit den reichhaltigen Beerenvorkommen in Verbindung zu bringen. Daraus entstand die Figur des Beerewiblis (verschmitzte Frau, die Beeren sammelt). 

Bei der Narrentaufe müssen die Anwärter:innen unter anderem eine kleine Bärenholzmaske aus einem Waschzuber, der mit Schnee und Wasser gefüllt ist, herausfischen. Hierdurch werden die Anwärter:innen auf die durchaus kalten Winter in Feldberg-Bärental eingestellt. Danach werden sie mit Bärendreck (Lakritz Gummibärchen & Schnaps) versorgt, sowie mit Heidelbeeren eingerieben, wodurch sie optimal auf ihre bevorstehende Aufgabe als Bär und Beerewibli vorbereitet sind.

Bär und Beerewibli der Bärenzunft Bärental
Bär und Beerewibli der Bärenzunft Bärental © Bärenzunft Bärental e.V.

Die Geschichte der Hirtenbue

Viele verschiedene Zünfte prägen die Fasnachtstraditionen im Hochschwarzwald, in Schönwald gibt es sogar gleich 3 verschiedene Zünfte:

Die Narrengruppe Weiherma, die traditionell die Fasnacht mit einem Weihersprung eröffnet, die Wälderhexen Schönwald, die jüngste der drei Zünfte und die Hirtebue, die Traditionszunft von Schönwald.

Die Narrenfigur "De Hirtebue" basiert auf den traditionellen Hirtenbuben, die im Schwarzwald Vieh hüteten. Da die meisten Familien früher arm waren, zogen ihre Kinder als Hirtenbuben los, um die Herde weiden zu lassen und so Essen zu verdienen. Die Bemalung auf dem Häs soll das saftige Grün der Wiesen und Äcker darstellen.  Die "Narrenzunft Schönwald" wurde 1972 gegründet, nachdem der Rat die Schönwälder Fasnet wieder aufleben ließ. 

Die Narrenzunft „Hirtebue“ aus Schönwald
Die Narrenzunft „Hirtebue“ aus Schönwald © Schöwald Event Fotografie Jogi Ritter

Obacht, der Glunki kommt!

Wenn die Fasnacht begonnen hat machen die Betzitglunki aus St. Märgen die Straßen unsicher. 

Die Geschichte des Betzitglunki geht auf eine Sagengestalt zurück, mit der Eltern ihren Kindern Angst machen wollten wenn sie abends nicht vor dem „Angelusläuten“ (der Zeit des Abendgebetes = Betzit (Gebetszeit)) zuhause waren. 

„Kumme jo di recht Zit heim, schonscht holt euch de Betzitglunki" (Kommt bloß zur richtigen Zeit nach Hause, sonst holt euch der Betzitglunki). So oder so ähnlich hörte es sich an, wenn die Kinder zum spielen raus gingen und die Eltern nicht wollten, dass ihre Kinder zu spät nach Hause kamen.

Am schmutzigen Donnerstag  befreien die Betzitglunki immer die Schul- und Kindergartenkinder und stellen den Narrenbaum im Dorf auf. Danach ist närrisches Treiben im Dorf und am Abend noch ein Hemdglunkerumzug. Im Sommer erschrecken sie auch die Teilnehmer:innen bei den Geisterwanderungen durch St. Märgen.

Die Narrenzunft Betzitglunki aus St. Märgen
Die Narrenzunft Betzitglunki aus St. Märgen © Betzitglunki e.V.

Strohberghexen in der Walpurgisnacht

"Am Ursee, dessen Wasser unermesslich tief ist, hatten die Hexen von jeher ihren Tummelplatz. Dort kamen sie mit dem Leibhaftigen zusammen. Besonders in der Walpurgisnacht kann man noch ihr Tun und Treiben beobachten", so steht es in den Sagen- und Märchenbüchern über den südlichen Schwarzwald und Lenzkirch geschrieben.

Gäste müssen aber zum Glück nicht bis zur Walpurgisnacht warten, denn die Lenzkircher Strohberghexen treiben auch an Fasnacht ihr Unwesen. Sie und ihr Hexenmeister, der Teufel, zählen aktuell 55 aktive Mitglieder, 23 Kinderhexen und 107 passive Mitglieder. Auch bei den Narrensamen (Nachwuchs der Narren) gibt es einen Kinderteufel. 

Die Strohberghexen bekamen ihren Namen von den ersten 6 Mitgliedern, die am Fuße des Strohberges wohnten. Im Jahre 1986 veranstalteten die Hexen zum ersten Mal eine Walpurgisnacht. Diese findet wieder am 30.04.2024 statt.  Am Fasnachts-Freitag findet der jährliche Preismaskenball statt. Bei diesem werden die Probejährler mit ihrer Hexentaufe bei den aktiven aufgenommen. Sonntags sind dann die kleinsten Hexen die Größten, denn sie führen bei der Kinderfasnacht ihren fleißig erprobten Hexentanz vor.

Lenzkircher Strohberghexe auf einem Umzug
Lenzkircher Strohberghexe auf einem Umzug © Caroline Waldvogel

Die Knodle, die die Eiszeit überlebten

Knodle sind Wesen aus Hinterzarten, die immer mit einer ausgelassenen, fröhlichen Stimmung im Schwarzwald lebten. Als eine grausame Eiszeit begann, hatten die Knodle nichts mehr zu lachen. Viele von ihnen starben in der Eiswüste, denn in der Kälte gab es immer weniger Möglichkeiten, die für sie lebenswichtige Rauschbeere anzupflanzen. Die Beere verlieh den Knodle unglaubliche Kräfte zum Tanzen und Lachen. Nur wenigen Knodle gelang es, auch ohne Rauschbeere in der schweren Zeit zu überleben. Sie hielten ihre Körper durch wildes Tanzen über dem Gefrierpunkt. Diejenigen, die sich nicht genug bewegten, erstarrten sofort zu Eis. Endlich fanden sie einen Zufluchtsort, der sie erlöste und bis heute vor dem Aussterben bewahrt: eine Spalte im Eis, durch die sie in einen Hohlraum gelangten. Dort, unter dem Moor, hielten sie lange Winterschlaf und wachten erst auf, als das Eis zu schmelzen begann. Als der Boden völlig aufgetaut war setzten die Knodle das letzte Samenkorn der Rauschbeere in den Boden, das sie aufbewahrt hatten. Ein paar Jahre später ernteten sie wieder genügend Beeren um ihren Knodletrank zu brauen. Das uralte Braurezept gilt als größtes Geheimnis und ist nur ganz wenigen Knodle zugänglich... Die Knodle lebten wieder so wie ihre Vorfahren, ausgelassen und fröhlich. Das ihnen vertraute Moor verließen sie jedoch nie. Später entschied der Ältestenrat der Knodle, den Partymüden Menschlein ein paar Mal im Jahr aus den Tiefen des Moores zu erscheinen, um ihnen lustige Feste zu veranstalten, bei denen sie viel lachen und tanzen sollten. So erscheinen sie heute noch, vor allem zur Fasnachtszeit, um mit den Menschen die ganze Nacht zu feiern und zu tanzen. Diese Gesänge der Knodle ertönen in manchen Nächten im Moorwald und ihre Schatten lassen sich bisweilen erahnen.

Gruppenbild der Moos Knodle aus Hinterzarten
Gruppenbild der Moos Knodle aus Hinterzarten © Moos Knodle Hinterzarten e.V.

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