Süßes Hüsli - ein besonderes Lebkuchenhaus
Hochgenuss, Handwerkskunst, Hochschwarzwald: Dieses Dreierlei bringen zwei Hobbybäcker regelmäßig zum Advent in tagelanger Kleinarbeit, in Zuckerguss und XXL gekonnt auf die Lebkuchenplatte.
Sie haben es wieder getan: Tief verschneit lugt das essbare Kunstwerk unter Puderzuckerschnee hervor, mit spitzen Zuckergusseiszapfen, die vom mandelbeschindelten Walmdach hängen. Hinter bonbonverglasten Fenstern strahlt es heimelig, draußen tummeln sich Gummibärchenskifahrer am Lebkuchenlift – kein Schwarzwaldhüsli zum drin Wohnen, aber eines, bei dem Kinderwinterträume wahr werden, haben die Freunde Anna Hehenberger (32) und Toni Burger (35) im dreitägigen Backmarathon hingezaubert.
Ihr Rezept? Man nehme die dreifache Menge Lebkuchenteig („die Erfahrung zeigt: wir essen viel“), ein ordentliches Maß an Frustrationstoleranz („einen kleinen Wutanfall gibt es jedes Jahr“), eine gehäufte Portion Kreativität samt einer Handvoll Geduld, und zu guter Letzt „eine kleine Prise Wahnsinn“, zählen die beiden auf. So entstanden nach ihrem ersten Knusperhäuschen, das vor lauter Experimentierfreude zweistöckig geriet, ein Schwarzwaldhaus, danach die Hexenlochmühle, schließlich die Ravennaschlucht samt Weihnachtsmarkt und nun das Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen als Krönung.
Gemeinsame Leidenschaft: das Backen und der Schwarzwald
Doch wie kommen eine Kinder- und Jugendpsychotherapeutin und ein Softwareentwickler darauf, sich als Zuckerbäcker zu verkünsteln? Toni wollte schon immer mal ein Lebkuchenhaus backen, und nachdem Anna im norwegischen Bergen die weltgrößte selbstgebackene Pfefferkuchenstadt bewundern durfte, war auch sie Feuer und Flamme. Da passte es gut, dass die neu erwachte Backleidenschaft in den Advent fiel, denn gewöhnlich trafen sich die passionierten Radfahrer zu Mountainbike- oder Rennradtouren durch den Schwarzwald. „Das Lebkuchenhaus ist ein fixer Punkt, um uns auch im Winter zu treffen. Und weil einfließen sollte, was wir sonst so machen, kam der Schwarzwald dazu“, so Anna, die aus der Nähe von Mönchengladbach kommt, nun mit Mann und Sohn in Freiburg lebt und schon längst verliebt ist in den Schwarzwald.
Zum Schluss die Kür: das Verzieren
Toni ist gebürtiger Schwarzwälder, wohnt aktuell in Kirchzarten und bringt Anna nicht nur seine Heimat, sondern auch den Dialekt näher: „Seither weiß ich, was ein Wellholz (Nudelholz) oder eine Holzbiege (Holzstapel, wie er gerne vor Schwarzwaldhöfen steht) ist“, sagt Anna, die beiden lachen und legen los: Sie basteln Papierschablonen, schneiden den ausgewellten Teig in Form, ehe er in den Ofen wandert. Der Mörtel, der die Hausteile zusammenhält, ist viel Zuckerguss; „damit kriegt man alles hin“. Problemlos gelingen mittlerweile die Lebkuchenberge: Die werden über Backpapierknäuel drapiert im Ofen gebacken. Aber: „Das Dachziegelaufkleben mit Mandelblättchen, das bringt mich an die Grenze“, stöhnt Toni, und Anna bestätigt: „Da reißt mir echt der Geduldsfaden. Aber es lohnt sich.“
Dann folgt die Kür, das Verzieren: Gummibärchenmännchen, die an Kekstischen oder im Liebesperlenwhirlpool sitzen, viel Smartis für die Hausfassade. „Das Beste ist der Moment, wenn man es mit Puderzucker schneien lassen kann“, schwärmt Toni. Und Anna? Ist schon beim nächsten Projekt, dem Unterkrummenhof aus Lebkuchen: „Das wäre mein Traum: Den ganzen Schluchsee aus Bonbons zu machen.“ Doch bis es so weit ist, können alle das Hüsli während des Weihnachtsmarkt in der Ravennaschlucht im Göthehaus bewundern.