Erzähler mit Pinsel und Farbe

Der Weg zu Bernhard Schwär, der im Außenbereich von Breitnau in einem Schwarzwaldhof aus dem Jahr 1880 lebt, ist nicht leicht zu finden. Der frühere Bauernhof steht auf dem Zimmeracker, wo einstmals die Balken für den Bau von Höfen und Ställen zurechtgeschnitten wurden, und ist mit dunklen Holzschindeln verkleidet. Urig sind auch die Innenräume. Schwär führt in die spärlich beleuchtete Stube mit Kachelofen. An den Wänden: alte Familienfotos, mehrere historische Schilderuhren, daneben unzählige Erinnerungsstücke und Bücher. In der Mitte steht ein Tisch, darauf verteilt: angefangene Zeichnungen, ein Glas mit Pinseln und zahlreiche Tuben und Gläschen mit Farben. Wie das Stillleben einer Künstlerseele. Obwohl sich im oberen Stock noch ein Atelier befindet, bevorzugt Schwär diesen Ort inmitten seines Wohnzimmers zum Arbeiten.

Schilder für den Breitnauer Türkenlouispfad

In Fensternähe liegt ein Bild, an dem der Grafiker und Künstler gerade arbeitet. „Das gehört zu einer Reihe von Schildern für den Türkenlouispfad – einen Wanderweg, den wir gerade im Verein Wälderleben aufbauen“, erklärt er und zeigt einige bereits fertige Vorlagen. Erstellt hat er sie von Hand, nur mit Pinseln und Stiften. Die Arbeit am PC ist ihm fremd, das Internet nutzt er nicht hier oben, auf gut 1.000 Metern über dem Meer. Die Bilder sollen künftig als 1,60 Meter große Schilder mit Infotexten an den Eingängen zu den sieben Schanzen aus der Zeit des Türkenlouis stehen, die rund um Breitnau zu finden sind. Die barocken Befestigungsanlagen wurden Ende des 17. Jahrhunderts vom Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden, genannt Türkenlouis, zur Verteidigung gegen französische Angriffe errichtet. Auf Initiative des Kulturvereins Wälderleben werden sie nun wieder instandgesetzt und durch einen Themen-Wanderweg verbunden.

Eine im Hochschwarzwald verwurzelte Künstlerseele

Von Anfang an dabei ist Bernhard Schwär, Jahrgang 1955, selbständiger Grafiker, Cartoonist, Fotograf. Er beschäftigt sich schon lange mit der Geschichte seiner Heimat und gibt auch Gästeführungen rund um Breitnau. Bis auf eine Unterbrechung von zwei Jahren hat Schwär immer hier gelebt. „Ich bin zwei Meter von meinem jetzigen Bett zur Welt gekommen. Andere schwirren in der Welt herum, ich bin hier verortet“, sagt er. Als Künstler und Grafiker ist er ein Spätberufener, erst mit 32 Jahren begann er sein Grafikstudium. Farbe, Gestaltung und Malerei waren schon immer seine Leidenschaft, zunächst machte er allerdings eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Auch als Schwarz-Weiß-Fotograf war Schwär unterwegs, dokumentierte kurz nach der Wende das Ende des Braunkohletagebaus in der Lausitz. Seit 1987 hat er bei über 50 Ausstellungen in und außerhalb der Region seine Werke gezeigt.

Cartoons mit Feder und Tinte sind sein Ventil

In all den Jahren hat Schwär auch Cartoons gezeichnet, mit Feder und Tinte. Sie beschreibt der Künstler als eine Art Ventil. Darin hat er oft groteske, skurrile und bizarre Geschichten zu Papier gebracht – zumeist spontan und absichtslos, oft im Zug, wo dem begeisterten Eisenbahnfahrer die Mitreisenden zum Anschauungsmaterial wurden. 1997 erhielt Schwär für seine Cartoons einen Preis bei der 13. Biennale in Bulgarien. Seit einigen Jahren entstehen auch farbige Cartoons mit skurril-ironischen Schwarzwaldmotiven. Oder eben Schilder für den Türkenlouispfad, der im Herbst 2024 eröffnet werden soll.

Weitere Infos zu den Projekten des Vereins Wälderleben gibt’s im Netz: waelderleben.de